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Sächsisch eSlaalszeilung den Zreistaat Sachfen Staatsan^eiger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinungstage». ve,«g»p,ri»: 1.—15.8. S5000M., 16.-31.8. 50000M. Einzelne Nummern 2000 R. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. Ankündigungen: Die 32 mm breite Grundzetle oder deren Raum im Ankündigung»- teile 1b000 M., die 66 mm breite Vrundzetle oder deren Raum im amtlichen Teile SO000 M., unter Eingesandt 40000 M. Ermäßigung auf Familien- «. GefchäftSanzeigen. . Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung »er Staatsschulden und der LandeSkulturrrntenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Lande»-BrandversicherungSanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen aus de« StaatSforstrevieren. verantwortlich für die Redaktion: I. v.: OSkar Edel in Dresden Dienstag, 7. August 1S23 Nr. 182 Nt Antwort der ZWchtn RtMU nn ttik AkichsWMU. Die Sächsische Regierung hat aus das gestern von uns mtgeteille Schreiben de» Reichs kanzlers an die Sächsische Regie rung folgendes Antwortschreiben an dir Reichs- regierung übermittelt: Dresden, 7. August. Die Sächsische Regierung hatte bei der Absendung ihrer Note vom 2S. Juli 1»2S gehofft, die Erwiderung der Reichsregierung auf diese Note werde einen di« Öffentlichkeit be ruhigenden und der dersassnngSmäßigen Stellung des Freistaates Sachse« entsprechende« Abschluß der Diskussion ermöglichen, welche die Retchsregieruug — nicht die Sächsische Siegienmg — durch ihre der Presse mitgeteitte Erklärung vom 18. Juli 1S2S notwendig gemacht hat. Die Sächsische Regierung war angesichts der Mittei lung dieser für die sächsische Bevölkerung wie für den sächsischen Staat besremdlicheu und ver letzenden Verlautbarung durch die Presse gezwungen, ihre Stellungnahme ebenfalls der Presse mitzuteile« und wird sich — sofern die Reichsregierung die bisherige Form der Ver lautbarung beibehält — sehr zu ihre« vedanern gezwungen sehe«, ihre Erklärungen auch weiter hin der Lssentllchleit zu unterbreiten. Die Sächsische Regiernughatte in ihrer Note vom 27. Juli 1223 die Reichsregierung nm Aufschluß ge- bete«, wa» dir Reichsregierung zu ihrer verletzenden Stellungnahme veranlaßt habe und ob der Sinn ihrer Verlautbarung sei, von Sachsen aus drohe dir Gefahr eines Bürgerkrieges; für diesen Fall hatte sie uni Mitteilung der Dat- fachen gebeten, aus welche die Reichsregierung eine solche Annahme stütze. Die sonderbare Formulierung der verlantbarung der Reichs- rcgierung vom 18. Juli 1S2S zwang zu dieser Rückfrage. Die Sächsische Regierung wollte da mit der Reichsregierung auch ermöglichen, eine Erklärung abzugeben, welche den berechtigten Empfindungen deS sächsischen Volkes und der Stellung der Sächsischen StaatSregicnmg Rech nung trug. Die Sächsische Regierung bedauert nunmehr feststellen ,« müsse», daß die Reichsregierung offenbar den Sinn nnd den Zweck der sächsischen Rück frage völlig verkannt hat. Denn sonst wäre die Antwort der Reichsregierung vom 2. August 1823 nicht verständlich. In ihr weist der Herr Reichskanzler darans hi«, die Reichs- regierung habe ihre Verlautbarung vom 18. Joli l»23 für notwendig bksunden, weil der sächsische Polizeioberst vr. Schütztnger in einer pri vate» Veröffentlichung und unlängst der unter zeichnete Ministerpräsident ans die von an derer Seite dr»h««den Gefahre« hingewiesen hat. Z« ihrem großen Befremden muß die Sächsische Regierung als» feststelle», daß ei» pflichtmäßiger Hinweis deS unter»eich«eten Ministerpräsidenten auf die von anderer Seile drohenden Gefahren vom Herrn Reichskanzler herang,zogen wird, um die in der Verlautbarung vom 18 Juli 1823 erwähnte Notwendigkeit besonderer ««smerksam- keit nicht gegenüber diesen Kreise«, sonder« gegenüber den warnenden Freistaaten Dhüringe« und Sachsen z« rechtfertigen Die Sächsische Regierung muß diese Argumentation «m so mehr be dauern, als dem Herr« Reichs kanzler nicht unbekannt sei» kann, daß dieser pslichtmäßige Hinweis in jeder Bezieh u n g sa ch »ich begründet ist. Dem Herrn Reichskanzler kann nicht un bekannt sein, daß der «nterzetchnete Minister Präsident - ebenso wie der Herr Preußische Ministerpräsident «ad der Herr Vorsitzende Dhiirtngische StaatSmintfler — sich vor einiger Zeit anf »rund beunruhigender Mitteilungen in die unangenehme Lage versetzt sahen, i« Interesse einer ruhige» Entwicklung unsrer innere» Verhältnisse a« 2*. Mai 182» mit de« Herrn Reichskanzler nnd mehreren anderen Herren ein« «usspwuhe herbetznfiihren. »» kann de« Herrn ResthM>»zler nicht entgangen sei«, daß de, ver- w»f dieser Besprechung »nrchans nicht »« einer Klärung geführt hat. Der unterzeichnete Minister präsident hat außerdem bei verschiedenen anderen Aussprachen, zuletzt Anfang Juli dieses Jahre», immer wieder auf diese Gefahren hingewiesen und darum gebeten, im Interesse der innere« Ruhe in der eindeutigste« Weise eine« Dre«- ««»gSstrich gegenüber de« bewaff- «eten rechtsradikale« vrganisatione« zu ziehe«. Dem Herrn Reichskanzler kann als» nicht entgangen sei«, daß es die Sächsische Wie die Dhüringtsche Regierung nicht an jener Pslicht- mäßigen und ernsten Aufmerksamkeit habe« fehle« lasse«, welche die Reichsregierung besremd- licherweise gerade Sachsen und Dhüringe« gegen über für besonders notwendig gehalten hat. D t e Sächsische Regierung mnß darans Hinweisen, daß sie fortgesetzt auf die Reichsregierung in wirischuftSPoli- ttsche», in ernähruugspolitische« und sonstige« in«,rpolltische« Fragen eingewirkt hat, um eine Entspannung in unserer tnneren Lage her- beizuführen. Sie muß aber auch betone«, daß sie bet der Reichsregiernng i« zahlreiche» Fällen nicht auf die gleiche Auf fassung gestoßen ist und daß die Reichsregierung sich heute zu Maßnahmen gezwungen sieht, die sie vor Woche« noch kategorisch abgelehnt hat. Die Sächsische Re gierung glaubt, daß nicht durch Verlaut barungen, sondern durch Maßnah««» die unbedingt notwendige Entspannung herbei- geführt werde« kann. Sofer« die Reichs- regier««g aber, von anderer Auffassung ««s- gehend, die Sächsische Regiernng in ein« Lage dringt, di« «S dieser nicht erlaubt, zu schweige«, ist die Sächsische Regiernng b«r«it, nicht nur zahlreiche Dokumente im Wortlaut zu veröfsent- lichen, sondern auch vor der Öffentlichkeit darznlegen, daß ihrerseits alles ge tan worde« ist, um durchgreifend« Maß nahme« der Reichsregierung auf wirtschafts- polittsche«, steuerpolittsche«, ernihrungspolittsche« n»d andere« Gebiete» h,rbrii«führe«. Die säch sische Regierung glaubt eine Diskussion hierüber nicht fürchten zu müssen und sie wird gegebenen falls trotz der schweren Bedenken, welche einer solchen Auseinandersetzung im gegenwärtige» A«ge»blick engegensttht«, einer Diskussion nicht ausweichen. Nachdem aber der versuch, der Reichsregie- rung di« Abgabe einer Erklärung zu ermöglich««, die de« Empfindungen des sächsische« Volkes «nd der Stellung de- sächsischen St..ate» mehr ent- Gesetzeswidrige Bereicherung. Die Fakturierung iu Gold- oder Anslandswährnug. Tas Reichswirtschas rministerium sä reibt fol gendes: Neuerdings mehren sich die Klagen darüber, daß Industrie- und HandelSkreise immer mehr dazu übergehen, ihre Waren uueingtschrSntt auf der Gnmdlage einer ausländische« Währung oder in kur-gesicherter Mark zu berechnen Ei« derartiges Verfahren ist nur sür reine Auslands- Waren «nd für denjenigen Kostenanteil der im Inland» hergestelltrn oder verarbeiteten Ware zulässig, der auf Auslandserzeugnisse entfSllt. Die inländischen Gestehungskosten dürse« dagegen nur mit de« tatsäch lich entstandenen, gegebenenfalls nach Maßgabe der innere« Geld entwertung berichtigte« Beträge» i« die Preisberechnung eingestellt werden tvergl. „Mitteilungen sür PretS- prüfung-stellen' Jahrg. t»22 S. 8» fg., Jahrg. 1823 S. 1 fg., 3/4, 7 fg). Eine Berech nung auf reiner « o l d m a rk b a s i» ist ungerechtfertigt, solange verbtlli- gungSmomente, wie die Mket- zwangSwirtschaft, die öffentliche Be wirtschaftung des Getreides und Zuckers, de» Kalis, der Sohle «nd dergl. iu der Wirtschaft sortbestehen, die in ihrer Auswirkung de« Kr- werbtzkreisen auf Kosten anderer Vrvök- kerungSschichten Vorteile bringe«. Die ««eingeschränkte Preisberechnung in Goldmark oder hochwertiger Fremdwährung eilt der inner wirtschaftliche« Entwicklung voraus u»d führt zu Zeiten der «arkverschlechtrrung zu vermehrter Inflation und damit zu weiteren Preissteige rungen. Den oben angeführten Gesichtspunkte» wird bei den Frage« der Preisbildmtg be sonderes Ang,«merk zu schenke« sei«. Eine Preisstell««g i« ansländischer Währung »der in kursgestcherter Mark kann je «ach de« Nmstände« de« verdacht übermäßiger Preissteigenmg be gründe».- Die LandrSpre:tprüfungSs!ell: weist alle Er- wrrbtflände auf vorstehende Ausführung hin und gibt der Erwartung Ausdruck, daß Industrie und Großhandel diesen autoritativen Auklasfungen Rechnung tragen; sie erwartet aber auch vo« den örtlichen Pretsprüf ung»stellen, daß st« nunmehr vorlommendensall» bei Zuwiderhandlungen eingreifen. Bei dieser K.legenheit wird mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß Zahlungs bedingungen, «le z. B. „bet verspäteter Zahlung erfolgt di» Umrechnung in Papierenark zum höch sten amtlichen Berliner Dovarbriefkurß »wisch«« dem Fälligkeitstage und dem Tage des Züh'ungS- einganzes, beide Tage eingerechnet", ebenfalls ungerechtfert gt sind und unterbunden werden müssen. * Lebe«smittelbestandsa»fnahmen. ltt) Mit Verordnung vom ». d. M. hat das Wirtschastsministerium auf Grnnd der Bekannt machung über Auskunftspflicht vom 12. Juli 1817 die Gemeinden ermächtigt, zum Zwecke der Prü fung, ob etwa von einzelne« Händ lern Lebensmittel unznlSjsiger- weise znrückgehalten werden, Be standsaufnahmen beim Handel allgemein oder bet einzelnen Händlern über ihre Vorräte an Lebensmitteln anzuordnen «nd entsprechende An zeige an die Gemeinde innerhalb kürzester Frist z» erfordern. Bei Konsignationslager« habe« derr« Gewahrsamsinhaber di« Eigentümer der Warr» des»»ders zu bezeich»e« «nd nach Be finden nachzuweisen 4b Keine Ausschreitungen gege» den Hinzelhandel! <di.) Das Wirtschastlminiperium warnt auf Grund verschiedener Anzeichen, daß in Bei- braucherkreiien sich aus Anlaß der schweren Teuerurg eine gereizte Stimmung gegen den Einzelhandel benerlbar zu machen be ginnt, die Verbraucher eindringlich davor, ihren sehr begreiflichen Unwillen üb.r die harte Not- läge am Einzelhandel in unbesonnenen Hand- lungen aurzulassen. Dadurch würde die chwierige LebenSmittelversorgu g in keiner Weise gebessert, sondern im Gegenieil noch mehr gefährdet. Die Berbraucherschaft muß sich im eige»e« Interesse davor hüte«, für diese Notlage de« Einzelhandel in Bausth «nd Bogen verantwortlich z« machen, dessen Vertreter z«m Dell selbst schwer »«ter de» tra«rige« Verhältnisse« leide«, vor allen Dingen kann «nrechtmäßiger Zwang oder gar Zerstönrng von Geschäftslokalen «nd Einrichtung«» nichts dess«rn, s»«d«rn n«r v«rschlimm«rn; dte Be hörden können nur dann für da» Ge lingen ihrer Bemühungen, di« Lebens mittelversorgung aus recht»«« »halten und wieder aus besseren Fuß zu bringen, ga rantiere», wenn die Verdraucherschast sich »o» «»gesetzliche» »»d gewalt- same« Eingriffen in de» Einzelhandel sernhält. sprach als di« v«rla«tbar»ng vom 18. Juli 1»2ä, durch die Erklärung de» Herr« Retchska«»lers vom 2. A«g«st 1823 zu« Schetter» gebracht Word«« ist, legt di« Sächsisch« Regt«nmg a«f das e«tschi«d««st« dagrgt« v«rw»hrn«ß et«, daß bi« Rtichsregttnmg i« ossizi«ll«» Verla»tbanmg«« d«« Freistaat Sachse« »h«, jede« Anlaß i« der verletzendsten Weis« als Ansgangspn»« von Be strebunge« k«n»»«ichnet, dte sich gege« de« Be stand und de« innere« Friede« deS Reiche» richte» Die Steigerung der Ledensmittel- kofteu. Berlin, 6.August Tie Rcjchsindexriffer für Lebenshaltungskosten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Kleidung) stellt sich nach den Berechnungen des Statistischen ReichsomteS sür den Durchschnitt des Monats Juli aus 37 651 gegen 7650 im Durchschnitt deS Vormonats und 1 im Jahre 191^14. Die Steigerung beträgt so mit 392,2 v. H. Die Lebenshaltungskosten ohne Bekleidung sind auf das 33 300fache, die Ernührnngskosten auf das 465l0fache, die Be- Neidungskosten aus das 66 488 fache der Vor kriegszeit gestiegen. * Te«er«ngsu»rvhku. Ctettin, 7. August. Hier tam es gestern zu Teuerungslundgebungcn. Die Belegschaft der Bulkanwerst formierte sich, nachdem die Direktion das Verlangen nach so fortiger Auszahlung von 3 Mill. M. pro Person abgelehnt hatte, zu einem Zuge, um in die Stadt zum Regierungsgebäude zu ziehen. Der Schutzpolizei gelang es, die Menge zu zer- streuen. Auch zwei andere Züge, die von der Arbeiterschaft anderer Werften gebildet worden waren, wurden von der Polizei aufgelöst. Zu ernsteren Zwischenfällen ist e» nicht ge- kommen. * Recklinghausen, 7. August. Aus der Schachtanlage König Ludwig kam es am Sonnabend zu Ausschreitungen. Un er Drohungen wurde die einmalig: Zahlung von vier bis sünf Mll. M. gefordert. Um den Tumulten ein Ende zu machen, zahlte die Ber- Wallung 500000 M. je Kopf aus Am Montag fuhr die Belegschaft wieder eim Um die Volksschule. Ler D utsche Lchrcrtag zum Reichs- sch«lk«mpf Würzburg, 6. August. Der erste Tag des Lehrertage», der vom 3. bis 4. August hier tagte, brachte fortschrittlich«, soziale Thesen zur Frage der Beamtenbesol- düng, vorgelegt von Tschentscher.Berlin, und eine durchaus sachlich begründete und innerlich berechtigte Debatte der Junglehrerfrage. Am zweiten Tage zeigte sich die rückwärts- gleitende Tendenz des Vereins in der Dis kussion über die tvelkliHe Lchule und v«S Reich4jch«tg«fztz. Hart platzten die Gegensätze auseinander in dem Kampfe der sä^ fischen Lehrer unter ihrer ziel sicheren und energischen Führung gegen den alten Vertreter der l beraten .Einheitsschule", Herrn Tews, der immer noch nicht er kennen will, daß er selbst und seine unbestreit baren Verdienste um die Neugestaltung der Schule der Vergangenheit ««gehören, der sich immer noch al» „Vorkämpfer" kühlt, statt sich bare n zu finden, daß seine Zeit schon unter der Erde liegt. Die Entschließung zum Reichs- schulgesetz, die seiner Vaterschaft entsprungen ist, zeigt den abschüssigen Weg, d.n er zusammen mit der Demokratischen Partei und einem Teil der ehemals liberalen Lehrerschaft in den hinter uns liegenden zwei Jahren Schulkampf gegangen ist. N chl» mehr von flammendem Protest gegen Ber- kirchiihung, nicht» mehr von mutig eindeut gem Bekenntnis zur Weltlichkeit der Schule — nur noch .schärfster Einspruch" gegen .Sonder schule«" und Berufung au» die V.rfassung. Auch da» ist immerhin etwa» — aber e» stimmt be denklich, wenn man da» Heute mit dem Einst vev- gfeicht. Der Deutsche Lehrerverein sollte sich t«ine»