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Zum heutigen Programm Am 12. April 1945, in Garmisch, seinem Wohnsitz, schließt Richard Strauss (1864 -1949) das Alterswerk »Metamorpho sen« ab. Etwa vier Wochen hatte er daran gearbeitet. Ein Gesang der Trauer. Das Land unter Trümmern begraben. Auch die Opernhäuser von Dresden, Wien und München, Stätten großer Strauss-Ereignisse, sind zerstört. Die Vision der Apokalypse überkommt die Menschen. Das Geschehen erfüllt den fast Einundachtzigjährigen mit tiefem Schmerz. In einem Werk von knapp dreißig Minuten Dauer, einer »Studie für 23 Solostreicher«, so der Untertitel, wird es zu Klang, gebannt in die Monochromie eines Streicherensembles von zehn Violinen, fünf Violen, fünf Violoncelli und drei Kontrabäs sen. Tiefe Lagen, düstere Farben überwiegen, gelegentlich schwingen sich Streicherlinen in Diskantbereiche empor. Das einsätzige Werk weist eine dreiteilige Gliederung auf: Zwei langsame Teile (Adagio, ma non troppo; Adagio, tempo primo), von denen der zweite in weiterem Sinne als Reprise verstanden werden kann. Dazwischen liegt ein belebter Abschnitt (Agitato, in piü allegro übergehend). Die themati sche Substanz bilden eine Reihe von Gedanken, darunter das Trauermarschthema der »Eroica«, das anfangs andeutungs weise anklingt, am Werkschluß als Zitat. »Im memoriam« schreibt Strauss in die Partitur. Er sei den Spuren Beethovens unbewußt gefolgt, äußerte er. Die Themen werden zur Grund lage einer dichten polyphonen Weiterspinnung, werden abge wandelt - »Metamorphosen«. So entsteht ein Klangkonti nuum von dunkelfarbiger Fülle, aus dem so manche Strauss- Girlande in mildem Glanz hervorbricht. Der Komponist widmete das Werk Paul Sacher und dem Col legium Musicum Zürich. Daselbst ließen Sacher und sein Kreis die »Metamorphosen« am 25. Januar 1946 erstmalig erklingen. Unter Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 - 1791) Konzerten für mehrere Soloinstrumente und Orchester nimmt die 1779 in Salzburg entstandene Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur, KV 364, einen hervorragenden Platz ein. Das Doppelkonzert steht, wie alle derart besetzten Werke, in der Nachfolge des barocken Concerto grosso, das auf dem Wechselspiel von Soloinstrumenten und Orchester beruht. Freilich erhält dieses Konzertieren zu Beginn der klassischen