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— 409 — die dm Deutschen alle mögliche Beschimpfung an- gedeihen ließen^ sie von den Straßen weglrieben und hinauäkamen, sie zu verhöhncn und sich an ihrem- Jammer zu weiden. Aber man muß es dagtAM rühmlichst gedenken, daß es unter den Engländern auch^Miederum Viele gab, die mit dem Elender der unglücklichen Erbarmen fühlten und aSeS Mögliche thaten, um Hülfe zu schaffen und solches gräßliche Elend zu mildern. ES wa. reu dieß vor Allem die Quäker, die ihnen hülf- reich die Hantz. reichten und große Summen Gel des,» Kleidungsstücke und Lebensmittel unter sie vertheilten. Auch wird erzählt, daß fünf India- nerhäuptlinge, welch« damals in London anwesend waren, auf die schwarze Haide hinauskamen und al^sie den Jammer sahen und erfuhren, an was eS diesen Leuten gebräche, für sie bei der Königin Anna ein Geschenk von reichen Jagdgründen am Shotzarie machten. Doch was half dieß jenen Un. glücklichen, da die Jagdgründe jenseits des Mee res lagen, welches zu übersegeln sie keine Mittel hatten? - Der Winter rückte heran, und die un- glhcklichen Auswanderer würden sämmtlich elen diglich umgekommen sein, wenn das Parlament die Minister nicht aufgefordert hätte, Rath zu schaffen und sich dieser Heimathslosen zu entledi gen. Da traf man endlich Anstalten. Die jun gen Leute wurden in die Armee gesteckt, als Knechte und Mägde untergebracht. 1600 wurden bestimmt, die rauben Scillyinseln anzubauen, de ren Einwohner sie aber nicht aufnehmen wollten, sie mußten wieder zurückkehren. Denjenigen, welche nach Irland zogen, erging es nicht besser, auch sie kamen wieder zurück. Diese und die Katholi ken, an Zahl zusammen 6994, wurden wieder in ihr Vaterland zurückgebracht, hülfloser und elender, als sie es verlassen hatten. 3086 wurden auf zehn Schiffen nach New-Uork eingeschifft, wo sie nach'Bestehung von mancherlei Gefahren im Som mer 1710 landeten. 17,261 an Zahl waren in England gestorben, von Hunger, Elend und Seuchen hinweggerafft. .. . So endete jerter unglückliche Zug, welcher in der Geschichte ewig als ein Denkmal deutschen Elends und deutscher Schmach dakehen wird. Ganz Pennsylvanie« zählte dazumal erst 8000 Einwohner und über doppelt so viel Deutsche ka men auf der schwarzen Haide im Elend und in der Berzweifelung um, weil sie nickt nach Ame rika kommen konnten. Hätte ein deutscher Fürst den Muth und die Lust gehabt, mit diesen Men- - schenkräften eine Strecke Landes in Amerika zu er- obem und mit ihrer Hülfe anzubauen, waS für ein Gewinn würde für Aptschland daraus er wachsen sein. Sin neue», lästiges Deutschland hätte sich dort in der neuen Welt entfaltet, und wir würden jetzt nicht den unge-rme» Betlust de- klagen, den Deutschland durch seine Auswanderer erlitten hat, welche für ihr Vaterland verloren waren und in fremden Völkern avfgegangen sinh. Vermischtes Geithain, 7. August. Bor einigen Lagen ist in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Dorfe Altdorf rin eigenthümlicher VergiftungS- fall vorgekommen, dessen Mittheilüng, da aüS demselben in mehr als einer Beziehung ein« Lehre zu ziehen ist, auch in weitern Kreisen nicht ohne Interesse sein dürfte. Die drei Kinder deS Zim mermanns Krauße in Altdorf, zwei Knaben von 8 und 6 Jahren und ein dreijähriges Mädchen, besuchen am 2. August ihren bei dem Nachbar, dem Gutsbesitzer Hentzschel, arbeitenden Bater, um sich bei ihm als versprochene Entschädigung für ein diesen Lag stattfindendes Schulfest, an dem sie wegen Mangel an festlichen Kleidern nicht Theil nehmen konnten, „eintn Dreier" zu holen. Während der in einer Bodenkammer beschäftigte Vater, um unten ein Geldstück zu wechsel«, dke Kinder hier auf einige Augenblicke allein läßt, öffnen diese eine unverschlossene Nebenkammer, se hen dort eine Anzahl kleiner Käse liegen und kön nen dem bösen Gelüste nicht widerstehen, jedes einen dieser Käse wegzunehmen und mit denselben nach Rückkehr deS Vaters, natürlich ohne demsel ben etwas davon zu sagen, fortzugehen. Gegen Abend erkrankt plötzlich der älteste Knabe und ist in der Nacht unter den Anzeichen einer Vergiftung gestorben. Es hat sich ergeben, daß jene entwen deten Käse zur Vertilgung der Ratten bestimmt und mit Gift angemacht warem Nur der älteste Knabe hatte davon gegessen und müßte seine Nasch- haftigkett^mit dem Tode büßen; die jüngsten bei den Kinder blieben gesund: fie hatten die Käse, wahrscheinlich aus Furcht- vor der Straft, ohne davon zu genießen, weggeworfen. Eine alte Frau tödtete in Lütphen ihren 83jäh- rigen Mann, mit dem sie 49 Jahre in der glück lichsten Ehe gelebt, durch einen ganz eigentümli chen-Zufall Der Greis hatte sich auf dem HeH- boden ein Ruheplätzchen gesucht und war hier ein geschlafen. Die Frau, dieS nicht wissend, ging bald darauf auf den Heuboden, um Heu heradzu- werfen, wozu sie sichGiner schweren Heugabel be diente, und traf ihre« Mann, der wahrscheinlich im He« verborgen »ar und den sie, da sie kurz-