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Sächsische Staatszeitung : 09.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192305091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19230509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19230509
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-09
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 09.05.1923
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«eite 4 ,« Rr. 1V7 vr. L»ppr, «»j An»»» e(»er tewphovtjch«» «» trage de» B«rN«rr datzrrljchr» Grteavtt», t» «Iw«» r» ih» «itgetrüt, w«S er »»»r »»««» der »richürriier»«« gerate» hatte. DI« ««ichSregitr»»- hat asseabar dte «er» o»tbar«»»r« vr. Lappe» aa SMattjekrrtü« ve. tz»»» »ah«, «ufgefaßt, daß v'. L»PP« von der «etch»regieraag die »«tj«»b»»S da» «eich»- wehr «ach Rür«ber« sgr dea Fall etar» «»Ische» «» M»«che« braatragt hat. Im übrige» «« steht vr.Lnppe ei» lt), daher eieje Absicht »ad diet«« Pla» jcho» do« laager H«ad gehegt nnb mit sei««« Parteifkeaade, dem jetzige« Staat-jeteetgr Hamm, de» proche« hat." Besonder» schön ist dir echl«ßwt«du»g, t« der do» dem »e,die«tr« Vberbürgerwrifler Wege» ,cine» vo» vat«rlä«dischrrv«sorß«tö llngtgebe«»» rasche» »ntjchlnjj«» wir do« et«em iibe«jührt«»Berbrecher grsprochrn wird, völlig ««berechtigt ji«b die Vorwürfe gegr« LtaatSjekretär Hemm, da ja gerade auch a«S dieser amtliche« bayerische« Darstellung »in- wa«dfrei herdorgeh«, daß die «rich»ka»zlri so- fort d«rch de« baherijche« »eja«dte« ia Perlin die baherijche Regier««- vo« der Mitteilung vr. Klippe» »ntrrrichtet hat. StaatSjrkretür Hamm jelder »ritt der vo» ngebltch offiziöser bayerischer Seite gegebene« Larstellang in einem Delegramm au» Nürnberg entgegen, wo er an der Landeöauöschnßfttznng derremdlratijchenPartei teilnahm. Er rlllrt dari», baß vr. Lappe mit ihm alS bahe« njchem «Mister «»läßlich früherer Putjchgerüchte allgewei« über dir M»glichr«lt eiaeS «ünche«er Putsche» «nd brr daran» jiir die verjafjnng»- mäßig« Regierung erwachjenea Lage wie mit .»deren «e-ierungSwitgitedern grjprochrn habe. Dabei jei di« grmeinjame Mrinnag gewese«, daß in jolchr« Fälle» olle» daranznjetzen jri, c«ß die gesetzmäßige Regierung ia oder außerhalb München» behauptet and ihr Unter» stützung -»geführt werbe» müsse. Irgend etwa», waS a«f die Ausschaltung oder Übergehung der bcyrrische» Regierung hiaauSlaufe, jei selbstver- ändlich nie gesprochen worden. rrejst»b sagt Oberbürgermeister vr. Luppe m Schlug einer von ihm veröffentlichten Ar» . «rangt Hm übrige« bi« lch der srste« über» zcngung, daß, we»« der Putsch tu München geglückt wSre,man mir umgekehrt dir schwerst«« Vor- würs« gemacht hätte, wenn ich nicht rechtzeitig eine Vorsichtsmaßnahme gegen rin Über» greisen dr» Putsches nach Nürnberg ergriffen qätte." * München, 8. Mai. Infolge der Borgänge am 1. d. M. haben sich dir Gegensätze innerhalb der Baterlän- vifchen Kampjverbünde drrart ver- chärft, daß der Vorsitzende mit dem gesamten Ausschuß jetzt seine Ämter nledergelegt hat Tiefer Rücktritt geschah, weil die schärfere Ton- nt innerhalb der verbände immer mehr die Oberhand grwinnt «nd damit auch in schrof- ,rren Gegensatz zn der Regierung und der LandtagSmehrhelt gerät. Tie Rolle deS Polt» eipräsidentrn Rortz gegenüber den ver bänden am 1. d. M. ist immer noch nicht ge klärt. Herr Rortz schweigt sich gegenüber dem Vorwurf Ler verbände, daß er den Minister i der den Ansruf, Rotpoltzei zu formieren, vollständig falsch unterrichtet habe, aus, obwohl ihm das Hitler-Organ direkt Nn- wahrhastigkeit vorwirst. Lie KrisiS in den ver bänden dürfte noch nicht absehbare Wirkungen auf die Politik der Regierung und aus die innerpolitischen Verhältnisse in Bayern aus- iiben. Deutschlands Blotversorgung. (gesetzliche Maßnahme» für daö kommende Wirtschaftsjahr. Berlin, 8. Mai. Ter Gesetzentwurf über die Brotversorgung im Kommenden Wirtschaftsjahr, über dessenGrunk» gedanlen wir kürzlich berichteten, hat im einzelnen folgenden Inhalt: Die ReichSregierung wird ermächtigt, für dre Versorgung im Wirtschaftsjahre 1923,24 bis zu I'/z Millionen Tonnen Brotgetreide zu er. werben. Von dieser Menge soll ein Teil durch Verträge aus dem Inland gesichert, der Rest durch freien Aufkauf ausgebracht werden. Die Reichsgetreid.pelle hat diese Gelreidemengen nach Anweisung des Reichsministers für Er nährung und Landwirtschaft zu beschaffen und zu verwalten. Insoweit die Lieferung von mindestens 1'/L Millionen Tonnen JnlandSgetreibe zu bc- sünimten Zeitpunkien und Mengen aus der Grund» läge deS freien Marktpreises nicht bis zum 1b. Juni 1923 vertragsmäßig gesichert ist, kann die Neichs- regierung knS zu 1Z4 Millionen Tonnen Getreide durch eine Umlage erfassen. Für diese Umlage gelten sinngemäß die Vorschriften der Gesetze über die Regelung de- Verkehrs mit Getreide aul der Ernte 1922 vom 4. Juli und 27. Oktober 1922. Di« ReichSregierung erläßt die erforderlichen Er gänzung«» und AuSführungSbeflimmunge». Eie fetzt den Preis für da- Umlagegetreide fest; dabei ist der durchschnittliche Marktpreis zu berücksichtigen und ein Abschlag vorzufehen, der zur Deckung der Kosten der Aafb-ingung und Verwendung der Umlage dient. Lie öffentliche Brolversorgung wirb tm Wirtschaftsjahr 1*23/24 rinstwrilen fortgrführt. Die Reichtreqteraug bestimmt, m Einvernehmen mit d«m ReichSrat, w«»> «mH M welche« Umfang« sl« ei»,«schränke« ist »der in Forts,» kommt. Um hem »ebürstig«« Lrik »er ve»ölkrrn»g d«> Bezug von «rot »«1 Fvrtsall »er öfftutlichr» «rotversorgu», »n er» leichtrr», sind i« Wirtschaftsjahr« lörö/24 G«lb» »«trügt »erritmstrll««. Dl« ReichSregierung jetzt mit 8usti«mu«g d«» ReichSrat» bl« Hühr brr ««trüge fest u»b erläßt bl« Besttmm«»g«» über ihre verwenbung. vo« den vermöge», bi« drr 8wa«g»a«l,ihr »«terliege«, wird ei»e einmalige Abgabe in Höhr de» r»dgültig sep- grsrtztr» vrtrageS der Zwa«g»a«lrthe erhobt». Ai» Abgabrbejcheid wird nicht erteilt. D«» ve- r«s»ngSvtrfahrt« ist ausgeschlossen. Die Abgabe ist am 1. Juli IWt unanfgefor- dert zu zahlen. Ist an dirjlm Lage der ve- jcheid über die Zwaugsa« rihe noch nicht zu- gestellt, so ist der Betrag am 1. Juli 1b2» voranSzuzahle«, welcher drr Erklärung über die ZwangSanleihr entspricht; der Rest ist jpütepenS zwei Monate nach Zustellung deS Bescheides über die ZwangSanleihe zu entrichte». Soweit sich nicht aus den Vorschriften diese» Gesetzes etwas anderes ergibt, gelten die Vor schriften der Gesetze über die Regelung des Ber» lehr- mit Getreide ouS der Ernte 1922 auch für da» Wirtschaftsjahr 1923/24. Tie ReichSregierung kann die Vorschriften während des Wirtschafts jahres ganz oder teilweise außer Kraft fetzen. Stresemanns „Absichten". Zu den Gerüchten, Stresemann beabsichtige das Kabinett Cuno zu stürze», und seine im .Tag" erschienene Polemik gegen Spahn sei als sein Regierung-Programm a»?usehen, bemerkt der Pressedienst der Deutschen VoMpartei: .Alle diese Behauptungen entbehren jeder sachlichen Grundlage. Weder besteht irgendwelche Absicht, die gegenwärtige Regierung, die im weitesten Umfange dar Vertrauen de» ganzen deutschen Voller besitzt, zu stürzen, noch haben leitende Männer der Regierung die Absicht, sich aus Gesundheitsrücksichten oder aus anderen Gründen in das Privatleben zurückzuziehen. El handelt sich um völlig haltlose Gerüchte, die entweder frei erfunden sind oder zur Ver folgung bestimmter Zwecke verbreitet werden. ES liegen auch keine Tatsachen vor, welche die Ansicht rechtfertigen, als wenn in der Zusammen setzung der bisherigen Regierung durch Zuziehung anderer Parteien irgendwelche Änderungen be absichtigt seien. Wenn vr. Stresemann in seiner Eisenacher Rede von einer weitgehenden Einigung innerhalb des deutschen Volkes ge- sprochen hat, jo ist dadurch mit keinem Worte an gedeutet, daß diese Einheit nunmehr auch in der Zusammensetzung der Regiciung zum Auldruä kommen müßte. Es handelt sich vielmehr um den allgemein vertretenen Gedanken, daß, unter Ablehnung jedes Radikalismus von links und rechts, alle Volkskreise, mit Rücksicht auf die Rot der Zeit, zusammenstehen müssen." Ter Bau von Lanvnrbeiter- wohnungen. Ministerielle '.ruchtlinien. Im preußischen Landwirtschastsministerium wurden kürzlich atlgem ine Grundsätze für den Ba r von Landarbeiter Wohnungen ausge stellt, aus denen der Amtliche Preußische Presse dienst nachstehend die bedeut amsten müleilt: Die Gehöfte find nach Möglichkeit in Anlch- nung an den Grushof und m günstiger Wege- Verbindung zur nächsten Ortschaft anzulegen. Von vornherein soll daraus Nüüsi ül genommen werden, daß all« Gehöfte nach ihrer Fertigstellung ein in sich geschlossenes Arbeiterdors bilden, dem durch Ausgestaltung m t einem Anger oder einer Dorfaue, sowie durch Anpflanzung von Nutz- und Schmvübäumen der Eindruck behag licher Wohnlichkeit zu geben ist. Jeder Arbeiterfamilie solle -, außer einer ausreichend großen Wohnung, nach Möglichkeit in bequemer Lage ein angemessen großer Stall zur Unterbringung von Kleinvieh und dis zum Einlagsrn von Vorräten erforderlichen Nebcnräume zur Verfügung stehe». Jede Wohnung muß außerdem soviel Kammern enthalten, daß es möglich ist, Heran wachsende Kinder in von den Eltern getrennten Schlafräumen umerzubriugen. Erwünscht ist da neben eine kleine Futter- und Waschküche, sowie ein übeodcckrer Holzstaprlraum; ferner wird eine kleine Jauchengrube und eine Dungstätte als notwendig angesehen. Jedes Gehöft soll einen Wirlschaslshof und einen bequem gelegenen Hausgarten erhalten. Die Anlage» sind so zu gestalten, daß die Wohnungen und ihre Zugänge, sowie auch die kleinen Wirtschasisbelriebe möglichst vollständig gegeneinander abgctrennt sind, um Streitig keiten zwischen den einze.neu Familien vorzu beugen. Auf gute Wärmehaltung der Wohn- und Stallgebäude und bequeme Verbindung zwischen HauS und Stall zur Erleichterung des Wirtschaft-» betriebes ist Bedacht zu nehmen. Am zweck mäßigsten wird im allgemeinen gerade unter diesen Gesichtspunkten die E.richtung von Zwei- samilienhä ufern mit rückwärts angebauten Ställen sein. Tie Häuser sind nach Möglichkeit >o zu stellen daß jeder Wohnraum wenigste>iS für einen Teil des Tages unmittelbares Sonnenlicht erhält. Die Wohnküche, der Haup aufenthalt-raum über Tage, ioll jo liegen, daß von ihr au» die ge- jamte nähere Umgebung übersehen und beauf sichtigt werden kann. Die äußere Gestaltung der Gebäude soll schlicht und einfach jein und sich nach Mög- ichkrit an örtlich vorhandene gute Beispiele an- ehnew Di« Bauart muß sich tn erster Linie danach richten, w«lche Baustoffe sich am «ichtesten und billigste« beschaffe« lassen. Bei >en außerordentlich hohen Preisen für gebrannte Mauer- und Dachziegel wird vielfach auf die An wendung einer bewährten Ersatzbauweije zurück- »«greisen sein; hierbei muß jedoch einwandfrei eststehen, daß die Ersatzstoffe zweckdienlich ind, und daß sich erfahrene Handwerker mit ihrer Verwendung befassen. — Zur Mithilfe bei der Bauausführung sind die ständigen Land arbeiter, namentlich die künftigen Nutznießer, unter Aufsicht sachverständiger Vorarbeiter in weit gehendem Maße heranzuziehen. Hierdurch können zugleich die Zeiten besser ansgenutzt werden, in denen die landwirtschaftliche Arbeit mehr oder minder ruht. Polen und Danzig. Von unserem Danziger Korrespondenten. Polen hat e» nie verschmerzen können, daß ihm Danzig nicht bedingungslos zugefallen ist. E- konnte zwar nicht bestreiten, daß Danzig eine rein deutsche Stadt sei, aber es führte historische, wirtschaftliche und militärische Gründe ins Feld, um seine Ansprüche auf Danzig zu begründen. Daß es daniit keinen vollen Erfolg hatte, schreibt man in Polen hauptsächlich Lloyd George und den Engländern zu. ES ist die» einer der Gründe, weshalb die Stimmung drr national- polnischen Kreise, England gegenüber, ein mit Respekt gemischter und dadurch in seinen Äuße rungen gedämpfter Haß ist. Die Versailler Friedenskonferenz hat nun in der Danziger Frage, wie in so vielen anderen, sich nicht klar für Recht und Unrecht entschieden, sonder» ein Kompromiß geschloffen. Die Freie Stadt Danzig ist eine- der Beispiele der Bal- kanisierung de» Ostens, - die, da sie nicht einmal unter Berücksichtigung der nationalen Grenzen durchgeführt wurde, wie der Balkan selbst eine Menge von Konfliktstoffen in sich birgt. Um Polen entgegenzukommen, hat man Danzig eng an Polen gekettet. Es bildet einen Teil des polnischen Zollgebiets, hat Pole» wesentliche Rechte in seinem Hafen einräumen müssen und muß sich von Polen außenpolitisch vertreten lassen. Obwohl die Beziehungen Danzigs und Polens mehrfach vertraglich geregelt worden sind, wird zwischen diesen beiden Staatengebilden ein fort währender Kampf geführt. Danzig verteidigt seine Selbständigkeit, Polen sucht seine Machtbefugnisse Danzig gegenüber auszudehnen. Insbesondere ist Danzig bemüht, den deutschen Charakter der Stadt zu erhalten, und die systematischen polnischen Ver suche, Tanzig durch Zuzug und Grundstückerwerb, polnische Behörden u. dergl. zu polonisieren, haben in Danzig einen deutschnationalen Mon archismus mächtig inS Kraut schießen lassen. Viele Einzelkonflilte hat der englische Oberkommissar durch Schiedsspruch schlichten müssen, manche auch der Völketbund Äs höhere 'JNstaÜ^ Der hartnäckige Widerstand DanzigS gegen die polnischen AufsaugungSbestrcbungen hat natürlich in Polen aufreizend gewirkt. Eine Zeitlang ge fiel man sich von Warschau aus in der Drohung, man wolle Danzig dadurch bestrafen, daß man den Hafen Gdingen an der Polen zugefallenen westpre ußischen Küste ausbauen und Danzig damit sozusagen Lberflü'sig machen will. Danzig hat frei! ich auf diese Zukunftsmusik wenig reagiert. Nun hat die Wells des Chauvinismus, die seit Wochen sich in e uer systematischen Deutschen hetze in Polen austobt, sich auch gegen Danzig gewandt. Ende Aprl hat der polnische Staats präsident den sogenannten Korridor bereist und dabei in vielen Reden von Polens sriedlicher Ge sinnung, seiner hohen Kultur und dem polnischen Charakter dieses einst deutschen Gebiets gesprochen. In einer Rede in Karthaus hat er sich aber unmittelber mit Danzig besaßt, und diese Rede war eine direkte Drohung. Danzig sei, jo führte der Staaispräsident Woj- cechows ki aus, wirtschaftlich aus Polen an gewiesen. Da es Polen fortgesetzt Schwierig keiten mache, werde Polen seine bisherige nach sichtige Politik gegen Danzig ändern. Man werde — dies nicht sehr glückliche, aber bezeich nende BÜd gebrauchte der Präsident zweimal — Danzig alle Lebenssäste unterbinden, bis es seine bisherige Politik Polen gegenüber ge ändert habe. Dies sind die polnischen Beziehungen zu Danzig. Polens neuerliche herausfordernde Hal- tung gegen Deutschland ist bekannt. Mit den Tschechen kommt es, trotz allen französischen Be mühungen, zu keiner Einigung. Das Verhältnis Polens zu Rußland charatterffiert sich in den dauernden Truppenanhäusungen im polnischen Osten. Sollten alle diese „nachbarlichen" Beziehungen nicht auch in Polen selbst nachdenk lich stimmen? ES dürfte freilich der Stimme der Vernunft in Polen schwer werden, das Ge schrei der Nationalisten zu übertönen. Danzig, 8. Mai. Au; der Tagcsorvnuug der gestrigen Volks togssitzung stand als einziger Punkt die Be sprechung der am Freitag gehauenen Rede deS Senatspräsidenten Sahm über die Drohung des polnischen Staatspräsidenten Wojcechowski mit schärfsten, Wirtschaftskrieg gegen die Freie Stadt Danzig. Alle Parteien gaben sorgfältig formulierte Erklärungen ab. Tie Parteien der Regierungsmehrheit stellten sich rücksichtrloZ auf den Standpunkt deS Senatspräsidenten, Danzigs politische Selbständigkeit unter allen Umständen zu wahren, aber auch wirtschaftlich sich freundlich zu Polen stellen, und weiter mit der Absicht, sich gegenseitig zu verstehen, verhandeln zu wollen. Dasselbe betonten auch dte Sozialdemo- raten, allerdings mit dem Verlangen an den Senat, keine Geheimpolitik zu treibe» Ihr Sprecher stellte aber auch fest, daß keine Regierung, selbst wenn sie weiter lirüs orientiert wäre, sich in Danzig werde halten können, wenn sie nicht an DanzigS Selbständigkeit unbedingt sesthalten würde. Die Polen, die sich ja überhaupt im VolkStag ost mehr wie War schauer und nicht als Danziger Staatsbürger pol nischer Nationalität gebärden, traten natürlich völlig für den polnischen Staatspräsidenten und dessen Standpunkt ein. Im übrigen aber nahm die Sitzung einen ruhigen Verlauf. Nur erregte es bei allen deutschen VolkstagSmitgliedern stür mischen Widerspruch und Heiterkeit, als der pol nische Redner mit Emphase erklärte' der neue Polenstaat sei au» eigener Kraft entstanden. Die Unabhängigkeit des Memel landes verkündet. Memel, 8. Mai. Gestern »st, in Anwesenheit de» litauischen Ministerpräsidenten KalvanauSkaS, in der Prä fektur die Unabhängigkeit de» Memel gebiete S feierlich verkündet worden. Im Name« der deutschsprechenden Bevölkerung de» Mvmel- gebiet» gab Handel-kammerprüsident Krau» eine Erklärung ab, in der er «»»führte, daß durch da» Versailler Diktat da» Memekgebiet ohne jede Be rücksichtigung de» Volk-Willen» vom Vater lande abgetrennt und jeder Einspruch gegen diese» Unrecht verworfen worden sei. Die Memeler wollten loyale Staatsbürger sein, und sich der Arbeit am Wiederaufbau de» Gesamtstaate» unter ziehen. Sie verlangten aber, daß natürliche Rechte aus Sprache und Kultur berücksichtigt, und sie nicht nur mit Worten, sondern auch in der Tat für gleichberechtigt angesehen würden. Ter Eisenbahnübersall in Schantnng. Loudo«, b Mat. Reuter meldet «»SPrkingr Dje »es«« dte« vonSngla«d, Frankreich, de» Ber einigte« Staaten vonAmerika ««d Jtalie n hab«» gestern drr cht»ejtjche«Re« gierung mitgeteilt, daß fit für den Über fall gegen de« Aijenbahnzug i« Schantnng verantwortlich gemacht wer den würde. Di« Regi«ru»g sprach in einem Mani fest ihr Bedauern über diese« Vorfall an». Dte bürgerliche« und militärischen Bthörde» sollen bestrast, die verantwortliche Militürkommifjio» entlassen und die militärischen Befehlshaber der angrenzenden Provinzen angewiesen werden, die schnelle Freilassung der »esangene« zu bewirke«, «nd die Räuber unschädlich zu machen. Paris, 9. Mai. Nach einer Havasmeldung au» Tientsin seien die Banden, die den Zugüberfall in der Provinz SchanUmg verübt haben, in ihrem Schlupfwinkel durch chinesische Truppen angegriffen worden. Die Banditen hätten darauf gedroht, sämtliche Gefangene zu erschießen, wenn die Truppen das Feuer nicht einstellten. Einige Ge fangene hätten sie abgeschickt, um mit den Truppen zu verhandeln. Bei dieser Gelegenheit seien mehrere Gefangene entwichen. Die Banditen sollen noch 18 ausländische Gefangene in ihrer Gewalt haben. Washington, 9. Mai. Der Gesandte der Bereinigten Staaten in Peking hat telegraphisch mitgeteilt, daß die chinesische Negierung sich bereit erklärt habe, das von den Räubern für die Frei lassung der gefangengehaltenen Reisenden der überfallenen Personenzuges verlangte Löse geld zu zahlen. Straßenkämpse in Amritsar. Amritsar, 9. Mai. Ernste Zusammenstöße haben sich zwi- schen Hindus und Mohammedanern creignet. Dabei wurden bv Hindus verwundet. In der Stadt herrscht Terror. Die Kaufläden der Hindus sind geschlossen. Kleine Anslandsnachrichten. Paris, 8. Mai. In der heutigen Sitzung des Senats gab der Senatspräsidcnt endgültig Kenntnis von der Mitteilung des Justizministeriums, den Senat zum 24. Mai als Staatsgerichtshof zur Ein leitung eines Verfahrens gegen den kommunistischen Abgeordneten Marcell Cachi n und die mit ihm angeklagten Kom munisten wegen des Attentats gegen die Sicherheit des Staates einzuberufen. Unter den Angeklagten befindet sich auch der kommunistische Reichstagsabgeordnete Höllein. Zum Generalstaatsanwalt wurde Lescouvre er nannt, der m dem Prozeß Caillaux vor dem Staatsgerichtshof die Anklage vertreten hat. Posen, 8. Mai. General Foch ist in Begleitung des polnischen Kriegsministers Sosnowiki, des Generals Dupont und einer Reihe französischer Offiziere aus Warschau hier eingetroffen und hat einer Parade der Garnison beigewohnt. Foch begibt sich in den nächsten Tagen über Warschau nach Lemberg und Krakau. Nach Krakau wird ihn PilsudSki begleiten. Die nächste Rümmer der Sächsische« LkaatSzeitung erscheint Kreitag de» LL Mai. Herausgegeben von der Geschäftsstelle der Sächsischen Staatszeitung, Gr. Zwingerstr. 16 — Druck von B.G. Teubner. — Hierzu ein: Beilage und Landtagsbeilage Nr. 54
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