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ZUR EINFÜHRUNG Die Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mo zarts reifstem Werk im Stile der Opera seria, zu dem im Januar 1781 in München uraufge- führten „Idomeneo", ist ein einsätziges, den Inhalt des Dramas in großartiger Weise vor ausnehmendes Tonstück im Gluckschen Sinne. Die Musik mit ihren herben Dissonanzen und Moll-Wendungen drückt den dunklen Grundton der Opernhandlung aus. Sie läßt die Bedro hung ahnen, unter der die Menschen der Oper stehen, deutet aber auch deren Fähigkeit zu Liebe und zu entsagungsvoller Größe an. Ein zweites Thema mit sanften Seufzern bringt Auf hellung, Hoffnung, doch in der Reprise fehlt es. Ergebung in den Willen der Götter scheint der Schluß zu künden. Mozart schrieb die Oper „Idomeneo, Re di Creta", die auch seine letzte Opera seria „La Clemenza di Tito" (Prag 1791| nicht mehr überbieten konnte, im Auf träge des Münchner Hofes unter größten Zu kunftserwartungen. Sie ist aber ein Schmer zenskind des Meisters gewesen. Einen Monat nach dem berühmten d-Moll-Kla- vierkonzert KV 466, am 9. März 1785, voll endete Mozart das Konzert für Klavier und Orchester ODur KV 467, das er am 10. März in einer seiner Akademien im Wiener Burg theater erstmalig vortrug. Gegenüber dem schwermütigen, bereits in romantische Aus drucksbezirke vorstoßenden diMoll-Konzert zeigt dieses Werk wieder eine ganz andere Grund haltung: Kraftvolle Heiterkeit, festlicher Glanz und farbige Klangpracht dominieren hier. Dennoch blieb Mozart in dem besonders durch seine unerhörte Einfallsfülle bestechenden C-Dur-Konzert bei einer schon im vorangegan genen Konzert manifestierten ausgesprochen sinfonischen Gestaltungsweise. Der brillante, vir tuos-elegante Klavierpart wie der vor allem durch mannigfache interessante Bläserwirkun gen fesselnde Part des reich besetzten Orche sters werden gleichermaßen in das musikali sche Geschehen einbezogen, wobei die große sinfonische Einheit des Werkes auch durch motivische Verästelungen und Reminiszenzen zwischen den einzelnen Sätzen zum Ausdruck kommt. Der Charakter des ersten Satzes wird im we sentlichen durch sein energisches, zündendes Hauptthema bestimmt; die marschartige Thema tik entspricht der zur dieser Zeit sehr beliebten, von Mozart auch in einigen anderen Klavier konzerten aufgegriffenen Form des sogenannten „Militärkonzertes". Jedoch werden dem gegen über auch kontrastierende, lyrisch-innige Episo den wirksam, und ein Nebenthema erinnert sogar stark an das Hauptthema der dunk len g-Moll-Sinfonie KV 550. „Eine von allen Rücksichten auf die Men schenstimme befreite ideale Aria" nannte der Musikforscher Alfred Einstein den folgenden Satz, ein anmutsvolles Andante. Er besteht aus einer fortlaufenden, weitgeschwungenen Kanti- lene des Soloinstrumentes, vom Orchester zart durch Bläser und sordinierte Streicher umspielt, mit Triolen und Pizzicato-Begleitung. Ungetrübte, geschliffene Heiterkeit herrscht schließlich im liebenswürdig-temperamentvollen, in freier Sonatenform angelegten Finale, des sen tänzerisches Thema in vielseitiger, geist voll-witziger Weise verarbeitet wird. Antonln Dvorak schrieb insgesamt neun Sin fonien, die mit ihrer sich von Werk zu Werk steigernden Schönheit des musikalischen Ge halts und der sich mehr und mehr ausprägen den nationalen und persönlichen Eigenart Dvo rak zu einem der bedeutendsten Sinfoniker in der Musikgeschichte werden ließen. Es steht überdies außer Frage,. daß Antonln Dvorak der eigentliche Begründer der tschechischen Sinfonik ist. Einige Verwirrung herrscht über die Numerie rung der Sinfonien Dvoräks: Die unrichtige Nu merierung zu Lebzeiten des Komponisten hatte der Berliner Verleger Fritz Simrock bewußt ver schuldet. Die Sinfonie D-Dur op,60, beim Er scheinen als erste bezeichnet, war in Wirk-