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sehen so bekannt gemacht, daß sein Bild nicht alleine nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Trösten des . . ." Er stellt in diesem Werk altes Musik gut in den Dienst eines neuen Ausdrucksgehal tes. Seine Musik bindet sich nicht an Dogmen und Muster. Sie umschließt Verinnerlichung wie Dramatik, reflektiert das Ich wie die Welt. Es scheint, als sei der liturgische Vorwurf nur An laß zu allgemeinen Meditationen über Tod und Leben. Jedenfalls ist unverkennbar, daß der Text subjektiv und realistisch zugleich ausge deutet wird. Bereits der Introitus zeigt Mozarts freimaureri sche Stellung zum Tod. Die milde Resignation des Beginns geht bei den Worten „exaudi ora- tionem meam" in eine aufstrebende gezackte Begleitfigur des Orchesters über — mehr Auf lehnung als Bitte symbolisierend. Als Kyrie ent wickelt sich dann eine Fuge über zwei Themen, eines an Händel erinnernd. In der Sequenz folgt dem großartigen Chorsatz des „Dies irae" das weihevolle „Tuba mirum", in dem der Text auf die Soli konzertierend verteilt ist. Dem „Rex tremendae majestatis", flehentliche Bitte und Aufschrei zugleich, folgt das kunstvolle „Recor- dare". Das dramatische Bild des „Confutatis" wird abgelöst von dem Trüben und Schreck lichen des „Lacrimosa". Das „Domine" und „Hostias" hat Mozart mottetisch gearbeitet, das „Domine" kontrapunktisch, das „Hostias" ho mophon. Beide Sätze werden mit einer chro matischen, leicht archaisierenden Fuge „Quam olim Abrahae" abgeschlossen. Süßmayrs Teile (Sanctus, Benedictus, Agnus Dei) schließen sich an. Durch den Rückgriff auf die Kyriefuge für das abschließende „Cum sanctis tuis" wahrte Süßmayr die Geschlossenheit des Werkes. Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem I. Introitus Chor und Sopran-Solo: Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Te decet hymnus, Deus, in Sion, et tibi reddetur Votum in Jerusalem; exaudi orationem meam, ad te omnis caro veniet. Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. II . Kyrie eleison Chor: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison. III. Sequenz Chor: Dies irae, dies illa solvet saeclum in favilla, teste David cum Sybilla. Quantus tremor est futurus, quando judex est venturus, cuncta stricte discussurus. Soli: Tuba mirum spargens sonum per sepulchra regionum, coget omnes ante thronum. Mors stupebit et natura, cum resurget creatura, judicanti responsura. Liber scriptus proferetur, in quo totum continetur, unde mundus judicetur. Judex ergo cum sedebit, quidquid latet apparebit, Schenke ihnen ewige Ruhe, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen. Dir, Gott, gebührt das Loblied in Zion, und dir wird man das Gelübde einlösen in Jeru salem; erhöre mein Gebet, zu dir wird alles Fleisch kommen. Schenke ihnen ewige Ruhe, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen. Herr, erbarme dich! Christe erbarme dich! Herr, erbarme dich! Der Tag des Zorns, jener Tag wird die Welt in Asche auflösen, wie David und die Sybille be zeugen. Wie groß wird dann der Schrecken sein, wenn der Richter kommen wird, um alles genau zu wägen. Die Posaune wird - mit wunderbarem Ton die Gräber überall durchdringend - alle vor dem Thron zusammenrufen. Der Tod und die Natur werden erstarren, wenn die Schöpfung auferste hen wird, um sich vor dem Richter zu verantwor ten. Ein geschriebenes Buch wird herbeigetra gen werden, in welchem alles enthalten ist, wo nach die Welt gerichtet werden soll. Wenn dann der Richter sich setzen wird, wird alles,