Volltext Seite (XML)
nichts zu melden; genug, die Italiener sangen. Der Saal der italienischen Oper schien der Vor hof des Himmels; dort schluchzten heilige Nachtigallen und flössen die fashionabelsten Thränen." Dreißig Jahre später sollte man auch dem Sakralwerk eines anderen großen Italieners opernhafte Äußerlichkeit bescheinigen, Verdis „Messa da Requiem". Aber Rossini stand, wie Pergolesi, in der Tradition der italienischen Kir chenmusik, die seit dem 17. Jahrhundert Ele mente der beherrschenden Gattung der Vokal musik, der Oper, in sich aufgenommen hatte. Rossinis unreflektierte Religiosität sah keine Ver anlassung, zur Schilderung der Affekte der leidenden Gottesmutter, ihrer Schmerzen, eine andere melodische und rhythmische Sprache zu sprechen, als er sie seine Opernfiguren in gefühlsmäßig ähnlichen Situationen sprechen ließ: in kantabler Melodik und vqrantreibender Rhythmik. Der erste Satz, der ausgedehnteste des Wer kes, umfaßt nur die erste Terzine der Dichtung. Eine dunkle, aufsteigende g-MollTinie des Or chesters, die kurz vor Schluß des letzten Satzes bedeutsam wiederkehrt, legt die Grundstim mung des Andantino moderato fest. Der Chor setzt mit „Stabat mater" ein, die Soli alternieren, bei „Dum pendebat" steigert sich die Musik zu mächtigem Chor-Unisono. Der vielgestaltige Satz, der zwischendurch auch eine typische Rossini- Tenorkantilene exponiert, gehört mit seinem ein dringlichen Wechsel von Chor und Soloquartett zum Ausdrucksstärksten des Werkes. Als zweite Nummer folgt eine dreigliedrige Tenorarie „Cuius animam gementem", As-Dur, welche die drei nächsten Terzinen umfaßt. Nach dunkel absteigenden Unisoni des Or chesters klingt eine marschartige, eher schwung volle Kantilene auf, die sich im Mittelteil des dreigliedrigen Stückes bei „O quam tristis" in der Ausdrucksintensität steigert, ohne ihren Cha rakter zu ändern. Vor Schluß darf der Tenor sich sogar in einer effektvollen Kadenz ergehen. Eine zarte Orchester-Introduktion, in der Hör ner, Streicher und Holzbläser farbig ungemein ausdrucksvoll nebeneinandergestellt werden, lei tet das an dritter Stelle stehende E-Dur-Duett „Quis es homo qui non fleret" ein, das zwei Terzinen umfaßt. Auch hier ist ein von Pizzicati der Bässe markierter Marschrhythmus bestim mend. Die Sopranistin beginnt, bei „Quis non MUSIKALIEN- UND BUCHHANDLUNG Manfred . xjr Schlechte Noten, Musikbuch, CD - MC, Instrumente, Belletristik + Kunstbuch Grüne Straße 32 • 0-8010 Dresden • © 4 95 21 03 App. 130