zu messen ist. (So wurden Opernarien und -en- sembles Rossinis, mit sakralem Text unterlegt, in die kirchenmusikalische Praxis seiner Zeit einbezogen, ja sogar Opernouvertüren als in strumentale Einleitungen in Gottesdiensten ge spielt!) Als 34. Bühnenwerk schrieb Rossini 1 822 seine letzte italienische Opera seria „Semira- mis" („Semiramide") nach Voltaires Tragödie „Semiramis", die am 3. Februar 1823 am Teatro La Fenice in Venedig (mit seiner ersten Ehefrau, der Sängerin Isabella Colbran, in der Titelrolle) ihre kühl aufgenommene Premiere erlebte. Die leichtgeschürzte, geistvoll-sprü hende, elegante Melodik, die pikante Rhyth mik, die subtile Instrumentation der Ouvertüre zu dieser heute kaum noch gespielten Oper (1932 wurde in Rostock eine deutsche Fas sung vorgestellt) demonstrieren typischen Ros sini-Stil. Eigenwillig ist der Typ der alten italienischen Opernouverfüre (schnell - lang sam - schnell) abgewandelt. Der erste Ab schnitt ist nur noch Auftakt zum Andantino mit seinen reichverzierten melodischen Figuren; Zielpunkt der Entwicklung ist der köstliche Allegro-Satz mit seiner atemberaubenden Stretta- Steigerung. Rossinis einaktige Oper „Die seidene Leiter" („La scala di seta") wurde am 9. Mai 1812 in Venedig im Teatro San Moise uraufgeführt. Ungewöhnlich für damalige Begriffe beginnen die Violinen solo die Ouvertüre mit einem her abstürzenden Lauf (Allegro vivace), im dritten Takt unterstützt von den Bratschen, bis im vierten Takt ein Unisono aller Instrumente auf c (fortissimo) diesen Lauf bremst und den An- dantinoteil eröffnet, den lyrisch getragene Melodien der Holzbläser und Hörner (ohne Streicherbegleitung) bestimmen. Den folgen den Allegroteil eröffnen wiederum die Violinen - pizzikato von den übrigen Streichern beglei tet - mit dem munter hüpfenden, vorwärts drängenden ersten Thema; sie werden von den Bläsern abgelöst und führen es schließlich mit diesen zu einer glänzenden Steigerung bis zum Fortissimo. Die 1. Violinen leiten danach allein zum zweiten, typisch Rossinischen Thema über, in das sich Flöte und 1. Klarinette mit einem wiegenden Motiv und Oboen mit keck hüpfenden Terzen teilen. Ein zuerst von Simon Mayr verwendetes und dann auch für Rossini so charakteristisches Orchestercrescendo, das bei Beibehaltung eines Motivs durch nach und nach hinzutretende Instrumente erreicht wird, schließt den Teil ab. Lang ausgehaltenen Blä serakkorden folgt ein kurzes Spiel mit dem zweiten Thema, bevor die 1. Violinen zur fol genden Reprise der beiden Themen hinführen. Ein gewaltig anwachsendes Orchestercres cendo beendet sprühend die Ouvertüre. Rossinis letzte Oper „Wilhellm Teil" („Guil- laume Teil") - entstanden unter dem Eindruck der französischen Grand Opera, insbesondere von Aubers „Stummer von Portici" - war am 3. August 1 829 in der Pariser Opera zunächst mit mäßigem Erfolg, dann mit immer wach sendem Beifall aufgeführt worden. Heute er scheint sie seltener auf unseren Bühnen, da gegen erfreut sich die Ouvertüre besonderer Beliebtheit. Im Gegensatz zu Rossinis sonsti gen Ouvertüren - die ohne weiteres austausch bar sind - ist diese eng mit der folgenden Handlung verbunden und nimmt ganz im Sinne der Potpourriouvertüre Themen und Höhepunkte der Oper vorweg. Mit ihrem warmen Timbre und inniger Kan- tilene bestimmen fünf solistische Violoncelli - begleitet von Pizzikati der Kontrabässe - das lyrisch einleitende Andante. Im folgenden Al legroteil schildert Rossini Zuerst ein Unwetter. Anfangs malen die 2. Violinen und Bratschen das Säuseln des Windes, begleitet von einzel nen fallenden Regentropfen (in den Holzblä sern). Immer heftiger beginnt dann der Sturm zu toben. Ein Gewitter bricht los, dargestellt durch chromatische Gänge, Schleiferfiguren und Tremoli. Schließlich verzieht es sich, und