10 Amerikanische Pioniere: Glass Marc Blitzstein. Glass war allerdings weniger von ihr als von Ravi Shankar beeindruckt, für den er in dische Musik in westliche Notation übertrug und der ihm Einblick in die komplexen rhythmischen Strukturen der indischen Musik verschaffte. Diese Begegnung und weitere Studien der außereuropäi schen Musik leiteten Glass’ Bruch mit der akade mischen Tradition in die Wege. 1966 schrieb Glass für die Theatertruppe Mabou Mines seine ersten »minimalistischen« Kompositionen, die eine radikal veränderte ästhetische Auffassung des Begriffs Kunstwerk offenbarten: Die Musik, die wesentlich durch Wiederholung eines (fast) gleichbleibenden melodischen Materials, kaum wahrnehmbare Ver änderung des musikalischen Verlaufs und eine pro- noncierte Rhythmik charakterisiert ist, wollte den Hörer nicht an das Gehörte fesseln, sondern ihn durch das konzentrierte Verfolgen der minimalen Veränderungen auf sich selber zurückwerfen. Philip Glass und sein Ensemble hatten engen Kontakt zur New Yorker »minimal art-Szene«, und die ersten Konzerte mit seinen bahnbrechenden Kompositionen fanden in den Galerien und Lofts von New York statt. In Europa entwickelte sich ein reges Interesse an seinem Schaffen, und auf dem alten Kontinent gelang es ihm Mitte der 1980er Jahre, sich mit seiner Opemtrilogie »Einstein on the Beach«, »Satyagraha« und »Echnaton« als Opern komponist zu etablieren. Weitere Werke folgten, die mit großem Aufwand in bedeutenden Häusern der Welt gespielt werden. Glass hat sich später auch den anderen tradi tionellen Gattungen zugewandt: Er komponierte Streichquartette, Sinfonien (inzwischen acht), Kon zerte, und diese Hinwendung zu den orchestralen Gattungen brachte eine Veränderung des Stils mit sich, der zwar noch immer auf minimalistische Ele mente zurückgreift, aber gleichzeitig auch den mu sikalischen Gesten und dramaturgischen Erforder nissen der großen Formen Genüge tut. Mit seiner Operntrilogie setzt Philip Glass, der zum buddhistischen Glauben gewechselt ist, drei Männern ein Denk mal: Einstein, Gandhi und Echnaton. Diese Drei woll ten auf ganz unterschied liche Weise die Welt gewaltfrei verändern.