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Staatsan^eiger für M Dresden, Freitag, 2. November 1923 Nr. 255 Vereidigung des Kabinetts Fellisch AnkündtaungSpreis, — Grundpreis mal Schlüsselzahl der deutschen Zeitungen. (Grundpreise: die 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 100 M., die 66 mm breite Grundzetle oder deren Raum im amtlichen Teile 200 M., unter Eingesandt 300 Bi. Schlüsselzahl: 18000000. Ermäßigung aus Familien- und Geschäftsanzeigen. Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. lsrlcketnt Werktags nachmittag» mit dem Dalum deS Erscheinungstages. Be^uaSvret». LS. Ott.—1-Nov. 8 Milliarden M. Einzelne Nummern 1,5 Milliarden M. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 2129Ü _ Echriftleitnug Nr. 145^ Postscheckkonto Dresden Nr. 2486 - Stadtgirolonto Dresden Nr. 140 m.k..nblStter- LandtaaS-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung oer Staat»,chulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß Zeitweise Revenorar.-r. Landes-Brandvers.cherungSanstalt Verkaufsliste von Holzpflanzen aus den Staatsforstrevieren. Verantwortlich für die Redaktion: Hauptschttstleite, Bernhard Zolles in Dresden. SächstscheSlaMMng ' her, Freistaat Sachsen Stellungnahme der Parteien. — Teutsch-vollsparteilicher Antrag auf Landtagsauflösung. S6. S hung des LandlagS. TonnerStog, den 1. November 1923- Präsident Winkler eröffnet die Sitzung 9 2b Uhr abends. Am RezieiunMsch Ministe,Präsident Fellisch und einige Regierungsv.-itreter. xor Eintritt in die Tagesordnung erhalt daS Mort zu einer Erklärung Abg. Wirth: Meine Damen und Herren l Im Ramen meiner Flokäoar - Kolleg n hab- ich solgende Erk äiung abjugeben: In der Sitzung d?S Landtag? vom 30. Ok» tober er. hat der Abgeordnete Böttcher von der konmunistischen Partei u. a. nach schwer;» Bol- nürfen gegen meinen Paitessreund vr Ze igner solgende« eiklärt: Damit ist g'eichzeitig die Eharakteristik der» jenigen soziald.mokcatischen Führer gegeben die mit uni hier konspiriert haben gegen ihr? Partei genossen in der eigenen Partei, de sich mit unS v.rdünret haben: Ihr müßt d.-n Kau ps m unserer Partei führen, ihr müßt uns unter stützen gegen die Rechte >n unserer Partei TaS Stenogramm verzeichnet bei diesen Ausführungen ein »Sehr richtig, bei den Kom- munißen." Auf den Zuruf meiner Parteifreunde, wer dic>e Sozialdemokraten gewesen seien, wurde nach dem Stenogramm von der tommunistljchen Partei geantwortet: Wir werden Euch die Doku- menle darüber zur Verfügung stellen. Mein Parteifreund Bethke hat darauf so- sort erklärt, daß er die feste Üb:rzeugunz habe, daß er solche Lumpen m der sozialdemotrali chen Fraktion und Partei nicht gebe (Abz. Granz: Aber andere I) und er hat den Abg. Böttcher aus- gesorvcrt, ihm die Namen derjenigen zu nennen, vic diese Konspiration gegen tre sozialistische Partei getrieben haben. Darauf hat der Abg, Pöticler erneut erklärt: Wir haben gar keine Veranlassung, von dem, was 'ch gesagt habe, auch nur ein Wort zurückzunehmen, und ich erkläre hier, daß wir vor der Arbeiterschaft Viesen Kamps auk- fechten werden, nicht in diesem Pa lament vor den bürgrrlichen Parteien (Lehr richtig! bei den Kommunisten), sond.rn vor der Arbeiter schaft wrroen wir refl'ol in vollem Umfange Lie Behauptung, die wir hier aufgestellt Haden, aufrechterhalten und beweisen. (Abg. Granz: Hier wird doch bloß Komösie getrieben.) Meine Damen und Herren! Gegenüber diesen vehauptungen d.-S Abg. Böttcher erklär» die Fialtion einmütg (Abg. Granz: Uud draußen werden die Aibeiter abgegurgelt): Tie Behauptungen des Abg. Böttcher müssen als Verleumdung bezeichnet werden, solange der Abg. Böttcher nicht den Beweis dafür erbringt. Die Fraktion der V.2.P.D. Hierauf kam er zu einer längeren Geschästs- ordnungSdebatte. Abg. Beutler (Dlschna!.): Ich spreche zunächst nein: Verwunderung darüber aus, daß, nachdem in der letzten Sitzung verkündet word.n war doß die Vereidigung deS Herrn Ministerpräsidenten Fellisch am Dienstag stattsinden sollte, wir heule durch ein Telegramm für ab nts um 8 Uhr eingeladen worden sind. Ich kann nicht recht begr.'ifen, warum die Vereidigung ve- Hcrrn Minist-ipräsid.nlen Fellisch solche Eile hat, daß man Kosten ouswerdet, die in die Billionen gehen um die Vereidigung ein paar Tage eher stal finden zu lassen. (Sehr richtig! bei den Teuilchnationalen) Ich muß aber weiter erklären, daß wir der Bercidigunz de« Herrn Fellisch als Minister. Präsidenten widersprechen, weil wir die Überzeugung haben, daß Herr Kettisch nicht Minister- PrSsideut ist. . . bereit« in der vorigen Sitzung »us^ührt und erkläre hiermit, daß die Klage °u Nichtigkeitserklärung dieser Wahl von uns unterschrieben vorliegt und morgen früh beim Reichsgericht eingereicht wird. Bei cer AuSaibeitung dieser Klage bin ich und andere Her-en, die dabei beteiligt waren, zu der festen llber-euzung gekommen, daß unsere Ansicht richt g ist. Ich weise darauf hin, da^, wenn heute der Herr F ll 11, als Ministerpräsident vereidigt wird, und wein er, im Vertrauen auf diese Wah', Regierungkattr vornimmt, all- diese R egierungS- akte nichtig sind. Ick weise vor allen Dingen auch den Herrn Reich:kommissar daraus hm, daß es seine Pflicht ist, d e Gültigkeit dir er Wahl gründlich zu prüfen und sich zu übe legen, ob die Regierung, die hrute mit dem Herrn Ministerpräsidenten F Mich reu kinziehen soll, wirklich eine zu Recht bestehende Regierung ist. Solange das nicht der Fall p, muß, meiner Überzeugung nach, der Auftrag des Herrn Reichs präsidenten an den Reich-ko nuussac zu Recht b> stehen. (Abg. Lieberasch: Ter nimmt gleich Beutler dazu!) Ich stelle namens mein r Parteifreunde den Antrag: die Vereidigung des Herr* Ministerpräsi denten auSzusetze«, bis die Entscheidung des Staatsgklichtshofs über die Gültigkeit der Wahl erfolgt ist. (Bravo! rechts.) Abg ve. Kaiser (Dich. Vp): Wir sind natür lich auch durch die Einladung überrascht gewesen, aber gegen die Zulässigkeit sind keine Bedenken zu erheben. Wohl aber ist der Landtag nunmehr befugt, jetzt über die Tagesordnung dieser Sitzung zu beschießen, denn sie ist ja zunächst nur vom Herrn Präsidenten, bez vom Vorstände in der Einladung angegeben. Ich bitte, meinem A n - trage zuzustimmen, daß die Vereidigung des Herrn Mi» nisterpräfiden heute nichtvorgenom- Die Kriegsvorbereitungen Bayerns. Sozialdemokratische Parlamentsdieust" Auf Einspruch beim Ltadtkommissar wurde sie Ter rote Fahne ersetzt. Im Schloß Wiesen t« zu könne», ist folgendes 25» illegale» verbände Batzen« «mit» t» E d«rg übertza»d» a» 25« 25« 25» vom verli»er Schloß weht laß die Stunde gekommen ist, fühle« wir alle, »nd deshalb »erd«, wir uns ihrem Gebote nicht ent» 25» 25» 25» 25» 5«» in der Uniformen mit «S»telu Gewehre Seiteugewehre Koppel mit Patronentasche« Tornister vrotdentel Stahlhelme SÄgrfchirre verdandpäckche» Die Rothilse graue t SanitätS(nnleserlich) I Feldküche Di, Rüstungen der dringend notwendig: Gewehrmunitio« M. « Mnnitio» Spate« und veile ll Mi«e«wtrfer mit Minen Handgranate« 2 Schrre«ser«rohre Feldstecher 2 Aenisprechapparate Leitnngsdraht mit Zsoiierdand 2 Vlink-Apparate batzerisch - thüri»gische» Grenze, jederzeit be» abachtet werden »« wnnderl nn» de »halb, daß bei Seßlach befindet sich als Bewaffnuugs- zentrum ein Konzentrationslager, das eine» regen Autoverkehr nach Loburg «nler- hält. Oberleutnant Klintzsch, der AbjchnittS- führer, war zunächst als «attonalsozia- listischerSturmtruppführeri» München tätig. Seit einiger Zeit ist er an die „Front", nach Loburg, versetzt worden. Hier war er i» der ersten Zeit im Stabsquartier der zweiten Ehrhardt-Brigade, das im Hause Leid- maunsborser Str. 12 untergedracht ist, bis er jetzt, bei der Aufstellung des Jung deutschen Regiments, die Führerstelle erhielt. Tie Regimentsschreibstnbe befindet sich in Loburg. Steinweg 2, und ist durch eine Tafel an der Haustür kenntlich gemacht. Überall herrscht eine eifrige Tätigkeit, um die Eingezogenen einzullei- drn und fertig auszubilden. Atle Anzeichen und Äußerungen deuten darauf hin, daß man möglichst bald „loSfchlagea" will. TaS nachstehende, von einem in Burgtuud- stadt wohnhaften Bankbeamten am 2«. Oktober 1S2Z „An den Deutschen Wanderer-Verein z. Hd. »es Herr« Baron v. Phunge« in Erlange», Reuestraße lv" gerichtete Schreibe» gibt ebenfalls von den i» Bayer« Wider Gesetz und Vertrag vor sich gehende« Rüstungen Kenntnis. „Zn Anbetracht der Rottveudigkrit nnd Tring- lichkrit ersuche ich um beschleunigte Anforderung nnd Lieferung. Ich kau» die Sache« auch mittel» Auto holen lasse«. Zch erwarte weiteren Bescheid mit tren-deutschem Gruß gez. Stahl, Bankbeamter Burglundstadt. Laut de« Abmachuuge« bei der Führer-Ver sammlung i« Lichtenfels stellte» dir vezirks«r»ppeu von vaper» im «eich Burgku»dstadt und «ais- mai» ein« eigene Kompanie zusammen Rach de» bis jetzt vorliegeude« freiwillige» «eldunge, zählt die Kompanie über 2«» «an». Um dir Kompanie f e ld m a rfch m « ß ig auSrüste» darauf au, ob ei» Maschiueugewehr weniger oder mehr festg,stellt wird, sonder« in welche« Maße die illegale« verbände wider Gesetz und Vertrag ZUM Bürgerkrieg rüste«. Tas Reichswehrministerium scheint daS entgegengesetzte versahre« zu betreibe« und, a, Hand der Behauptungen, überall einzelne Fest stellungen machen zu wollen. TaS ist ei« un haltbarer Zustand, nnd wir verlangen endlich eine amtliche Feststellung, ob unsere Behauptungen im allgemeine« stimmen oder nicht. TaS dürfte auch dem Herrn Reichswehrmimster leicht möglich sei«, denn die von ihm nach Bayer» entsandte» Offi- zirre werden nicht umhin können, unsere Augadcn als einwandfrei und tatfächlich zu bestätige« Versammlungen mit Lastautomobileu in de» ZirtuS Krone geholt wurde«, befaßten sich mehrere Red ner auch mit der Tiktatur Kahr. Ten Auf takt gab Esser mit solgeudeu Lätze»: „Außer halb BaykniS glaubt mau, Herr v. Kahr sei ein brutaler Tiktator; «er aber näher hi«- sieh«, weiß, daß nichts darau ist. ES geschieht heute so wenig wie früher. Tie Maßnahme» der Tiktatur, abgesehen von den Radelsticher gegen unsere Bewegung, sind kläglich. Wie lauge aber soll das Volk noch warte», wann end lich soll die wahre Tiktatur beginnen?" Eingehend dehandelte dann Adols Hitler daS Thema. Er gab auch eine Art Antwort ani die letzte Frage Essers. „Zch habe mich», so sagt Hitler, „vor 5 Wochen dem System Kahr deswegkn nicht angeschlossen, «eil ich wußte, daß ,S zusammeudrecheu würde Eine Tiktatur sür Bayer» allein muß vor Berlin kapi tulieren. Tie Zeit wird das beweise», «eu» nicht i» letzter «innte eine große Wandlung ei«tritt. Tas bisherige Ergebnis der Kahrsche« Tiktatnr ist biiter: als Meuterer fteheu wir da, die wir Teutschland Helse« wollte« Soll das das E«de der deutsche« Freiheits» de«eg««g sei», daß ma» «ns hier a b » würgt? Tamit da» nicht geschieht, wollt» «ir, daß endlich die Diktatur für bas Reich «ujgerichtet wird. Bayer» wird i» Berlin verteidigt. Wenn nicht in letzter Minute der große Wurf geschieht, wird weder Vatzer» noch Teutschland frei. Für mich ist die deutsche Frage erst dann gelöst, wenn die Ober«, und «bsthnittsführer. Das Hauptqnariier dies,« Grenzschutzes »ord E« AmtsgerichtSgebäude i» Reustadt befindet, w«r eine Zeit laug «I» s»kch», »,nh Hitler und Kahr. Die Hatcnkrcuzfahnc für Berlin. Müncheu, 1. Rovember An der letzte» Hitler-Versammlung, der die Leute von den Lokale» der verbotene» Ich bitte die vürgerschast, uus durch Z». «eudunge» dieser Art zu unterstütze«. Abgabe i> der Kompanie Schreibstube, A m t S g e r«ch t, Zimmer Rr. 5. fährt in seinen aufsehenerregende« Enthüllungen sott und »eröfsentlicht heute folgend, Tatsachen: Ti, mitiiärische« Rüstungen ans bayeriichem Bode« jenseits der thüringischtn Grenze nehme« ihren Fortgang. Wie unverblümt in aller Lffeut- lichteit die „Mobilisierung" dnrchgefühtt wird, zeigt solgender Ausruf, den „TaS Kommando des Iungden Ischen Sturm- regimentS" in allr« bürgerlichen Blätter« Loburg» veröfscutlichte: „Tie bayerische Regierung hat Teile des Jungdcutsche« Sturmregi» menlS ausgeruseu. Weitere Aasrnse er- solgrn in den nächsten Sinuden. Wir müssen von den Arbeitgebern LobnrgS und Umgebung ermatten, daß sie unsere Ordensbrüder sofort zur Erfüllung ihrer vaterländischen Pflicht freigrben. Wir machen darauf auf- merlfam, daß die bayerische Regierung verfügt hat, der Ausübung der bayerische» Rothilse keinerlei Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Von alle« Arbeitgebern müsse« wir erwarten, baß sie nicht nur die Stellen der Aufgcrnfenen jreihalte«, sonder« daß sie, im Hinblick darauf, daß die Aus- gernsencn eine vaterländische Pflicht erfüllen, wo es irgend möglich ist, auch die Gehälter weiterzahle« " Tatfächlich strömen täglich Mannschaften der illegalen Vrrbäude in tlriuercn Trupps «Lo burg zusammen, wo sie in der Kaserne der ehemalige« »5er, in der jetzt die Landes» Polizei liegt, eing, kleidet «erden Da- bei wurde« manche der ländliche« Juugdo-Mauueu, die, aiS der „Ernstfall" au sie herantrat, «ur zögernd dem EinberufimgSbesehl «achkame», zwangsweise ausgehode«, teilweise sogar mit Unterstützung der Gendarmerie. Die in Reustadt bei Loburg liegende Kompanie de» „Jnngdeutschland-RegimeutS" wurde erheblich verstärkt, und zwar auch in aller Lsfeut- lichkeit, wie folgendes Inserat beweist, da» am 2«. Oktober im „Reustädter Tagebl»tt" vrrösseutlicht wurde: Grenzschutz Nur-. Unterabschnitt l. Kompanie Reustadt der polizeiliche« vayenis brasicht dringrud alte seid» Nai form stücke (Feldbluse«, Hose« ««d «ilitärmütze«), ferner Ausrüstungsstücke wie Koppel, Patronentasche«, vrvt- be«tel, Feldflasche«, Handtücher, ferner Eß- geschirre ans Viech, Lössel. Wo bleiben die Taten der Reichsregierung? Berlin, 2. Rovember fdie Hake«kreuzfahne kenntlich gemacht, die Re ichsregier« «g die amttichr» llnter- —, _ , Buchungen aus Anlaß des veröffentliche« Mate tiugezoge« u«d durch eine große fchw a rz-w e i ß- nalS bisher, wenigste«» im allgemeine«, «och >jcht hat abschließe« können. ES kommt nicht