im folgenden Andante tritt die Sonne wieder hervor. Uber einem zarten Klangteppich von ausgehaltenen Bläser- und gezupften Streicher akkorden erklingt im Englischhorn eine pasto- rale Alphornmelodie, vom Vogelgesang in der Flöte umrankt. Trompetenfanfaren künden im abschließenden Allegro-vivace-Teil den Frei heitskampf der Schweizer an, der sich in einem rhythmisch prägnanten, zündenden Ge schwindmarsch austobt und die Ouvertüre triumphal beendet. Von den zahlreichen Sequenz-Dichtungen, die das Mittelalter in die Meßliturgie eingefügt hatte, ließ das Konzil von Trient (1545 bis 1563) nur fünf bestehen. Unter diesen befand sich die Sequenz zum Feste der sieben Schmerzen Mariae, das am Donnerstag nach dem Passionssonntag gefeiert wurde: „Stabat mater dolorosa". Als Verfasser gilt der Franzis kanermönch Jacopone aus Todi in Umbrien (gestorben 1 306). Gegenüber dem Zeitalter der Romantik, das die Gestalten des Neuen Testaments in hieratische Ferne gerückt hatte, suchte die Hochgotik ihre menschliche Nähe. Beredter Ausdruck hierfür ist der aufblühende Marienkult, der eine künstlerische Sublimierung unter anderem im sogenannten Vesperbild, der „Pieta", fand: die trauernde Gottesmutter, die den zerschundenen toten Sohn auf ihrem Schoß hält, ein Motiv, das in der gotischen Kunst immer wieder künstlerisch gestaltet wurde. Die Sequenzdichtung Jacopones sucht in schwermütigen Terzinen sich in die Leiden der Mutter Christi unter dem Kreuz einzufühlen und diese Leiden fromm zu betrachten, um aus der Betrachtung Gnade für das eigene Seelenheil zu gewinnen. Seit der großartigen Doppelchor-Vertonung Palestrinas hat die Dichtung immer wieder Musiker angezogen. Berühmt und vielbewun dert wurde die Komposition des frühvollendeten Giovanni Battista Pergolesi (1710 bis 1736), die auch Gioacchino Rossini als Vorbild ge dient hat. Der große Opernmeister hatte sich 1829 mit seinem „Guillaume Teil" endgültig von der Opernbühne verabschiedet. Der Grund für diesen Rückzug auf der Höhe des Ruhmes ist bis heute ungeklärt. 1831 reiste er auf Einla dung eines vermögenden Bankiers nach Spa nien. In Madrid bestellte der adlige Prälat Francisco Varela bei ihm die Komposition eines Stabat mater. Rossini hatte zunächst im Hin blick auf die von ihm bewunderte Vertonung Pergolesis Bedenken, willigte aber dann ein. Er teilte die Dichtung in zehn Abschnitte. Ent sprechend der italienischen und französischen Oper weitete er gegenüber Pergolesi den Vokalapparat auf vier Solostimmen und Chor, zu denen das Orchester tritt. Eine Krankheit zwang ihn, nach Vollendung der ersten sechs Teile die Komposition abzubrechen und den Bologneser Komponisten Giovanni Tadolini mit der Fertigstellung der restlichen vier Sätze zu beauftragen. In dieser komplettierten Form sandte er das Manuskript unter dem 28. März 1832 an den Auftraggeber. Am Karfreitag des folgenden Jahres wurde es in Madrid zum ersten Male aufgeführt. Vier Jahre später starb Varela, und seine Erben wollten das Werk veröffentlichen lassen. Rossini ging gerichtlich gegen sie vor und kom ponierte nunmehr die letzten vier Sätze selber, um das Werk seinerseits im Druck erscheinen zu lassen. Die Uraufführung des auf diese Weise komplettierten Werkes fand am 7. Ja nuar 1842 in Paris statt. Das Stabat mater ist neben der Petite Messe solennelle die be deutendste Komposition des späten Rossini. Man hat dem Werk-Opernhaftigkeit vorge worfen. Schon der leicht ironische Kommentar, den Heinrich Heine anläßlich der Uraufführung gab, zielt in diese Richtung: „Das Stabat des großen Maestro war dieses Jahr die vorherr schende musikalische Begebenheit. Über die erste tonangebende Execution brauche ich