Joseph Haydn Missa in Angustiis d-Moll, Hob.XXIM 1 (»Nelson-Messe«) Nach der Rückkehr von seiner zweiten Londoner Reise ver tonte Haydn erst im Jahr 1796 nach einer Pause von 14 Jahren wieder einen lateinischen Messtext. Mit ein Grund für diese lange Unterbrechung war eine Gottesdienstreform unter Kai ser Joseph II, die nur noch vereinzelt orchesterbegleitete Mu sik im Gottesdienst zuließ - erst nach dem Tod des Monarchen wurden Teile der Verfügung wieder aufgehoben. Die »Nelson-Messe« gilt als die berühmteste der sechs späten Messen, die Haydn in der Zeit von 1796 bis 1802 komponiert hat. Auftraggeber des knapp 40-minütigen Werks war Fürst Nikolaus Esterhazy, der die kirchliche Feier des Namenstages seiner Gemahlin Maria Josepha Hermenegild durch »alljähr lich eine neue Meß« seines berühmten Kapellmeisters Haydn festlich gestalten wollte. Haydn komponierte die Messe in Ei senstadt in sehr kurzer Zeit, vom 10. Juli bis 31. August 1798. Ursprünglich bezeichnete Haydn das Werk nur mit »Missa«, später erweiterte er die Bezeichnung auf »Missa in Angustiis« (Messe in Zeiten der Sorge], da die Messe in der politisch schwierigen Zeit der napoleonischen Kriege entstanden ist. Als einzige Messe Haydns ist sie in wesentlichen Teilen in ei ner Moll-Tonart geschrieben. Der Beiname »Nelson-Messe« ist nachträglich noch zu Lebzeiten Haydns entstanden. Die Nachricht vom Sieg des englischen Admirals Nelson über die französische Flotte soll Haydn erreicht haben, als dieser gera de das Benedictus komponierte. »Von jetzt an habe er das Bild eines blasenden Kouriers durchaus nicht aus seiner Phanta sie verdrängen können, und da die Idee seines Benedictus mit jener so verwandt gewesen, so habe er die obligate Trompete dazu gesetzt«, überliefert es ein anonymer Tagbucheintrag aus dem Jahr 1800, der sich auf ein Gespräch mit Haydn be ruft. Dem widerspricht allerdings, dass die Siegesnachricht vom Nil erst nach beendeter Komposition der Messe in Wien bekannt geworden ist.