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Sächsische Staatszeitung : 27.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192310278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19231027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19231027
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-27
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 27.10.1923
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Ins krzkbliis i>er Nachliikbiiikkit. Kahr lehnt jede Verhandlung ab. München, 2«. Oktober. Die von verschiedenen Leiten unternommenen Vcmühun gen, den dnrch VayernS Verhalten herausbeschworene« Konflikt zwiicheu ihm und dem Reiche aus der Welt zn schaffen, sind in München brüsk abgelehnt worden. Es sind sogar «nhaltspunkle dafür vorhanden, daß dieses Verhalten sich unter Umständen in einen passiven Widerstand ver wandeln wird. Wohl nnter dem Einfluß der sogenannten Vaterländischen Verbände, der auch in öffentlichen Resolutionen zum Ansdrnck kommt, läßt die bayerische R gierung heute offiziös erklären, daß ihr von Ver- ständigungsversuchcn im Kall Lossow nichts bekannt ist. Es seien bis jetzt keinerlei Verhandlungsvorschläge an die Regierung herangckommen; auch das in der Presse genannte Schreiben des Reichs- Präsidenten sei bisher nicht in ihre Hände gelangt. Besonderer Wert wird dabei auf die Erklärung gelegt, daß von der baye rische« Regierung nnch vom bayerischen «encralstaatS- kommissariat überhaupt keinerlei Knitiative zu Verhand lungsversuchen ergriffen worden ist. Hierzu läßt außerdem Herr v Kahr ergänzend erklären, daß er überhanpt jedes Verhandeln in dieser Lache mit der gegenwärtigen Reichsregierung ablehne. Man ilt ver sucht zu glauben, daß diese letztere Erklärung nicht ohne Einwirkung des „Bayerischen Landeskommandanten" zustande gekommen ist, nachdem in ver schiedene« Kreisen davon die R de war, daß Lossows rage gezählt seien. Wäre das richtig, so muß man damit rechnen, daß die Hitlerfront eine nicht unwesentliche Verstärlnng erfahren würde, da bereits daS «erücht verbreitet wird, daß am kommenden Sonntag eine feierliche Vereidigung der An gehörigen des „Kampfbundes" durch Hitler vorgenommen wird. die sächsisch' Arbeiterschaft völlig au» dem Spiel lassen und lediglich Militär- und polizeitechnische Gesicht-Punkte voranstellen. Eine moderne Polizei- aNion gegen eine angeblich ve> fassung-fein bliche Bevölkerung eine» modernen Industriegebietes muß, wenn sie nicht zum rffenen Brand führen soll, in erster Linie mit polizeilichen, dann erst mit rwlnärijchen Me Hoden durchgcfüyrt werden. WederdicFührer, noch bieTruppen unserer Reichs wehr sind aber sür die Lösung polizeilicher Aus gaben vorgebildet, sondern lediglich geschult in den Formen des Fcldlriege-. T>as wird von keinem vernünftigen Reichswthwjfiziec bestritten. So wurde der Ausma sch und der Vormarsch der drei in Sachsen eingesetzten Marschdivisionen lediglich von militärischen Gesichtspunkten auS durchgeführt. Die natürliche Folge einer sol chen nnpolizeimäßigen „Polizeiaktion'' ist jetzt das Ausstackern von Verzweiflungsakten der Bevölkerung an allen Ecken und Enden des sächsischen Wir schastsgebiete». Tie sächsische Arbeiterschaft ist unbewaffnet und zum offenen Widerstand gegen eine ver nünftig gehandhabte Staatsgewalt nicht orgini- siert. Sie steht keineswegs im esseneu Abstand gegen die staatliche Exekutive, wie etwa die ans,ländische» Verbände im mitteldeutschen Putsch 1920. Und doch wurde dieser Aufstand lediglich mt Polizeffkräiten, etwa 20-30 preußischen Hundertscha ten und S—3 Batterien, nieder, geworfen. Seit Monaten erfolgen die E.nsätze der sächsischen La >deSpolizei mit aller Vorsicht und polizcilcchnischer Zurückhaltung unter Inanspruch nahme deS da» ganze Land überziehenden Netze- der „Regrerungskommissarc", deren Ausgabe es ist. dm Polizei-Einsatz die Schärfe ni nebmcn und ihn auf das unbedingt erforderliche Maß ein- zuschrLnlcn. Zn dieses sorgtältig geknüpfte Retz der politischen und der Sicherheitspolizei schlägt nun mit roher Gewalt die Solvatenfaust der Reichswehr, geführt lediglich nach den Gesichtspunkten des Exerzierreglements und der Felddi.nstordnung, ohne Rücksicht auf die gelvaltigen Auswirkungen psychologi cher Art, die selbst französi che Truppenlom» mandcure im Ruhrgebiet beachten lernten. Ter Ausnahmezustand führt in Sachsen, wenn er in der bestehenden Form weiterhin ausrecht- erhalten wird, zum offenen Aufstand. Wir, die wir die.en Ausstand, im Interesse des deut schen BolkSstaateS, unter allen Umständen ver mieden wissen wollen, müssen deshalb mit aller Kraft oen einzig mög ichen Ausweg uns frei machen: nämlich die Umlegung der „Polizei- Aktion" aus den Händen des Militärs in di: der Polizei Wenn die ReichSreg eruug schon ein- mal glaubt, in Sachsen eine Verstärkung ter Wehrmacht vornehmen zu müssen, dann ist dieser Zustand sür die kommenden Wochen nur trag- bar, wenn der staatliche Polizeiverwalter mit seinen Polizei-Jachteutcn wieder die Hand an den Hebel des polizeilichen und Militär schon Ein satzes legt und ihm die Schärfe nimmt, die ge- eignet ist, den Bau unseres Staates in Brand zu setzen. Al- zweites antirepublilanijches Zentrum, dessentwegen der Ausnahmezustand verhängt worden jein soll, wird Bayern genannt. Auch hier möge die politische Seite völliz auS dem Spiel bleiben. Eine „Polizei-Aktion" gegen Bayern, um die wir nicht herum kommen, wenn die deutsche Republik nicht vor sich selbst kapitu- lieren will muß selbstverständlich einen ganz anderen Charakter trogen, als eine „Expedition" nach Sachsen. Bayern ist kein Industrieland, in dem waffenlose, hungernde Proletarier hier und da mit allzu harter Faust die Arbeitgeber an ihre sozialen Pflichten erinnern, sondern Bayern ist, seit Jahren, zn einer schwer bewaffneten „Garnison" des Aufmarsches gegen die Republik umgestaltet worden. Mit Gummiknüppel und Wasferjchlauch ist hier wenig mehr auszurichten — hier hilft nur mehr die deutliche Sprache der Maschinengewehre und der Geschütze. Tie de- und wehmütige Haltung der Reichsregierung gegenüber den bayrischen Wachsende nationalsozialistische Gefahr. KahrS Kampfansage. München, 2». Lktoder. Dir dcmvnstratidr Kampfansage v Ka hr S andieReichSrrgiernng ist a«ch der bayerisch «Regier« ngüberraschcnd grkommen, nnd sie wird von ihr als ebenso peinlich wie störend rmpfnnden. Auch innerhalb der Bayerischen Volkspartei wird man sich morgen über dirsen undiploma tischen Vorstoß Kahrs unterhalten. Die pfälzische Gefahr scheint drhodcn, nachdem sich die heutigen Verhandlungen des Generals de Metz mit dem Reichstagsadgeordneten Hass mann zerschlagen habe». Die nationalsozialistische Gefahr dagegen wächst mit der immer enger werdenden Annäherung Kahrs au Hitler. Daß es Herrn v. Kahr ernst ist mit seiner Entschlossenheit, jede Verhandlnng Bayerns mit der Regiernug Strese mann zu verhindern, weiß jeder, der ihn kennt, und fv wird auch v. Snilling nicht umhin könnest, zu einer eindeutigen Entscheidung zu komme«. Es ist zu hoffen nnd zu erwarten, daß Herr ». Kahr bei seinem brüste« Vorgehen denn doch die besonnenen nnd wirklich staatsmänuijchen Kräfte in Bayern «ntrrschätzt, die den Weg zur Retttmg des dkMsche« Vaterlandes nur gemeinsam mit der versassnngsmSßigeu Reichsregierung und nicht in blindwütigem Kampf gegen sie angrhen. Dir Reichsrrgiernug gegen Kahr. Berlin, 27. Lltober. I« später Rachlstunde erläßt dir Reichs- regiernug eine offizielle Verlautbarung, in der sie sich mit aller Schärfe gegen die Erklärung KahrS Wendel, wonach er mit der jetzige« Reichs- regierung «jemals verhandel« würde. Diese Er klärung wird zunächst als a« sich belanglos be zeichnet, da die Vertretung Bayerns nicht in sewen Händen, sonder« in denen der bayerische« Ltaats- rtgitrmrg liege. Der Widersta«d Kahrs gegen die von allen Seiten gewünjihtr Verständigung wird jedoch als unverantwortlich be zeichnet, znmal in der jetzigen innerpolitischen, außenpolitischen nnd wirtschaftliche« Bedrängnis des deutsche« Boltes. Zum Schluß erklärt die Mitteilung des Reichskabmetts das Verhalten Kahrs sür eine Anmaßung, die mit aller Schärfe zurückgewirsen werde« müsse. Es «üd sich siazen, ob den Worten der Reichsregierung. die man m Bayern nicht mehr allzu er, st nimmt, irgendwelche Taten folgen. Der Se«1sche Beamttnbnnd sür die RepndM vnd Reichseistheit. Berlin, 26. Lltober. Felgende Erklär» ng wird veröffentlicht: Allen hmhvrrrSlerischt« Machenschaften gegen über erklärt der Vorstand des Deutschen Bramten- bnndes, daß er als selbstverständliche Psicht eines siede« Beamte« betrachtet, ci»gede«k seines Eides aus die Reichs Verfassung der dentschen Repnvlit die Treue r« hallen nnd sich in allen Fällen hinter die verfassungsmäßige Reichsrrgicrnng zu stellen. Gegenüber allen Versuchen, das Deutsche Reich zu zer trümmern, ist für jeden Beamten höchstes Gebot: Des Deutschen Reiches Einheit über alles! Hochverrätern findet in machlpoAischen Er- Wägungen keineswegs ihre Begründung. Die m Sachsen-Thü't .ge» zusammengezogenen Reich«. Wehrkräfte wären allein zahlenmäßig der bavri- scheu 7 Division etwa um da» Fünffache über- legen. Reimet man die „Eainpsverbände" hi», zu. so ergibt sich immer noch eine zwei- bi» drei- w-lw zahlenmäßige Überlegenheit der Verfassung«, treuen Reichswehr. Dazu kommt, daß man irreguläre Verbände, die, allein Anschein nach mit wenig Artillerie und Minen. Werfern au-g stallet sind, keineswegs die Kamps, kraft eine» aktiven TruppcnverbmdeS zuschreiben kann. Des weiteren ist zu bedenken, daß slra. tezisch die Lage des Rebellengenerals v. Lossow, eingekeilt zwischen der Hauptarmee der repu. betreuen Rech-wehr im Rordoften (Sachsen), einer Nebenarme« im Norden (Thüringen) und einer Nebenarmce in der Flanke (Wü ttcm erg)^ eine geradezu verzweifelte wäie. Voraussichtlich würde er nicht daran denken können, sich im überwiegend republikanischen Nordbay rn zu schlagen, sondern er müßte sich wohl au, die Donau-Lime zurückzicheu und damit den Waffen- un) Munitions-Hauplpunlt Grosin- wühr bei Bayreuth preisgeben. Jin übrigen würde e». glaube ich, gar nicht so weit kommen, sondern die beiden, über Nürnberg einerseits und über RegenSburg andrjeits nach Süden rollen:en beiden Eisenbahnkolonnen wür den überall, auch in den Kasernen der nord, bayerischen Reichswehr, kaum nennenswerten Widerstand siudeu, wenn das Reich wirklich ernst macht Bor den Torrn Münchens ader würd: das Kohr-Lossowsche Gespenst allein durch das Jnstcllungbrmgen weniger Maschinengewehre und Geschütze in der Luft zerflattern. Was dann? Coll ein Militär-Regiment über Bayern errichtet werde«, um ein wider- williges Volk unter die Knute der „Berliner Regierung" u zwingen? Rein! Jeder Kenner der bayerischen Vcrhätnissc weiß, daß de überwiegende Mehrheit der bayrische» Beoölle. rung gar nicht daran denkt, die Schick>al>> gemeinfchast mit dem Dcutjchsn Reich z» lösen. Wersen wir die größenwahnsinnigen Po- ten taten des bayrischen Gewaltregimente von ihren Thronen und Thiönlein, geben wir dem bayrischen Landvolk endlich einmal G-legcnhcst, republikanische Blätter zu lesen, die iyr durh die Barriere des Kahrjchen Regiments ver schlossen waren, daun wird in kurzer Zeit, vielleicht rascher als wir alle glauben, auch dort umcn die Vernunft wieder einkchren. Um diese Operation der Reichsexekutive gegen Bayern kommen wir aber nicht herum. Dient uns dazu der Ausnahmezustand, dann soll er unS, wenn er vom Standpunkt einer gesunden „Reichspolizci" angewandt wird, lieb und recht jein. Richtig gebraucht, wird er Teutjchland vor dein Zerfall bewahren; fehlt ihm weiterhin aber die polttijä)« und polizcitechnische Geschmci- digkeit, dann bedeutet er des einigen u.io un teilbaren deutschen Freistaats Ende! Ein Vorstoß gegen die sächsische Regiernngökoalition. Der Wunsch al-Vater des StedalUens, Berlin, 27. Okwbcr. Ter „Sozialremvki<uijche Parlamenttdic.st" schreibt unter anderem: „In Anbetracht des Verhalten« der Kommu nisten in Sachsen taucht die Fiage aus, eb noch länger möglich >st, mit ver Kommunistischen P-rtei eine gemeinsame Koalition zu bilden. Wir sind der Auslassung, daß bas dem Steat-wchl widerspricht und eS nicht nur für Euchen, sondern für bas ganze Reich beruhigend wirken würde, wenn die Kmnnumstijche Partei au» Lec lüchsifchen Regierung ver chwiude. 0s ist er- treulich, baß d ese Notwendigkeit auch von maß- geb:nden säet,fischen Genoffen anerkannt wiro. Lir Lehre« der Wiffenschast. In Amerika macht man jetzt wissenschaftliche hungerexperunente. In Deutschkand werden zurzeit auch Hunger- exper mente gemacht, aber die deutichen Hungir- experimente können nicht als wissenschaftlich be zeichnet werden; es sind mehr praktische Expn- mente, die auch dem kleinen Mann verständlich uvd erreichbar sind. Populäre Hunger exp riwenle, um eS kurz zu sagen. Die amerikanischen Hungerexperimente finden in Lhikago patt, und zwar an dem p.ysiologffchen Institut der dortigen Hochschule. Einige Stu denten Haden sich als Lerzuchsobjekte angeboten, st» haben fünfzehn Tage gehungert, uvd de Wahrnehmungen, die sie während de» Hungers machten, ausgezeichnet. Die Wahrnehmung:»» lausen auf folgendes hinaus: Durch den Hunger wird der Körper nicht un-rheblrch geschwächt, aber dieser Kräfte- verlust wird durch andere Vorteile wieder aus gehoben: der Musch verlrert sein üterflüsigeS Fett, der Stossw cksrt belebt sich und arr Ber- dauungsProzeß wird wesentlich erleichtert. Ta» steht sitzt, nach den Verlachen dcS physiologischen Instituts in Chlkago sest und sollte woh- beachtet werden. Übrigens dürsten die meisten Menschen gar n Lt gewußt haben, daß e« in Cyikago ein Phy- fiologischcS Institut gibt, weil diese Stadt de on- derS duich ihre Schlachthäuser und Konserven fabriken berühmt ist. Wenn wir den Ramen Ehckago hören, denken wir immer gleich an Cor- nedbeef. Ochsenzunge in Ge ee, Hammelkeulen md Schweinefchnken. Aber da» ist eine falsche Anschauung, für die Chikago selbst ear nicht« kann. Wr sollten eben nicht immerzu an Schweineschinke» denke«, son- bern untere Ausmerkjamle t mehr auf w fsenschafk- sich« Ergebnisse richten. Also noch e»mal: durch de» Hunger wird der Berdauun sprozeß erleichiert. Hatten wir uns das immer vor Augenk Bicior Auburtin im .Berliner Taaebtall". Lpernhauskouzert. Ein Ctrauß-Mahler-Abend! Man könnte Bergleichsgründe angebrn, die eine Umstellung d:r Boitragsordnung des gestrigen Konz-rts empfehlenswert gemocht hü ten, also an den An anz die 4 Symphonie Mahlers uns an den Schluß die jymph.nsche Dichtung „Don Juan" von Richard Strauß. Busch verfuhr um gekehrt und leistete damit Mah ers Werk zweifel- los einen b sondere» D enst. Unter den sym phonischen Dichtungen von Richard Strauß bileet der „Don Juan" (nach Len u) den AusgangL- punkt der modernen Richtung des Komponisten, der sich h-er a s Bollblutmusiker ausleben und, mit der Kraftnatur des sinnlich-glühenden Herren- menschen im Mit elpunkir. ein Tongemäldr von berückender Farbeup.acht schaffe» konnte. As solche» ist die Arbeit von starker Einheitlichkeit. W.e Gustav Brecher, d r schär sie Ausbeuter der „Ton Juan"-Symphonie sogt, gibt di? Musik schon im Hauptthema ein klare», festuMiiss-neS Bild der glanzvcllei, kraftstrotzenden Gestatt, in der „verzehrende Liebelglut sich mit fpa-iicher Grandezza" paart. Unersättlich stürmt ver Hels in seinem LrebcSr rusche ron Blume zu Blu ne. Klarinette, Horn und Violinen strömen gwvolle Seusier und GlückSgesühle au», dis da» Schichrl snn gewaliige» Machtwort ipricht. „Alle- was il, endet, und im Sinnrnleben gibt c» keinen Genuß, aus den nicht eine <!rnüchterunz folgte. Omne animal . . ." Eiskaltes ä-moN lähmt schließlich den Licbe-ravsch; Ekel uns Ledeniunl ist find der Bodensatz eine» verspielte» Lebens. Anders Gustav Mahler. Unter den neun Symphonien steht die 4. wie ein bukolische« Idyll da. Nicht» von Pessimismus, nicht« von Selbstquälerei, von Todesahnen und l.-tzten Dingen, die i« de« an- beren OrLester werken die Gedankenwelt b> herrschen. Schon d.e Orchesterbesetzung kenn- zeihnet dos. K e i n e P o j a u n e n! Wohlige Heiterkeit, dionysi che Freude wech cln mit emp findsamer Be sonnenheit und zarter Liebe-kluge. Aber de» Grundton bi det die Dithyrambe der Lebensdesihmig, wie sie in der Wiener Luft der Borlü-g«ze.1 lebendig war. Mahler schr eb das Werl ganz als der na v-h.ilcre Mustk.-r und Mensch, dem in früher Kap.'llmcisterjugend die Vollendung ver Webeisch n „T ei PmtoS" gelang. Schon das Haup'thema des «rsten Setze' (Bio- liue) ist von echter Volks üar »chk it. die im zwei ten Satze noch stärker zutage tritt, trotz der viel- fach eigenartigen harmonischen Wendungen und Überraschungen. Und welche Köstlichkeiten an Slangzauber werden in den Banatioiien des dritten Satze? (koco ackugio) mit >einer „Himmlischen Lü^ge" offenbar! Im vierten Satze ruft Mahler die Singflimme zu Hilfe, wie vor ihm Beethoven, Lifzt und ondeie de« Chor. Ein Lied mit Orchester, nach Versen au; „Ter Knaben Wnnoerhorn!" Frau Menem-Nikisch sang diesen Tech als echte Musikerm, frei auS dem Gedächtus, sie krönte damit dir starken freudevollen E»drücke, d:e daS Orchester unS in den vorhergegangenen drei Abschnitten gespendet. Fritz Busch ha', wie gesagt, MahlerS „Pastoral. Symphonie" iu einer unvergleichlich schönen, von lieb-vollster Sorgfalt zeugenden Wted-rgabe ge- boten, mit tausend Einzelheiten, die zu enem wunderliebttchen Klongbilve zusammenflossen. Brausender Jubel lohnte den Dirigenten, die Längerill nnd „unlere" Kapelle. DaS reizvollste E gebniS des Abends waren wohl sür viele Hörer die in imen Beziehung:», die aus der Vierten Symphonie MahlerS zu den „nachgeborenen" Werte« von Richard Strauß („Rosenkavalier", „Ariadne"), vor allem n den volksliedgemäßen Tanzmeltimen aussprangen. H. Pl Hir tss. ««ffährnng deS Lohengri». Wag- ners „Lohe«gr>a" erlebt am Montag, dem 29. Ol- loser, die bOOtz Ausführung. Die Oper ist be kanntlich ^ge» E»oe d'r virrziger Jahre d» vorige« Jlchrhundert« in Dresden dez, in Groß- giaupa, unweit Pillnitz, entstanden woselbst Wagner wiederholt seinen Sommermlaub ver- braa.te. Bei der 3VOjahrigen Geaenkscier dec Cächsyche« Elaatslapelle, am 22. Septembec 1848, kam das erst: Finale de« .Lohnenzun" aus der Handchrijt zur Uraussühruag. Umcr Franz Liszts Leitung ging da» ganze Werk am 28. 8. 1850, am Goethe-Gedenktage, in Wtimrr erstmalig in Szene. Bei der DreSdnerCrst- aussührung, am 6. 8. 1859, sang der ui vkr- wüstlrche Tichatjchek, der erste „Rienzi" und .Tannhäuser", die Titelrolle, Frau Bürvc-Ncy die Elsa, Frau Krebs-Michaleji die Lrirud, M itlerw urzer d.n Telramund, Fieny een König Heinrich und Eichberger den H:er- ru er. Bei oer 100. Wiederholung, am 20. 2. 1877, wirkt » (in obiger Reihenfolge) mit: Li« Damen Malten und Nanitz, die Herren Riese, Schafsganz, Köhler und Richter, bei der 200., am 4. 12. 1889, die Damen Wittich u«d v. Chavanne. die Herren GudehuS, Schrausf, Nebuschka und Je«,en bei der 300, am b. 5. 1900 die Dunien Wtttich und Huhn, di: Hrrren An thes, Perron, Nebuschka und Höpsl, bei ver 400, am 2 10. 1910, die Damen v. der Osten und Wittich, die Heuen v. Bary, Plaschke Zottmayr und Perron, Die Besetzung der 500. Aussührung ist die sott gende: Bogelstrom (Diterolle). Elisa Stünz- ner (El,a), Helena Forti (Ortrud), Burg (Telramund), Zottmayr (König Heinriä') und Staegemann (Heerruser). Musikalische Lenunz: Striegler, szenische Leitung: Toller. Liederabcud Sophie WiseliuS. Tin fchwedijä; anklmgender Name, doch der Zettel verzeichnete die Sängerin al» aus dem Haag ko nmenv. Sri dem, wie ihm sei: sie bestzt einen Mezzosopran von nicht gewöhnlichem Umfang. Schase aber, daß die Stimme gesangStechnisch nicht durchgediloet ist. Di: Register sind nicht ausgeglichen, der An satz rl von halsigrn Hemmungen nicht frei. So wird da- Organ nicht zum Instrument ve« musi-
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