DRESDNER PHILHARMONIE Problempunkt in der Ives-Rezeption geworden ist Doch zum einen sind die Gegensätze oft musikalisch | subtil verknüpft und in einen übergreifenden rhap sodisch-rhetorischen Gestus eingebunden, und zum \ anderen beruht Ives’ Musik auf ganz speziellen, im neuenglischen Transzendentalismus eines Emerson oder Thoreau verankerten und von Ives selbst in sei nen Essays »Before a Sonata« formulierten ästheti- | sehen Prämissen, nach denen die Kunst der Vielfalt der Natur nachgebildet sein soll und diese Vielfalt I erst in einer höheren Einheit jenseits aller konkre ten Erscheinungen aufgehoben ist, nach denen aber auch die »substance« (Substanz/Gehalt) der j Kunst absolute Priorität vor jeglicher »männer« (Ausdrucksweise/Manier/Form) genießt. »Three Places in New England« (»Drei Orte in Neu England«) ist eine Suite (Ives nennt sie »Orchestral Set 1«), de ren drei Sätze drei Orte schildern, die in der US- amerikanischen Geschichte von Bedeutung sind. Ives skizziert in dieser Suite die amerikanischen Ideale, das Lebensgefühl und die patriotische Hal tung der Amerikaner am Anfang des 19. Jahrhun derts. Wesentliches Stilmittel ist der Rückgriff auf Volkslieder. 7. Satz: The »St. Gaudens« in Boston Common (Col. Robert Gould Shaw and his Colored Regiment) Der Satz ist ein Tribut an das gleichnamige Krie gerdenkmal, das in Boston steht. Es ist dem 54. Re giment, dem ersten afroamerikanischen Regiment der Nordstaaten, gewidmet, das beim Angriff auf ( Fort Wagner in South Carolina große Verluste er litt. Ives verarbeitet in diesem Satz alte Plantagen songs und Lieder aus dem Bürgerkrieg, die starke außermusikalische Assoziationen beim (amerikani schen!) Hörer hervorrufen und es gelingt ihm so, ein Denkmal für diejenigen zu setzen, die im Kampf um die Emanzipation der Schwarzen im Bürgerkrieg umgekommen sind. Entstehung des Werkes 1908 bis 1913 Uraufführung 16. Februar 1930 in einer reduzierten Fassung unter der Leitung von Nicholas Slonimsky für das Ameri kanische Kommittee der Internationalen Gesell schaft für Neue Musik (IG- NM); erste öffentliche Auf führung 10. Januar 1931 Aufführungsdauer ca. 18 Minuten Besetzung 3 Flöten (3. mit Piccoloflöte) 2 Oboen (2. mit Englisch horn) 2 Klarinetten 2 Fagotte Kontrafagott 4 Hörner 2 Trompeten 3 Posaunen Tuba Pauke Schlagwerk Klavier/Celesta 2 Harfen Orgel Streicher