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Sächsische Staatszeitung : 09.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192305091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19230509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19230509
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-09
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 09.05.1923
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Vor Englands Antwort. Einstimmige Adlehnnng der srR«zsßsch-belgische» Rote. fastet». E, hab« oft der fränkisch,» Sache »kchüch sei» können, womit Moriaud an ^hlretche iuwr»ationale Prozesie anspielt«, die er geführt hat. Lach diesmal, sagte er, möchte ich Ihnen nützlich sein, und Sie vor eine, »esah, retten, dt« dem französisch«» Rame» ab- trügltch sein kann. -»dem da» Han» »rapp «ide» «»vokale« Hera»»»«, deffe« z««eig«»g »» Frankreich »,« k«»«t ist, wollte e» die «cherheit tzede», »atz »te «erteidigu«, i» der objektivste« «eise oh»e Hatz »ad ohne Leidenschaft »olikomme» wahr« hastig sich »«Uz»,«, a»d datz dir verteidig««, sich «ich» i» ei»em ««griff gege» di« Politik, die i» diesem Lage»»«« z» di»k«ti«re» an,eit« lich wäre, verwandel«, roch auch gegen dir« senigen, die vielleicht rittet« Lell drr Vrrant« Wartung a» dra Ereignisse« deS N. Mär» trage». Tann sprach Moriaud überzeugt von der politischen Neutralität de» Hause» Krupp. Friedliche Arbeit sei der Sinn aller Bestrebungen der Firma gewesen, für die Besetzung «ar auch die» al« erste» ausgesprochen worden, nämlich, datz die Arbeit fortgesetzt werd?. Damals wurde da» Abkommen getroffen zwischen Betriebs rat und gewissen Direktoren. Damals schon war volkommen klar der Entschluß der Arbeiter, unter den Augen der Sol daten nicht zu arbeiten. Bei Krupp wurde infolge der Größe der Werk? für dies« Mani- fepatlon eine Dreiteilung vorgenommen, damit nicht die ganze Arbeiterschaft auf di« Straße gehe. Daraus hat man dann einen Plan gemacht. ES folgte nun eine außerordentlich lebhafte Darstellung der Vorgänge vom 31. Mär - mit dem fürchterlichen Abschluß. Dann die Analyse der Verordnungen, auf die sich die Anklage stützt. Zum erstenmal er hob Moriaud sich zum starken Akzent. .Dies« vrd»«»a»»e« vtrpflichte» Sie, «tiue Herre» (»« de» Lichter» gewandt) t» Freisprechungen, ve st rast werde» geheime Handlungen, welche zu einem Rdlen Zweck, gegen Franzosen gerichtet, be« gangen werden. Wo ist daS Geheim« «i»? Sie, meine Herren, die Herren der Be- satzungSarmee, mußten wisse», was devorstand, wenn «ine Besetzung ersolgte. Die Beschlüsse vom 10. Januar zwischen Betriebsrat und Direktorium und die wetteren Beschlüsse vom 17. März mutzten Ihnen durchaus be» kan«t sein. Widerstand ist keine verbotene Sach, und wird in der deutlichsten «eise seit der Besetzung im ganzen Ruhrgebiet au»geübt, ohne daß sich irgendwie ein Befehl drr Be» satzungSbehörde gegen ihn richtet. DaS Ver - breche», dessen die Angeklagten »»geschuldigt werde», hat nie rxi- stiert, bi» die Anklage erhöbe» w, r d e. Der Verteidiger kommt dann zur juristischen Einschätzung der Ereignisse vom 31. März: .SS ist ein Wahnsinn, zu glauben, daß die Firma Krupp auf die Idee kommen könnte, einen gewalttätigen Angriff aus di« französischen Truppen, der ihre Sicherheit gefährden könnte, vorzubereiten. SS ist ein Wahnsinn, daS von Leuten zu er warten, die entwaffnet sind. Von wem ent waffnet? Bon Ihnen! Die Verteidiger, welche den Geist in dieser Firma kennen, halten es aus ihren persönlichen Ersahrungen für unmöglich, daß in dem Hauptverwaltungsgebäude Gedanken solcher Art auch nur einen Moment aufkommen könnten. London, 8. Mai. Im Unterhaus« verlas Echatzkauzler Baldwin eine Erklärung über die deutsche Rote. Er sagte: Tie britische Ne gierung war der Ansicht, daß der beste und natür lichste Weg gewesen wäre, eine mit den Regierungen von Frankreich, Italien und Belgien vereinbarte Antwort auf die deutsche Rote abzulenden, um so mehr al» die Not« eine Antwort auf di« von Lurzon öffent- lich und amtlich gemachte Anregung war und da» Haupt Schlich in Frag« kommende Problem, das der Reparationen, ein Problem ist, au dem olle Alliierten und nicht nur Frankreich und Belgien allein in hohem Grade interessiert sind. Auch brauchte sich nach Ansicht der britischen Regierung keine unüberwindliche Schwierigkeit zu ergeben bei der Aussetzung einrr Kolleltivantwort unter dem Vorbehalt, daß die französische und die belgische Regierung die aus der Besetzung deutschen Gebiete» durch ihre militärischen Streitkräfte sich ergebenden Fragen ge sondert behandelten, falls sie er wünschten. Tie britische Regierung hatte Grund zur Annahme, daß diese Auffassungen von e nigen ihrer Alli- ierten geteilt würden und war vollkommen bereit, dahingehende Vorschläge zu machen, nachdem sie schon ihre allgemeinen An sichten den alliierten Regierungen mitgeteilt hatte, als sie offiziell davon in Kenntnis gesetzt wurde, daß die französische und die belgische Regierung schon für sich allein eine gemeinsame Antwort ausgesetzt hatten, deren Text der britischen Regierung am Sonnabend nach- mittag mit der Bemerkung mitgeteilt wurd?, daß sie binnen L4 Stunden den deutschen Bot schaftern in Pari» und Brüssel überreicht werden würde. Die britische Regierung be dauert, was ihr an diesem Schritt als eine unnötige Überstürzung erscheint und als Ver lust einer Gelegenheit, die sich nach ihrer Ansicht bot, durch eine gemeinsame Kundgebung erneut die Solidarität der Entente der Alliierten zu bezeugen. Die britische Regierung fühlt sich in- dessen nicht von der Pflicht enthoben, ihre An sichten in Beantwortung der deutschen Note festzustellen und beabsichtigt, dies mit dem geringstmöglichen Aufschub zu tun. Es be steht Grund zur Annahme, daß die italienische Regierung, deren Haltung sich in allgemeiner Übereinstimmung mit derjenigen der britischen Regierung befindet, ein ähnliches Vorgehen erwägt. Sobald die britische Antwort ver deut schen Negicrung mitgeteilt sein wird, wird sie veröffentlicht werden. Eine Aussprache schloß sich an dir Erklärung nicht an. Im Oberhause gab Lord Curzon eine identische Erklärung ab. * London, 9. Mai. Die gesamte Presse besaßt sich mit den gestrige» Erklärungen CurzonS und Baldwins. „Daily Expreß" bezeichnet die Erklärung der Von Komplott kann leine Rede sei», oder auch nicht von rtne, Gefährdung drr ösfrnllichrn Sicherheit. DaS Ziehen der Sirenen hat u«. gestraft und «»verboten stattgrfunde» seit drr Besetz«»-. A«ch da sollen die Krupp-Direktore» bestraft werden für eine Sache, die nicht straf« britische« Regierung a.S vorsichtig gefaßt aber als unmißverständliche Abweisung Frank- reich« und Belgiens weg?» der unnötigen Hast, mit der sie ihre gemeinsame Antwort ab- sandten und da« deutsche R?paration«angebvi verwarsen. Oberhaus wie Unterhaus seien durch den Ernst der Regierungserklärung vollkommen überrascht worden. — „Time»" schreibt in ihrem ParlamentSbericht, in beiden Häusern habe der Ernst der Regierungsmitteilung einen tiefen Ein druck gemacht. Sie habe zweif.lloS eine Note de» Vor« warf» gegenFrankretch «ud Belgien r»ttzalte«. knrzon habe klar dargelegt, datz die sra»zösisch.btlgische Aktion Überraschung v:r« «riacht habe. Weiter betomn die „Times", daß die Mit glieder aller politischen Parteien die Erklärungen Lord Curzon« und Baldwins mit Zustimmung ausgenommen haben. „Daily Telegraph" weist daraus hin, daß der Ton der gestrigen Re gierungserklärung, ohne schars zu s.in, den klaren Zweck verfolgte, den Eindruck hervorzurusen, daß die britische Regierung der Ansicht ist, daß die französische Regierung sich in einer Art benommen habe, die nicht gerechtfertigt werden könne. — „West minster Gazette" schreibt: Mit Erleichterung werde England die Erklärung Baldwins lesen. Das englische Prestige habe Schlag auf Schlag erhalten, seitdem die sranzösische Re gierung das Ruhrabenteuer begonnen habe. Frank reich müsse daran erinnert werden, daß England in Fragen, die Großbritannien unmittelbar be rühren, wie die Durchführung des Versailler Ver trages, eine Stimme haben will. Dem diplomatischen Berichterstatter des „Daily Telegraph" zufolg? wurde gestern ein großer Eindruck in auswärtigen diploma tischen Kreisen hervorgerufen nicht nur durch die mit Zurückhaltung gepaarte Kraft und Würde der britischen Regierungserklärung über ! die interalliierte Lage, sondern nrch mehr durch die allgemeine Zustimmung, mit der sie von allen Parteien in beiden Häusern des Parlaments begrüßt wurde. Tie britische Rote an Tentschland werde eine nicht weniger würdevoll« Form haben. Ihre Kritik deS letzten deutscheu Angebots werde ernst sei«. Anderseits werde sie eS vermeide», im Ruhrkonslikt Partei zu ergreife». Die britische Antwort sollte gestern der italienischen Regierung zur «rw Sgnng vorliegt«. Ob gleich erwartet werde, datz die italienische Rot« eine drr Halt ung Grvßvrita«»ie«s ähnliche Haltm,, zeig«,warbe, wrrdeMetwa» lä«H«r fei« ««d vielleicht besonders auf technische Frage», z. v. Sachleistungen Deutschlands, v?« z ug nehmt». Dit britische Rote werde allerWahrschei». lichkeit »ach dem deutsche« Botschafterin Landon am Donnerstag »der Freitag überreicht werden. bar war, als sie die Handlungrn, derrtwegen sie jetzt beschuldigt »berden, begingen. Der Gegensatz der Aussagen zwischen dem Dolmetscher und Leutnant Durieux und denen der gesamten deutschen Zeugen ist zu groß, als daß es sich um etwa« ander«» Ha»d«l» könne, al« um «i« Miß» er* ständni«. Moriaud setzt« d»»n auseinander, wie «» sehr wohl möglich war, sogar wahrscheinlich «ad natürlich seh daß die Direktoren nicht» andere« von den Abmachung,» wußten, wie jedermann, jung und alt im Bereich der Kruppschen Fabrik. Cunz und Schraepler hatte» Vollmachten. Oesterle« und Hartwig sind Mensche« größter Arbeitsleistung, schöpferischer, friedlicher Tätigkeit. Cunz und Schraepler hatten die Arbeiterangelegenheiten unter sich. Wenn die Direktoren eiagegriffen hätten, so hätte» sie nm Konfusion herbeigesührt. Sie konnten völlig dem Betriebsrat vertrauen. Direktor Bruhn hat überhaupt nicht» gewußt. Ei» Freispruch sei daher gebiete, rische R»twe»btgkeit. Die Vernunft Woll« ih« «ud die Gerechtigkeit fordere ihn. Moriaud schloß mit der Versicherung, daß er nnerschütterliche« Vertrauen in die Gerechtigkeits liebe der französischen Richter und Offiziere habe. Nach einer kurzen Replik de» Staatsanwalts, der von der großen Milde der beantragten Strafen sprach und der Replik de« Genfer Rechts anwalt» Moriaud, der die Richter aufforderte, keinen ungerechten Spruch zu fällen, und ohne Leidenschaft und Haß zu urteilen, zog sich der Gerichtshof kurz nach 4 Uhr zurück. * Die Aufnahme des Urteils. Gleich «ach v«e»dig«ug de» Prozesses wurde den ««geklagte», bie bei de, Urteils« verlü»dig««g »ich« im Saale anwesend waren, d«rch de« Verteidiger dar Urteil zur Kenntnis gebracht. Sie alle habe« «s, wie wir höre«, mit derselbenR«he»«d«ürdee«t, gege«ge«omme», die sie bi» z«r letzte« Mt««te bei de« Verhand lungen gezeigt hatte», von feiten der Verteidigung wird gegen das Urteil Revision angemeldet worden, die wahrscheinlich am 18.Rai vor drm Kriegsgericht in Düssel« dorf verhandelt werden wird. * Schreckensurteile in Mainz. Mainz, 8. Mai. Am Montag verhandelte das fran zösische Kriegsgericht in Mainz unter Ausschluß der Ofseutltchkeit gegen eine Reihe von Gewerkschaftsführer« und Ange stellten des Deutschen Eisenbahnervrr- band« S sowie Beamte de» Direkttons« beztrkS Mainz, die vor ungefähr eine« Vierteljahr verhaftet wurden, weil sie die Eisenbahner allgemein anfgefordert habe» sollen, «ur die Gesetz, und «nord» «»»gen der deutsche« Regierung zu befolge«. Sämtliche Angeltagte sind seitdem in Hast und wurden vorgesührt. Die Verhandlung «ar in jedem Falle kurz und sch-matisch. ES wurden folgende furchtbare Urteile gefällt: Roth, Be zirksleiter de» Deutschen Eisenbahnerverbander, 10 Jahre Gefängnis, Becker, Kassierer des Deutschen Eisenbahnerverbandes, 6 Monate Ge fängnis, 100000 M. Geldstrafe, Böswetter, Ortsbeamter des Deutschen Lisenbahnerverbandech 7 Jahre Gesängni», Leppert, Sekretär der Beamtenabteilung deS Deutschen Eisenbahnerver- bande», 5 Jahre Gefängnis, Weiß, Echreibgehilfe des Deutschen Eisenbahnerverbandes, 4 Monate Gefängnis, 100 000 M. Geldstrafe, Leinweber Vorsitzender des Betriebsrates in Wiesbaden 3 Jahre Gefängnis, Nuß, Ortsbeamter de» Eisea- Neue Erzählungen. Wer den Dänen Svend Fleuron einmal kennt, wird gern zu einem neuen Bande von ihm greife», denn er hat die Tiererzählung ju seiner Besonderheit entwickelt. Man hat ihn ost den dänischen Löns genannt, doch tut man damit beiden Unrecht und verquickt gerade das ihnen Eigentümliche miteinander. Der Deutsche gibt ein Augeublicksbild, der nordische Dichter den Lebens- verlauf; wo bei dem einen alle» auf Beobachtung gestellt wird, wozu auch der flackernde, impressio nistische Stil gehört, rückt der anoere voll epischer Breite daS Psychologische, den kontinuierlichen Ablauf des Geschehen» in den Bordergrund. In- dem Fleuron sich in da» Wesen de« Tiere» ver setzt, gelingt e» ihm — wenn auch nicht immer restlos —, die Welt aus der Tierpekspektiv« zu betrachten. Und dar ergibt ein überaus reizvolle» Bild, die Welt sozusagen einmal von der andern beite zu sehen. Indessen die Grenze einzuhalten, verlangt ebenso bedeutende künstlerische wie psycho logische Fähigkeiten, wenn ander» da» Ganze nicht romanhaft wirken soll. Bisher ist diese Gefahr so gut wie ganz vermieden, wennschon Fleuron» jüngster Hasenroman „Meister Lampe" ihr nicht ganz entgeht. (Tugen Diederichs Verlag in Jena, Grundpreis geh. 4 M., geb. K,b0 M.) Da zieht vor unsern Blicken das Lebrn eines dänischen Feldhasen fast von der Geburtsstunde vorüber, wie er seine Eindrücke gewinnt, wie er Erfahrungen an Pflanze», Tieren und Menschen sammelt, wir erleben den Kampf zwischen Riecken und Läufern. Glücklicherweise entgeht Seppel — so heißt der Held ander- al» seine Geschwister allen ihm drohenden Gefahren, und es bleibt am Schluß des Buches, das mit dem Ende de» ersten Lebensjahres abschließt, die Aussicht auf zahlreiche Nachkommenschaft. Der Roman, der fast in seinem Einfühlungsvermögen an die wundervolle Uhu- »schichte Fleuron» heranreicht, bedeutet jedenfalls e»e wertvolle Bereicherung, auf die nicht genug hinzuweisen ist. Eine literarische Entdeckung und nicht minder eine Überraschung bilden die Erzählungen des König« GambrinuS von Charles Deu- lin, die Friedrich von Oppeln-Bronikow-ki in» Deutsche übertragen hat. (Eugen Diederichs Ver lag in Jena. Grundpreis geh. 4 M., geb. 6 M.) Wer ist ein Charles Deulin? Ein Unbekannter, einer von jenen, die am Wege gestorben sind. Nicht erst heute oder gestern, schon vor bald 50 Jahren. In vier Geschichtenbänden liegt sein Schaffen beschlossen, und aus ihnen hat der Über setzer eine bezeichnende Auswahl getroffen. Mögen auch die Erzählungen sranzösisch geschrieben sein, der Geist ist deutsch, von jener vlämischen Derb heit und Sattheit, wie sie noch heute aus den Sittenbildern des 17. Jahrhundert» uns entgegen- strömt. Deulin schöpft seine Stoffe aus heimischen Volkstum, alte Motive aus deutschen Sagen und Märchen tauchen auf, an alte geschichtliche Bräuche wird angelnüpft. Groß ist die Neigung zu irdi schen Gütern, Feste und Gastereien spielen eine große Rolle, dagegen arbeitet man am liebsten nur nach Belieben und zum Zeitvertreib. Wir können diese sein erzählten Geschichten nicht bester kennzeichnen al» mit den Worten, die der Übersetzer selbst gebraucht: .Deulin» Erzählungen zeigen den gleichen Zusammenhang in den alten Sagen und Überlieferungen, die allmählich aus- sterben und die er vielleicht »um letztenmal liebe voll zusammengefaßt hat, bevor sie im Franzosen- tum untergehrn. So liegt denn ein schwermütiger Schatten über diesen oft so niederdeutsch derben und schalkhaften Geschichten — der Schatten einer alten, um seine Eigenart gebrachten Kultur und Volksart. ES sind dabei weniger die sach lichen Zusammenhänge mit der germanischen Welt al- die niederdeutsche Art dieser Er zählungen, ihr GefühiSton, ihr breiter Humor, wa< un« Deutsche an ihnen ansprechen muß." Nicht zu vergeßen ist aber die ÜberfetzungSkunst Oppeln-BronkowSkiS, die einen altertümlichen Schimmer über den Stoff breitet, ohne ihm etwa« jedoch von seiner Leben-unmittelbarkeit zu nehmen. Eine Erzählung D.'ulinS llmgt in ihrem End? mit der des Schwaben Max Dürr: Der Geiger von Gmünd zusammen. (Verlag von Alexander Fischer in Tübingen). Auch Dürr- Schaffen wächst au- dem Leben-odem seiner Heimat und die alte Sage von der gnaden spenden Heiligen hat manchen schon gereizt. Hat sie beispiel-weise Jastimus Kerner den Anlaß zu einer balladesken BerSerzählung gegeben, ohne daß es ihm jedoch gelänge, den Stoff zu ballen. Max Dürr schneidet besser ab. Er besitzt den schlichten und zugleich hexben Volkston, dazu die Babe zwingender Konzentration und so wird seine Erzählung, in edler Prosa geschrieben, zu einem Hohenlied« ausharrender Liebe und Treue, da mit Ehren besteht. Nur die aus jüngster Technik beruhenden Bilder Hugo StadeimeierS, so trefflich sie an sich empfunden sind, stören den rhythmischen Fluß, weil in ihnen nicht die gleiche altväterische Melodie erklingt. Brt Gastspiel Stella David. In einer „Kater Lampe"-Aussührung, die zu dem Allerbesten ge« hört, wa» jetzt im Dresdner Schauspielhaus (und in Dresden überhaupt) zu sehen ist, gastierte Stella David vom Leipziger Schauspielhaus als Frau Polizeidiener Seifert. Klein, drall, be weglich, mit allen Salben gejchmiert, spielt sie die durch den Tod der unvergeßlichen Bleibtreu verwaiste Rolle al» gute komische Alte mit dem Ton auf den zwei Adjekiiven. Wie sie ihren Dämlack von Mann seelisch knufft und dressiert und gängelt und, eine erzzebirgisch« Lady Mac- belh, zur schauerlichen Mordtat an dem unseligen Kater auf den Boden hetzt, um dann den treulos Ge meuchelten al« Hasenpfeffer zu höherem Leben er stehen zu lasten, schafft sie ein niederländische» Porträt in Saft und vollen Farben: eine wertige Frau Krull oder Mutter Wulffen könnte man sich danach von Frau David wohl erwarten. ES ist im Grunde alles gesagt mit der Feststellung, daß sie im Rahmen eine« Ensemble», da» im vor liegenden Falle einfach al« mustergültig bezeichnet werden kann (neben einem Ponto, Meyer- Lindner, Wierth und all den anderen ver, dienstlichen Teilhabern an Rosenow» lieblichem Komödienulk), nichts verdarb. Ob Stella David die Vielseitigkeit der Bleibtreu hat, kann vorerst dahingestellt bleiben; für das Rollenfach der ko« mischen Alten kommt sie jedenfalls in Frage. M. A Ei« Buch vom Geld«. In dieser Zeit, da ave Begriffe auf den Kopf gestellt werden, ist doch keine andere Vorstellung für uns so in Ver wirrung geraten als die vom Gelde. In glück licheren Zeiten dursten wir da- Geld, diese Grundlage alles volkswirtschaftlichen Verkehr», al» etwa- Fester annehmen, heute ist «A zu d»M veränderlichsten Dinge geworden, dessen traurige Entwertung wir beständig verspüren. Desto not wendiger ist e», über die Grundlagen der Gelv- theorie Klarheit zu gewinnen, und da bietet sich als vortrefflicher Führer durch den Irrgarten unserer Geldverhältnisse das rühmlich bekannte Buch „Geld und Kredit" des Berliner Nationalökonomen I. Jastrow dar, da- soeben in sünfter, völlig neu bearbeiteter Auslage bei Karl Heyman» in Berlin erschienen ist. In knappster Form findet hier sowohl der Student beim wissenschaftlichen Unterricht al- auch der interessierte Laie alle» beisammen, was er braucht, um „den festen Pol in der Erscheinungen Flucht" zu erkennen. Da sind Devisenkurs? angeführt, internationale Übersichten der Geldentwertung, dir verschiedenen „Indexzahlen", Auszüge aus den wichtigste» neuen Geldtheorien, und daneben auch klassische Schilderungen auS der Geschichte und der Philosophie de» Geldes, sodaß man hinter dem vielgestaltigen, uns heute beständig affenden Spuk des Geldes seine wahre Bedeutung und seinen ewigen Wert erkennt. Für SSÜ Millioue« Dollars »unsiw.rkr i« Amerika eingeführt. Wie gewaltige Werte i» Kunstwerken au» der Men Welt nach der Neuen Welt in den letzte« Jahre« über fuhrt worden sind, zeigt eine soeben veröffentlichte vetechnüng
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