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Sächsische Staatszeitung : 01.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192308017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19230801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19230801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-01
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 01.08.1923
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Seil- S zu Nr. L77 «Lchstsche — Mittwsch,. ». 1S2S wtrljchaft »tz» veftmrZ« wird, »eil ße Oe» Mr Nc»e»nd.ck»,g »o« DünGemitsekn «d «der« not»«diHe» Artikel» zur FeRbestllnmg b«uch». In »irttichkeit i» «» die hschst« Zeit, daß die Regi«r«»D in »«« «m meiste« dedrshten Bezirke» — «< de» «vhrgeblet »ehr« pch tzte stle-en über den Mangel der LebrnSmitteh be- sonders über da» Fehlen von Kartoffeln, Margarine, Fetten usw — sofort zu Notstand-maß. nahmen greisen muß. Am Dienstag verhandelte der Reichs kanzler auch mit den Vertretern der In dustrie uud der Banke». Die Beratungen galten insbesondere der Devisen- und Kredit politik. Ls wird allerdings in weitesten Kreisen Verwunderung erregen, Beratungen mit solchen Kreisen M pflegen, die an einem Mißerfolg der Devisenpolitik interessiert sind. Die vom Vorstand der sozialdemokrati. sehen Retchstagsfraktion zu einer Unterredung mit Cuno beauftragten Verger werd« am Mitt woch von dem Reichskanzler empfangen werden. Zur Erörterung steht die allgemeine innen- und außenpolitische Lage« Die Tagesordnung der nächsten ReichStagSfi-ung. Berit», 1. August. Auf der ra-esordmiug der Reichölagssitzuug, die stir Mittwoch, de« 8. A»g«ft, nachmittag» » Uhr, «beraumt ist, steht v»rlä«ftg die erste Lesung des Rhein- u«bRuhr»pser» »nd der »utwurs eine» SteNerzi«»- Gesetze». »S ist anzunehm«, daß auch die Übrigen Stenervvrlag« und die G»lda»I«ihe, di« t» diese» Dagen die «dgstlttge Fassung dnrch das Reichskabinett erhall«, ebenfalls aus der Tages- »rdnung der ersten Litzung steh« werde«. «»rauSsichtlich wirb nicht «nr Reichsfinanzuttutster vr. HermeS diese Vorlag« al» znstiwdiGer Ressortminister begriinden, sande« wahrscheinlich wird auch der Reichskanzler selbst das »ort ergreifen, nm die Ansfass««g der Regierung über die allgemeine innen- nnd außenpolitische Lage vor dem Parlament z« vertret«. Tie Uutersuchuug des Feme mordes. 17 Roßbachvcrschwörer angeklagt. Berlin, 1. August. Di« Unterfnchnng de» vor etwa sechs Woche« aufgkdeckt« Fememorde» a» dem Landwirtschaft», elev« Sabow ist bekanMltch d« mecklenburgisch« Justiz- und Polizeibehörden entzog« und dem StaatSgerichtShos übergeb« worb«. Während nun der Nntersuchuugsrichtcr und der Staatsanwalt in Mecklenburg die Augelegenheit al» rin gewShntiches verbrechen behandelten, «nd die politischen Drahtzieher «nd Mitwisser aus der Roßbach.Lrganisation unbehelligt ließ«, hat es b« Anschein, daß der Staatsgerichtshof diesmal entschlossen ist, ganze Arbeit zu mach« und die Roßbach-Kloake auszubreun«. So ist bis jetzt das Strafverfahren gegen nicht weniger als 17 Angehörige der Roßbach-crganisation er öffnet Word«, dir sich alle bis aus ein«, der noch flüchtig ist, bereits in Haft befinde«, ent weder als Diller oder als Anstifter bez. Be günstiger. Ob vaS Verfahren euch aus die beiden Leiter der Deutschvötkischen Freiheits partei in Parchim, den Kaufmann Masolle und den Fabrikanten Theo von Harz ausgedehnt werden wrd, längt noch von den weiteren Er gebnissen der Untersuchung ab, die in den nächstenTagenabgeschlossen werden dürfte. Die tR-rychr VerftH«»ßsS»der«»ß UhßeleHrt. «» «1—tstz^itit v— LW «Wi«-»-». «ünche» S1. Juli. * Das Plenum des bayerischen Landtag» ent- schied am Dienstag über die Gesetzes- Vorlage der Regiegung betreffend das Volksbegehr«» und Volksentscheid, wrlche die bekannte Änderung der Ver fassung darpellt mll dem Ziel, einen Staats- Präsidenten zu schaffen. Der Abstimmung ging eine längere Debatte voraus, in der vor allem der demokratische Abg. Mütter-Mei- ning« die Absicht« der Bayerisch« volkspariei a« den Pranger stellte. Unter großem Befall der Linken betonte er, daß das Volk heute an diese« staatsrechtlichen verfass», gtsrag«» absolut kein Interesse hab«, ihm viel mehr dar«» liege, aus- reichende und billige Nahrungsmittel zu erhalten. Der sozialdemokratische Abg Endres unterstrich dies« Aussührunge« und nannte al» wahren Ur- Heber dieser Treibereien gegen die Verfassung die «aterlsudischen Ber- bände, die durch die geplant« Verfassungs änderung in die Lage komme« wollen, trotz ihrer verhältnismäßig Nein« Minderheit dem Lande ihren Willen aufzuzwingen. Daß die Baye- rische Volkspartei «nd die Deutsch- nationale» sich heute schon als Bor- spann dieser verbände verwenden lassen, zeige ihre Angst vor diesen Verbänden und Herr« v. Kahr angesichts der Parlaments wahlen im kommenden Jahr. Lie namentlich« Abstimmnng ergab 78 Stim me« stir und üb Stimme« geg« di« RegiermrgS- vorlagt. Die gesetzliche Zweidrittelmehrheit wurde also «icht erreicht, sodaß die Vorlage al» abgelehitt gilt. * Münche«, 1. August. Der bayerische Haushalt für 1923 schließt mit einem Desizit von rund 290 Milliarden Mark ab. Da« Defizit war ur sprünglich aus 4 Milliarden Mart veranschlagt. Die Sozialdemokraten stimmte» im HcuShalts- ausfchuß gegen do» Finontgesetz, womit eine Miß- trauenSkundgebung gegen die Re gierung ausgesprochen wurde. G Berstaatlich«nq der Polizei! München, 1. August. Di« R«gie«ngsvorlagc über di« verstaat- lichung d«r Sichkrheftspolizei in Baye« «nd dir Erricht««» «i««r Polizribireftio« Nümberg-Fürth wurde gegen dir sozialistisch« Stimmen ange- nommrn. Man kann gespannt sein, welchen Cinfiuß diese Veränderung aus die SicherheitSverhältnisse in Nürnberg-Für>h, soweit der Schutz der Be völkerung gegen rechtsradikale Umtriebe in Be tracht kommt, laben wird. Tie fränkische Ar beiterschaft fühlt die Gesetzesänderung als gegen sich gerichtet. Poinearös Ablehnung. London, 31. Juli. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" schreibt, der allgeme ne Eindruck sei der, daß man der interalliierten Ver einbarung über die Ruhr- und Repa rationsfrage nicht nähergelommen sei. In der heutigen Kabinettssitzung werde wohl darüber entschieden werden müssen, ob die Fortsetzung der Verhandlungen mtt b« «Berto» auf der MMNwärtige» Grnnd- lage Irgend »«Ich«» Zweck h«b«, welche politische» Mothode« »osok,t wer»«« solle« n«tz welche« Inhalt tzie Re. Gi«r»»Gserklär»»g i« P«rl«me»1 herben sott. Dal Kabine« wepdr emtzertem wahrschein lich erwäg«, ob es ratsam sei, die englischen Vorschläge an die Alli'erten zu veröffent liche», damit sie selbst Gelegenheit haben, pch von der Ehrlichkeit und de» Serk der britische« Bemühvngen um Pazifizierung und Wiederaufbau zu überzengen. Der Zustand in Deutsch- land lasse nach der Aufsostvng der meisten britischen Minister nicht länger «in Hin halten de» Bersahren» zu, obgleich Poin- carä offenbar anderer Ansicht sei. Die ssrauzssisch« Rote bild« ei»« sehe höflich«, aber der» tl ich« Ablehnung fast setze» von tzer britische« Regier««g vorgebrachte« Vorschläge» und «ine «rstätiguug de» französische« Wider- strebe«», vor A»f»ade tze» tz««tsche» passive« Witzersta«de» irgendwelche Znstchernnge« »« gebe«. Poinearö er klär«, Frankrrich werd« da» Rnhrg«bi«t «icht ehe« völlig rä««e», al» »t» «S bezahlt sei. Ebexsowenig werde «S a«f die produktiven Pfä«der in de» besetzte» Gebiete» verzichte«. Poixrarä mache et»e b«i«ahe ebenso «erzijche Ei»w««b»»g ans rtchttich« u»d tatsächlich« Erwägungen gegen tz e» britischen Vorschlag, die deutsche SahknngSfähtgkeit durch ei«e internationale Sachverstä»- tzigeukommtssio« prüfe« z« »assen. Seine hierz» gestellt« Fragen beut« a», dnß er dies« verfahr,« als widerrechtliche A«» «ig«««g der Befugnisse der «tp»- ratio«»kommissio« auffasse. Sri»« f«i«d- ltch« Haltung geg« den »«dank«, nerttrale Sachverständig« hiuzuzuzirhr«, sei bekannt, viel leicht werde er au» Höflichkeit grstattru, daß ein Sachverständigenausschuß die vo« der belgischen Regierung vorgeschlag«« Zahlungsmethotze prüf«, vorausgtsetzt, daß die grundlrgrud« franzö sischen Kord««»gen betr. die Reparation»- und Kriegsschuld« gewährleistet Würtz««; denn P»i««arö bestrhe «och immer auf dem Zahlungsplan von 1»21 mit dem unabänderlichen Minimum von 2S Milliarden, dem Anspruch auf die Priorität für tzie zerstört« Gebiete «nd der B«- reitwilligkett, aus die k-Boud» im Verhältnis znr vennindenmg der alliiert« Schuld« zu Ver zicht«. Poinearö habe einen Fragebogen auf gestellt, dessen Zw.ck e» sei, sesizu'iellen, wie hoch die Forderungen Großbritan nien» gegenüber seinen Alliierten und Deutschland seien und es sich mit einer Summe begnügen würde, die e» ihm ermözlicl en würde, den Schulde «dienst an Amerika zu leisten, und ob es einverstanden sei, daß die Deutschen diese Summe aufzubringen hüllen. Der Fragebogen sei sozusagen der einzige lonstrultive Teil der französischen Note. Ter übrige Inhalt sei rein kritisch uns negatv gehalten. Anders verhalte es sich mit der belgischen Antwort, trotzdem sie kurz sei. In der Ruhrange- legenheit komme die belgische Noie insofern mit Poincarü überein, als sie, wenn auch in einer etwas w.-niger entschiedenen Sprache, die in den beiden Kommuniques Ker Brüsseler Konferenz dargeiegten Grundsätze de- stätigt hat. Aber die belgische Note spreche tz«« drin,«»den »»«sch »«ch atu«, Lös»«- mrs «ttz ßsbe tzamvh, et«msPopttve« «nd Matawlles in tzer Rtchtiag auf di« Lösung beiznßeuen. Die belgisch« Rote deute a^ daß tzie «glichen Vorschläge «tsprrchend den An- regu-gen der anderen Alliiert« ersetzt werden könne» und einen wesentlrchen Schritt in der Richtung aus ein neues interalliierte» überein», komme» bilden könnten. * Man muß dem französischen Ministerpräsidenten znbilltgen, daß er nicht nur versteht, dem „passiven Widerstand" gequälte» deutsch«« Laubes und Lotkrs ein bi» jetzt «uerschöpste» Maß vo» G> valt und Hartnäckigkeit entgegenzusetzen, sondern auch seinerseit» passiven Widerstand zu leistem Poinearü hat in seiner Antwort an England richt» zu sageu; wenigstens will er nichts sagen. Ohne die britischen Anregungen unmittelbar zu bekämpsen, weicht er allem Wesentlichen aus, verschleppt die Erörterung durch Rücksragen und beharrt in aller Höflichkeit bei dem, was er seit Monaten wiederholt: Daß Deutschland sich unter werfen müsse, daß man daS Ruhrgebiet erst räumen könne, wenn „alles" bezahlt i«i, daß mau Psäuder behaUe» werde, daß der Londoner Zahlungsplan von 1921 unumstößlich sei, daß man am besten tue, sich mit dem Streit über den Prüsuogsautschuß die Stimmung nicht zu verderben. * Noch keine Entschließung der britischen Regierung. London, 31. Julu Den Blätter» zufolge erstattete heute Lord Curzon auf der angelüudigten Vollsitzung de» Kabiuett» Bericht über die Ant worte» Frankreich» und Belgien». Morgen wild daS Kabinett noch einmal zusammenkommen^ um endgültig darüber zu entscheiden, welche Hal tung England angesichts der Stillung FrankeichS einnehmen werde. Verschied«« Blätter erklären, wenn Großbritannien eine separate Aktion unter nehm?, so werde höchstens die Eröffnung neuer langwieriger Verhandlungen in Frage kommen^ Reuter erfährt, daß e» als unmöglich betrachtet wird, irgend ein Urteil über die Auffassung der britischen Regierung hinsichtlich der französischen und belgischen Antwort auSzusprechen, bevor die Angelegenheit im Kabinett erörtert worden isft ES wird jetzt envarte», daß der Premierminister und Lord Eurzon über die Lage am Donners tag im Parlament eine Erklärung abgeben weroen. G Mussolinis Ansicht. London, 31. Juli. Uber die italienische Auffassung schreibt der diplomatische Ko.respondent des „Daily Tele- graph": Mussolini sei zu der Überzeugung gelangt, daß die Aussichten auf ein inter alliiertes Übereinkommen über die Ab sendung einer gemeinsamen Antwort an B.'rlin gering seien, daß sie durch ein: Vermehrung der bereits vorhandenen Noten nur zerstört werden könnte. Mussolini habe sich deshalb mit einem mündlichen Meinungsaustausch zw s hen Rom und London begnügt. Die italienische Auf fassung entspreche im allgemeinen der englischen- * Ne«e Sanktionen in Essen. Paris, 1. August. Nach einer Havasmeldung aus Düsseldorf soll in der Nacht zum 30. Juli an den elektrisch.'» Signalen des Bahnhöfe» Essen (es wird nicht Tie Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens im letzten Jahrhundert. Unter diesem Triel hat der bekannte Leipziger Nationalökonom Pros, vr L. Pohle*) bei Teubner (Lripzig-Berliu) in 5. Auflag: eine Sammlung von fünf Vorträgen erscheinen lasten, in denen das letzte Jahrhundert der Entwicklung des deutschen Wirtschaftsleben» dargestellt wird. Ohne Zweffel, sagt der Verfasser, ist der Zeitraum, der von 1803 b S zum Zusammenbruch der welt politischen und weltwirtschaftlichen Stellung, die sich da« neue deutsche Reich errungen hatte, im Jahre 1918 reicht, ein nunmehr abgeschlossenes Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte, und zwar ein Kapitel, da» wohl — wenn nicht noch eine ganz unvorhergesehene Wendung unseres Schicksals eintritt — aus lange hinaus das glänzendste Kapitel der deutschen Wirtschafts geschichte bleiben wird. Die Darstellung dieser Entw ck »ng schließ! mit dem End« des Weltkrieges ab, und nur einen kurzen Ausblick in die jetzt so dunkel vor uns liegende wirtschaftliche Zukunft Deutschland» gewährt die Schlußbetrachtung. In seinem erste» vortrage behandelt der Ver- saster den allgemeinen Verlauf der Wirt- schaftlichen Entwicklung Deutschlands im letzten Jahrhundert, insbesondere den Übergang vom Agrar- zum Industriestaat. Dar Mirischastkleben de» deutschen Volke» hat wiHer- holt gewaltige Veränderungen in kurzer Zeit er fahren, man braucht nur etwa an das Aufblühen der deutschen Städte und ihre» Gewerbefleiße» i» der zweiten Hälfte de» Mittelalter» ooer an den wirtschaftliche» verfall Deutschlands in und «ach dem Dreißigjährigen Kftege zu denken. Allein eine so vollständig« Umwälzung aller überkom menen wirtschas tsverhäitniffe, ein so gewaltige» * Wett««« bei Trübner erschienener Werk, dos Bewaffn» find,Untern« hmerstand", „Kapitali»»««*, und allgemeines Niederreißen und Neuausbauen auf wirtschaftlichem Gebiete, wir das letzte Jahr hundert es uns gebracht hat, hat sich in der ganzen deutschen Wirtschaftsgeschichte noch nie in einer so kurzen Zeitspanne abgespielt. Im letzten Jahrhundert vollzog sich der übergar^ Deutsch lands zu einer ganz neuen Stufe der wirtschaft lichen Entwicklung, es ist das Zeitalter der Entstehung der modernen Volkswirt schaft in Deutschland. Pros. Pohle unter scheidet in dieser Entwicklungszeit drei Perioden, von denen d^e erste — 1806 bis zur Gründung des deutschen Zollvereins 1834 — durch die Bauernbefreiung, die Landeskuiturgesehgebung und die wenigsten» teilweise Verwirklichung der Gewerbefreiheit eine neue Gesell- schafts- und Wirtschaftsordnung einführte. Tie zweite Periode — vom Inkrafttreten des Zollverein» bi» zur Wiederaufrichtung de« D.ut» schen Reiche» — gab der deutschen Volkswirt- schäft durch daS Vordringen der kapitalistischen Produktionsweise, daS sich im An chluß an die zollpolitische Einigung und an die Umgestaltung des Verkehrswesens vollzog, eine neue, eine mo- derne wirtschaftlich« Struktur. In der dritte» Periode — den Jahren nach 1871 bi« zum Aus- bruch de« Weltkriege» — erhielt der deutsche Wirtschafttlörper durch den Übergang zum Ex- portinduflriüiSmuS und zum SxportkapitaliSmuS eine veränderte, und zwar eine zum großen Teil >m Ausland: liegende Basis. Zwar beruht auch gegenwärtig noch die wirt'chastüche Existenz der größeren Teile» der deutschen Ration auf der einheimischen agrarischen Basis, aus dem Austausch von Produkten der deutschen Landwirtschaft gegen Produkte der deutschen Industrie, die Signatur der wirtschaftlichen Entwicklung vor dem Krüge war aber »nzweifelhaft die, daß der Teil der deüische« BoMwirtschoft, dessen Wurzln im AvS- laad« lagen, »er aus Gedeih und verderb mit der Weltwirtschaft verbunden war, viel rascher wuchs «ID der derrffche Agrikultur-Mauusaktnrftaat. I« zweit« Vortrag« bespricht Prof- Pohl«! die Umgestaltung der Landwirtschaft unter dem Einfluß der Agrarreformen und dem Drucke der zunehmenden Bevölkerung. Er untersucht die Wandlungen, welche die deutsche Landwirtschaft im 19. Jahrhundert durchzumachen hatte und zwar einmal dir Entwicklung der Betriebr und der B.-sitzverhältniss-, dann die Um» gesialtung der ArbeitSveisastung und der Aibeiter- verhättnsse, drittens den Übergang zu neuen Be triebssystemen und die hieraus «»springende Zu nahme der Produktion, aber auch der Produktions- losten; er zeigt die stetig aufsteigende Entwicklung der Landwirtschaft bi« zum Ende der 70er Johr«, wo in der Ausdehnung deS Dampfer vrrkehrs und dem gewaltigen Rückgang der Frachten in Ler- bindung mit dem extensiv« Bttriebssystem in der überseeischen Landwirtschaft die Ursache der mo dernen westeuropäischen AgrartrisiS entstand, und zu einer Notlage der deutschen Laadwirtschaft am Schluffe des 19. Jahrhundert« führte. Welche Erfolge die Laidwiftschaft der deutsche» Handel«, polttik mit ihren Agrarzöllen zu verdanken hat. zeigte sich während d«« Krieg.-«, wo Deutschland jo virle Jahre au« eigner Kraft die wenn auch knappe Ernährung seiner Bevö kerung sicher- stellen könnt:. Im dritten Vortrag wird die Lage de« Hand werk« und der Hausindustrie behandelt. Zusammen- fastend ist über deren Sch cksale während deS letzten Jahrhund:rtS zu sagen: von der un- bestrittenen Vorherrschaft, die diese Betriebs- sormen am Ansauge d:S Jahrhundert« noch im deutschen Gewerbewesen besaßen, ist am Sch'uß keine Rede mchr. Ter mechanische Großbetrieb ist in großem Umsangr an ihre Stell« getreten und hat sie in den Hintergrund gedrängt. Aber noch immer sind sie in erheblichem Umfange vorhanden, und r« ist in absehbarer Zett wohl auch nicht zu erwarte«, daß sie völlig au« dem Wirtschaftsleben verschwinden. Di« Wahrscheinlichkeit spricht vnl»whe tzasür, daß sie demernd ei»« Sto ffen Platz im wtrtsch«st»leb« p« behaupt««, wo ihn Eigenart ih«e« ei«e« natürlichen Lcrprung vor den Formen de« zentralisierten Großbetriebes verleiht, wo nämlich entweder wie beim Handwerk, die Produktion eine Anpassung an konkrete, individuell bestimmte Ber- hältnisse erfordert und es sich zugleich um einen aus kleinen Aufträgen sich zusammensktzenden Be darf handelt, oder wo, wie in der Hausindustrie, zwar schon eine Mastenproduktion von Waren der gleichen Gattung stattfindet, abrr eine lech- Nische Notwendigkeit zur Errichtung geschloffener Grosibetriebe nicht vorliegt. Nachdem Prof. Pohle dann weiter im vierten Vortrag die Entwicklung der Groß industrie, die industrielle Kartellbrwegung un) die Entstehung der gewerblichen Arbeiterfrage, im fünf ten Vortrage die Umgestaltung drS Verkehrswesen» und die Wandlungen im Handel untersucht hat, wirft er nn Schlußwort noch einen Blick aus die Lage der deutschen Volkswirtschaft nach dem Weltkrieg, sein Ergebnis vahin zu- sammenfaffend: „ES ist ein geradezu trostloses Bild, das die Lage der deutschen Vollswirtschast im Herbst 1922 bietet. In immer mehr Herzen senkt sich Ver- zweislung, ob ein Wiederaufbau der deutschen Volkswirtschaft noch im Bereiche der Möglichkeit liegt. Für die wirtschaftliche Zukunft Deutsch, land» hängt ollc» davon ab, ob bei unseren ehe maligen Gegnern, insbesondere in Frankreich, noch zur rechten Zeit die Einsicht einkehrh was sie von un» verlangen können und was nicht. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschland» für ReparatiorSzweckr ist durch die rücksichtslose Be handlung, die man un» hat zuteil werden lasten, bereit» auf ein Minimum zusammen- gefchrumpst. Tas haben auch sachverständige Veurt'eiler des neutralen Auslandes, wie Proft Lasse! i« Stockholm, offen ausgesprochen. Trägt man dieser Sachlage, die sich immer tzruticher enthüll», von feiten der Ententemächte »icht bald Rechnung — mit Anne» Zugeständnissen ist da bei jetzt aber ««ch «ich»» »ehr zu erreichen —« fo ist n'cht mu «nser wirtschaftlicher Ruin, so»
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