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SächsischeSlaalszeilung Staatsanzeiger für den Freistaat Sachsen den Freistaat Sachsen Ankündigungen: Die 32 wrv breite Grundzeile oder deren Raum im Ankündigung»- teile 200 000 M.,dt« 66 mm breiteGrundzeile od.derrn Raum im amtlichen Teile 400 000 M., unter Eingesandt 500000 M. Ermäßigung auf Familien- u. Geschäftsanzeigen. Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. 8 weise Nebenblätter. Landtags-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung ver Staatsschulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Lande»-Brandversicherungsanstalt, Berkaufsltfte von Holzpflanzen aus den Staatsforstrevieren. nachmittags mit dem Datum des ErfcheinungStageS. Fernsprecher- _^^ ^^ber 1500000 M. Einzelne Nummern 150 000 M. . Nr. 21295 _ Schristleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486 Stadtgirokonto Dresden Nr. 140 Verantwortlich für die Redaktion: Hauptschriftleiter Bernhard Zolles in Dresden. dk.20? Dresden, Mittwoch, 5. September 1923 FranzöstschtrAppkll auSircscmauu Der „unverschämte Reichtum" der Begünstigten. Pari», 5. September. In der l'vieii Nummer der »Information* prüft der Senator Lazare Weitler die euro- päische Situation und bedauert, daß Mac Senna nicht Schatzkanzler geworden ist, den er als einen überzeugten Anhänger der „europäi schen Entente" kenne. Mit Mac Kenna uud anderen Freunden, die zum englischen Parlament gehören, hat Lazare Weiller die Summen errech- net, die Frankreich, England und Amerika brauchten, um die Reparationsfrage aus der Welt zu schaffen. Genau: Zahlen ließen sich vorläufig nicht an- geben, weil die richtig: Stunde noch nicht gr- kommen sei. Aber für alle Leute, die etwas von Selo verstanden und nicht durch politische Vorurteile verblendet seien, sei es gewiß, daß diese Summe, im Vergleich zu den Erw-rbsmög- lichkeiten Deutschland», „sehr gering" sei. Der Schluß de» interessanten Artikel» ist ein Appell an Deutschland und den neuen Kanzler Werller ichrelbt: „Wenn Deutschland ernsthaft Mitwirken will und in seinem eigenen Interesse zu Opfern bereit ist, dann könnt: e» sich in einigen Jahren in eine wirtschaftliche Situation bringen, die c» allen anderen europäi schen Völkern überlegen machte, vr. Stresemann müsse begreifen, daß Deutschland nach seiner finunziellen Gesundung iür die Verzinsung und Abzahlung der Forde- rungen auS dem Kriege einen geringeren Betrag anzu>tzen haben werde, als es vor dem Kriege für die Budgets des Heeres und der Marine auSgegeben habe. Deutschland könne sich aus seiner inneren Not nur befreien, wenn e» sich ehrlich in die europäische Ordnung wieder einfüge. Jetzt stehe da» Slrnd des größte« Teiles der Bevölkerung in grau samem Widerspruch zu dem unver schämten Reicht«« einiger B,- günstigten. Niemand dürfe das Genie deS deutsche« Volkes bestreiten. Gerade, weil sie das Genie der Arbeit besitzen, müßte« die Deutsche« erkenne«, daß es eine Schande für sie sei, wenn England an Arbeitslosigkeit leide, Frankreich sich erschöpfe und Deutschland hungere, während es Dentsche gebe, die i« Aus lände große Devisenschätze zu- sammengebrachthnben. Lord «urzon scheint diese Datsachen nicht zu verstehen. Ob der Reichskanzler Stresemann sie «rkeune und begreif«, müsse sich zeige». Der Platz eines große» Staatsmannes sei jetzt in DrMschland z» erobern Tie englische Presse zur Rede Slresemaxnö. Deutschlands letzte» Angebot. London, 4. September. „Morntngpost" schreibt zur Rede Vr. Stresemann» in Stuttgart: Der Reichskanzler habe zwei Hauptaufgaben vor sich, die Reform der deutschen Finanzen und die Beendigung de» Gegensatzes zwischen Deutschland und Frankreich. Die Franzosen täten alle«, was in >hr«r Macht liege, um di« sch v «rigen Aufgaben de« deutsche» Kanzler» leichter zu ge- stallen. Die Entente müsse erst wieder hergestrllt «erden, bevor sie bei der Wiederherstellung der deutschen Finanzen helfen könne. Nach der Wiederherstellung der Entente werde sich der amerikanische Präsident Eoolidge vielleicht er mutigt sühlen, au» seiner Isolierung hervor- zutreten. Die „Times" erk-ären, sie erkennen voll- kommen au, daß Deutschland die Wahl habe zwischen dem Lhao« de» Bürgerkriege« und der Schaffung einer angemessenen Verbindung mit der Umwelt. „Kem dentscher Staatoma»» habe so nach drücklich wie Stresema»» betont, daß Deutschland unbedingt will,»» sei, Repa rationen zu zahlen uud vrobuk- tive Pfänder zu diesem Zweck j« schaffe«. Das Blatt ist der An sicht, daß sehr ernste politische Hindemissc noch weggeräumt werden müßte«, bevor die Möglichkeit ei «er A«Iethe auch nur angenommen werden könne. Aber Stresemanns Angebot sei havptsächlich an Frankreich gerichtet. E» sei vermutlich er- folgt zum Zwecke, einige dieser pottttschen Hindernisse zu beseitigen. Sem wirtschaft liches Angebot sei «in versuch, die deutsche Unabhäugigkeit «uv die wirkliche Souveränität der deut- schen Regierung über ihre eigene« Gebiete durch ei« festes versprechen, Repa rationen z« zahlen, zu sichern. Das von Stresemann gemachte Angebot unbeach tet zu lassen, hieße das letzte A n g e b o t v e r w e r f e n, das Deutschland in einer einigennaße» ver»ü»fttge» Fass«»» mache» könne. Dieses Angebot z» ergreifen «nd z« entwickeln, würde eine direkte Erm«ttg«»g für das deutsche Volk sei«, eine Anstrengung für sein eigenes Land zu machen." Der attionsunsähige Völkerbund. Griechenlands Antwort an die Botschasterkouserenz. Die Lage schwierig, doch nicht unbedingt gefährlich. Paris, 4. September. Der von Poincars telegraphisch verlangte Wortlaut der griechischen Antwort auf die Note de, Bot chasterlonftrenz ist heute vormtiag in Paris eingetroffen. Der Inhalt ist noch nicht bekanntgegeben, aber der „TempS" bereitet aufs neue darauf vor, daß der Standpunkt der grie chischen Regierung die Aufgabe der Konferenz wahrscheinlich nicht erleichtern werde. Gcie- chenlanv sei zwar mit der Untersuchung de» Attentats einverstanden, aber e» verlaige, daß zu der UntersuchungskomMission nicht bloß die Vertreter ter verbündeten Mächte, ,andern auch Neutrale gehören sollten. Tiese Hal tung der griechischen Regierung sei „unbe greiflich", w:nn das Kabinett von Athen nicht Versprechungen unbekannten Inhalt« „von irgendeiner Macht" erhalten habe. In zwischen installiert sich Jtatien in Korfu, und die von der „Daily Mal" wiedergegebenen Er klärungen Mussolinis kaffen erkennen, daß die Wartezeit für Griechenland sehr teuer werden könnte. An eine Aktion des Völkerbundes wird in Paris nicht geglaubt, nachdem Italic erklärt hat, daß es de» Bund als Schiedsgericht in dieser Ehreufrage nicht anerkenne. Ain« praktische Wirkung könnte die „Gwmischnng" deS BölkerdnndeS «nter de» jetzige» U«stä»de« jedenfalls nicht haben. Deshalb wäre es am beste», wenn der Völkerbund i» seiner für morgen angejetzte« Beratung, die »»ter de« Vorsitz deS Delegierte» Japans st«ttfi»de» soll, sich für nicht k,mpete»t erklärt. Si»e a»d,re Idee, welche die Empfindlichkeit der »e»- tralen Mitglieder des BötkerbundrS schone» soll, besteht i» de« si»»reichen Vorschlag, der Völker bund solle selbst die Eutscheid»», a» die votschafterkonfere»» Verweises wie er d«s scho» i» frühere» Fälle» gew» habe, «ege» die Vorkämpfer der völkrrtzu»ds> tdee, besonders gege» Ranse», werde» bos- hafte «rmerkmige» gemachh weil sie, t» ihrer „«bertrlebe»e»" Friede»sltebe, de» Friede» erschwerte»! «»ter diese» U«stä»de« wird die Anf«erksa«trit im«er «ehr a»f die Sttzu»g »er vatschafterkausereuz Hingel«,«, Vie wahrscheinlich «orge« iiber die kritische Angelegen heit berate» wird. Poi»eart, »er tzechiwltch jede Außen»», venniebe« hat, e«psä»gt heute »e« südslawische» »txiste,Präsident«» Pasitsch. Dieser U»terhalt»»g wir» in politische» »reise« Wichtigkeit tzetgelegt. Die Lage wir» hie^ «ach el«er wahrscheinlich offiziösen Information, al» „nicht «nbe»tngt gefährlich, a»e, als schwierig" bezeichntt. * Muffolini droht. Der BSllerbund in Gefahr? London, 4. September. „Evening New«" bringt den «u«zug au» einem Interview, da« Mussolini einem Ver treter der „Daily Mall" gewährt hat, und da« erst morgen vollständig in der „Daily Wa>l" er scheinen wird. Muffolini hat hiernach folgende Äußerungen getan: „Wenn die Griechen di« Be dingungen meine« Ultimatum« erfüllen und br. zahlen, werde ich Korsu räumen. Aber die Griechen täten gut, bald zu bezahlen, de«a sonst wird der Prei« höher sein. Ich h«b« nicht Vie Absicht noch wehr griechische« Land zu besetzen oder sonstige Sanliionen zu ergreifen, falls die Griechen nicht den Wahnsinn be gehen, italienische Staatsbürger oder italienisches Eigentum anzu- greifen." Die „Ev ning News" knüpft hieran wieder einen Angriff auf die englische Regierung, die es nach und nach mit den wenigen Freunden verderbe, die England noch besitze. Der hiesige italienische Botschafter dement ert das G.rücht, daß Italien den Haf-n von Santi Qu'aranta besetzt habe. Der „Exchange Telegraph" meldet, daß Muffolini dem italienischen Delegierten in Gen» telegraphiert habe, er werde den Austritt Italiens ans dem v»lker»u«de in Betracht ziehe«, salls der völkerb««» sich «och Wetter mit dem italienisch - griechische« Konflikt beschäftige. Anderseits drohe» auch die skandinavi schen Staate« mit Austritt aus dem Völkerbünde, sofern der Völkerbund die Angelegenheit nicht in die Hand «ehme. Der „Evening Standard" schreibt dazu, wenn Branting nnd Ransen diese Drohung ans- fpräche«, so sei eS ihnen ganz gewiß ernst hiermit. ES sei deshalb sehr leicht möglich, daß eS ans Anlaß dieser Meinungs verschiedenheiten zur Anslösung deS Völkerbünde- kommen könne. D:r „Manchester Guardian" tegl großen Wert darauf, daß Muffolini einvrrstanden ist, den WeltgerichtShof über die Zuständigkeit de« Völkerkunde« urtrilen zu lasten. Die« würde die Lage bedeutend Verbestern. Dagegen erfährt das gleiche Blatt, daß man diesen Bo,schlag Mussolini» in englischen VöllerbundSkreisen mit gemischten Gefühlen ausgenommen habe, da man ihn teilweise sür ein Manöver halte, über die Sitzungsdauer der Vülkerbund«v»sammlung hin- wegzukommen. Rach dem „Star" soll der französisch« Delegierte de Jouvenel ave An strengungen machen, um in engster Gemeinschaft mit Lord Robert Ereil vorzugrhen und Italien von seiner Haltung abzubringen. * Zu Zngeftänduiffen bereit. Bersähnliche SrNLruugen des griechische« Minister» de» Außere« Athen, 4. September. Wi« da« griechische Presteburea» «ittetlt, hat der Ml»ister de« Außere» Alexandri» de» Vertreter» der «»«ländischen Presse zur Er mordung »er ilal'euischen Offiziere Erklärungen abgegeb:n, tu denen er ». a. «»«führte: Die griechische Regierung habe sosort di« strengste Uotrrsrichung und Verfolgung der Sch»l- digen angeorduet und nicht» Unterlasten, um der Schaldig«» habhaft zu werden. E» sei eiu un- glücklicher Zufall, daß da» verbrech«» aaf griechischem Bode» geschehen sei. Nicht» recht fertige die Anklage, daß Griechenland ei«e f«ind- selige Handlung gtgen Italien hab« unternehmen wollen. Ferner habe Griechenland auch keinen Grund, sich über General Lelltni wegen schlechter Festsetzung d«r Grenze zu be schweren. Auch sei e» unrichtig, daß die grie chische öffentliche Meinung gegen Tellini durch die Presse auf gehetzt worden sei. Den» tat- sächlich hätti dirse seit Mthreren Monate« wrder -egen den General noch gegen Italien au» nur da« geringste gejchriebrn. Richtsdestaweniger betrachte es Grieche»- land al» seine Pflicht, Italien in sel»«» -ar»er»»ge» Genüge z» leiste». E» habe »erelt» sei» veda»er» erklärt Der Mt»tster de» «»swärtige» sei per- sönlich »et« tt»lie»ische» Gesandten gewesen, um ihm zu erklären, daß die Schuldige« exemplarisch bestraft wer de« würde«. Die Abhaltung ei»eS Requiem», der Ehrensalut für die italienische Fahne, sowie die Totenehrung sür di« Opfer feie» ebenfalls zugestanden worbe». Zwei For derungen jedoch richtete« sich gegen die Unabhängigkeit Griechenland», so- wie gegen den Staat selbst, und zwar »te Teilnahme deS italienischen Mtlitär- attachb» an »er Untersuch«»« ««» die Zahlung von SV»»»»«» Lire als vnße. Dir griechische Regternng habe eingewilligt, daß »er «ilttärattachb dnrch Mttteil«»« aller tt, seinem Besitze befindliche« Nachrichten z«r Förderung »er Uutersuchnng beitragen »nur. Die Schaben,rsatzzahlung in Form einer vnße sei jedoch für »ie griechische Re- gicrnug unannehmbar, »a dies, saust ihre Verantwortlichkeit eiugestehe» würbe, obgleich sie sich hiervon v-lltg frei fühle. Die griechische Untersuchung könne sich nur aus griechisches Gebiet beschränke». Die griechische Regierung hege die Über zeugung, »aß »ie italienische Regier»»» nuch vcsänfttgnng der erst,» Erregung »e» gut«« Willen der griechischen Regierung in dies«» Zwischenfall, Auerk,»«»« werd, * Zwanzig Todesopfer. Darunter 1k Kinder. Pari», 4. Septemvrr. «i, „Ehicago Trtbnn," «»» Athen meldet, erklärt, »rr gestern aus Korfu i» Athen ettl- gctrvssr», L,tt,r »er amerikanisch«, Wats«,für- sarge sür den nahe» Oste», daß »«t »er ve- schieß»»« Kurs»» 2» P«rs»»e» «e- tötet wor»«» seie», danmtrr 1» Kinder Sä«U«che Tate» u»d verletzt«« sei,» Flücht- lt» ge » der Waise» a»s ameriknnischen »»» englische« Wais««hä»srr» i» »er alt«« Fest»»« von Korf» gewese«. I« Teich« Var »er Fest»»«, w» gerave 4»» «aisenknaden »er «meN- ta»ische» HUfsar^rnisAtia« »«»«le», s«t«» Schrapnell» expladiert. G Der Kouflitt vor de» Bolkerbnndsrnte. Politis macht schriftlich- Vorschläge. Ge»f, 4. Setzt««»»er. Der «ölkerdnndsrnt verha«»elle nach mittags, i» Gegenwart »er Pr^seVertreter, über »«« griechisch-italienische» Streit, «ach- »«« er varher z» ei»er geheime» Sitz»»g zn- sa««e»getrete» war. Da Salandra «ach kei»e J»str»ktia»e» erhalte» hatte, w»r»e »te De»atte ans «arge» verschätze». Der griechische vertret«: Pa litt» legte hieraus kurz tzn« griechische» Sta»tzp«»kt dar. Griechenland hatze vau tze» sietze» italienische» Fartzenmge» vier »ng,no««en »»d »»r drei atzgelehnt, tzar»»ter die nach ver- »rt«il»»g der Sch»ltztge» z»m Dade. Die gefartzerte Ko»tr,lle tzeS «erfahre»» tz»rch de» ttalie»ische» »tl«täruttachs fei «»«»glich, Wahl atzer seine «ttardeit. Hier nnter- tzrach th« Salantzra nn» erllärte, daß tzie weitere» «usführmige» tze» griechische» Vertreter» keine Jnfarmattane«, sonder» eine vertret»»g de» griechische« Sta»»p«»ktes seie». Lar» Ratzert 8 ec tl versuchte »afür ri»z»treteu, »aß Paliti» sei»« Aussühruuge» s»rtsrtz«, »« er »eue Vorschläge z» «ache» Hatz«, schloß sich atzer schließlich tze« Vorschläge Sala»dras ans »aß Paliti» sei», varschläg, schriftlich f»r«»li«,e» soll,