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Sächsische Staatszeitung : 16.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192109169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19210916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19210916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-16
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 16.09.1921
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Seite 2 zu Nr. 216 — «»chftsche EtaaHtz-ttMlg - Freita» 16. September 1S21 betont wurde, eine Volk»kranch«it vor. Di« heutige Volk-krankheit, die Geldentwertung, l^den sich die gewissenlosen Unternehmer zu nutze ge macht, um unvorsichtige und urteil-unfähig« Menschen zu Tausenden in, Unglück zu stürz««. Laß dem frevelhaften Treiben nun durch Ein. seifen der Gerichte ein Ende gemacht wird, ist nur zu begrüßen. Der Valutaslurz. London, 14. September. Wie „Daily Mail" berichtet, prüft di« Münzkommisfion sorgfältig die Markfrage. Der Sturz der Mark sei darnach nicht das Ergebnis der von Deutschland geleisteten Zah lungen, sondern der Unmöglichkeit, in Deutschland der Inflation Einhalt zu tun, die eine große Krankheit des festländischen Europas geworden sei. Die Folge sei, daß Deutschlands Märkte sich mehr und mehr sür englische Artikel schlössen, Die britischen industriellen Verbände trügen sich ernsthast mit der Absicht, eine Politik zu treiben, die das englische Pfund auf eine Linie zurackbringe- die den Handel mit dem Auslande wieder auf. zunehmen gestatte. „Daily Mail" glaubt, daß ein« solche Politik trotz alledem Aussicht habe, an» genommen zu werden. Einrtiseverbot für Oberschlesie«. KattoWitz, 14. September. Die Inter- alliierte Kommission hat ein Einreiseverbot für Personen erlassen, die außerhalb Oberschlesiens wohnen. Auch die Ausreiseerlaubnis wird nur in Ausnahmesüllen erteilt. Einreiseanträge reich-- deutscher Vertreter größerer Tageszeitungen wurden abschlägig beschicken wegen angeblich unwahrer Greuelmeldungen aus Oberschlesien. Reaktionäre Umtriebe in Lberschlefie«? Berlin, 14. September. Laut „B. Z. am Mittag" ist es in Schlesien in den letzten Tagen gelungen, einigen geheimen Nachrichtendtenstzentralen radikaler reaktionärer Kreise auf die Spur zu kommen. Nunmehr sei eS auch geglückt, einen der Leiter einer solchen Organisation in Neubielau fest- zunehmen. SS sei die» der bekannte antisemitische Privatdozent Arnold Ruge aus Heidelberg, der falsche Ausweise unter dem Namen eines Geheimrats Berger besessen habe. Auch weitere Mitglieder seien verhaftet worden. Die Steuergrsetze. Berlin, 15. September. Im vorläufigen ReichswirtfchaftSrat wird die GeneraldiSkuspou über die Steuergesetze und den Antrag Wissel fortgesetzt, vr. v. Siemens (Jndustrievertreter) wendet sich gegen die gestrige Behauptung Wissels, daß die Industrie aus selbstsüchtigen Gründen die Erfüllung des Ultimatums erschwere und durch Umstellung sehr wohl befähigt wäre, die Anforde- rungen zu erfüllen. Vom grünen Tisch auS laste sich eine Umstellung nicht durchführen, am aller- wenigsten zwangsweise. DaS Schlagwort der Goldwerte habe schon viel Unheil angerichtet, denn jeder gebe ihm seine Auslegung. Wenn der Staat die Substanz einziehe, so könne er wohl die Schuld ablösen, nicht aber ihre Ber» zinsung. Beschaffe er sich aus der Grundlage der Substanz einen Kredit, so wäre das auch nur eine vorübergehende Erleichterung. Er bestreite, daß die Industrie Devisen zurückgehalten habe und wende sich gegen die Behauptung Hilferdings, daß die Wirtschaft die Schuld am Nichteingange der Steuern trage. Schrtftleit«r Feiler («nannt) meint: Da« AuBand ist schon h«ut< in d« Lilge, un» völlig au»zukausen und zu Lohusklnven zu machen. Unser« Produktion ist allerdings im Aufblühen; aber Mittelstand und Beamtenschaft befinden sich in Rot. Die geistigen Arbeiter gehen unter, weil sie der Geldentwertung leinen Widerstand bieten können. Nur durch den Ein- griff in di« Substanz kann d«r fortgesetzten Ber- Minderung unsere» Nationalvermögen» entgegen- getreten werden. Fabrikant Vögele - Mannheim (berufener Vertreter) fordert von der Regierung genaue Auskünfte über die Reparationöverpflich- tungen; im Hinblick aus da» Sinken der Valuta, auf die Teuerung beim Einkauf von Rohstoffen und Halb fabrikaten, auf das Steigen der Auslandszölle und auf die verminderte Kaufkraft des Inlandes werde ein Eingriff in die Substanz zu einer großen Enttäuschung führen. Vielleicht laste sich der Versuch machen, die Erträgnisse der Sachwerte mit einer erhöhten Steuer zu belegen und diesen Betrag für Kreditbeschaffung im voraus zu eskomptieren. H. Habermann (Deutschnationaler HandlungSzehilsenverband) will sich mit dem An trag Wistel nach der gestern erhaltenen Auslegung einverstanden erklären. Ingenieur Dahl (Freie Berufe) befürchtet, daß der Gedanke Wistels von der Gemeinschaft zu einem reinen Staatsbetriebe fahren werde. Die Regierung predig« den ande ren immer Sparsamkeit, ohne sie selbst zu üben. Direktor Wussow (Große Berliner Straßenbahn) hält den von der Regierung -mit den neuen Steuern beschrittenen Weg nicht sür gangbar. Man stelle die Gesamtsteuer aus Umsatz und Einkommen. Sonst habe man nicht- weiter. Wie ein Mann, der im Konkurs stehe, müsse die Re gierung einen Zwang-Vergleich mit dem Auslande anstreben. Wenn die Substanz bereits angegriffen sei, sei ein solcher Vergleich nicht mehr zu haben. Nachdem noch Albrecht (Landarbeitervertreter) darauf verwiesen hat, daß eine Belastung der Sachwert« noch keine Konfiskation bedeute, schließt die Generaldebatte. Der Antrag Wissel wird an den Reparationsausschuß verwiesen. Der Antrag Max Lohen (Freie Berufe), eine inter nationale Vereinbarnng anzustreben zur Feststel- lung der im Ausland befindlichen Vermögens werte, wird angenommen, ebenso ein Antrag Schweitzer (technischer Angestellter der Industrie) über den Ausbau der Außenhandelsstatistik und ein Antrag Gärtner, der die Arbeitszeit im Stein- und Pechkohlenbergbau lallgemein gesetzlich regelt. Rach Annahme einer Reih« weiterer Ausschuß- be schlüste über eine Reform der Erwerb-losenunter- stützung und Abänderung des Besetze-über,di« Wochen hilfe im Einklang mit den entsprechenden Be schlüssen des Reichstages vertagt sich das Haus auf unbestimmte Zeit. Der deutsche Jurifteutag. Bamberg, 14. September. Die öffentlich- rechtliche Abteilung des Deutschen Juristentages beschäftigt« sich heute mit der Frage der Sank tionen. Nach Borträgen von Prof. vr. Meurer- Würzburg und de» österreichischen Justizministers a. D. vr. Klein wurde folgende Entschließung angenommen: Der deutsche Juristentag spricht als seine einmütige Überzeugung aus, daß die soge nannten Sanktionen widerrechtliche Gewaltmaß nahmen sind. Sie verletzen den Versailler Ver trag und das Völkerrecht. Die thüringischen Landtags- Wahlen. Weimar, 14. September. Rach dem end gültigen Wahlergebnis erhielten bei der Thü ringer KandtaßtzwOtzl die Sozialdemokrat«« 1» Sitze und 548 RePfi«»»e», die Uuabhßuglß«« 9 Sitze und 1811 R<Ksti«m«L die Kounnuniße« 4 Sttz« «nd 441 RefifiimmeE die HeuHchnatla- nale« 4 «ktze und «89 «estfilmme», der Saud- dnnd 1» Sitze und 7581 Weststimme«, das gt«' trnm keine« Litz und TW» Reststimm««, die Mutsch« Volk-Partei 9 Sitze und 1194 Rest- stimnn«, di« Wlrtsch»fGpar1e1 leine« Sitz »d 41« «eststimmeu, Demokraten » Sitze und 1474 Reflstimmen. Die Berhaftunge« zur Srmsrduug Erzberger-. Berlin, 14. September. An die Meldung von der Verhaftung einer Anzahl Personen, di« angeblich in Beziehungen zur Ermordung Erz berger» stehen, wird in der Öffentlichkeit die Be hauptung geknüpft, eS besänden sich aktive Offi ziere der Marine darunter. Da» Reichrwehr- ministerium teilt mit, daß kein« der verhafteten Personen sich im aktiven Dienst der Reich-marine befindet. Sollten einzelne von ihnen tatsächlich früher der Marine angehört haben, so sind sie jedenfalls seit längerer Zeit bereit- au« dem aktiven Dienste ausgeschieden. Potsdam, 14. September. Im Bureau de» von den Selbstschutzorganisationen her bekannten JustizlekretärS Oppermann erschien gestern abend ein Mann, der Unterstützung und Reffegeld erbat. Er befinde sich auf der Flucht, sei der Leutnant Kurt Hütter und der Mörder Erzbergers. Opper mann benachrichtigte die Polizei. Der Fremde ließ sich ruhig festnehmen. Seine Personalbeschrei bung deckt sich annähernd mit dem Signalement eine« der Mörder. Berkin, 14. September, über da« Vorleben von Schulz und Tilleffen wird berichtet: Beide seien ein Jahr lang, vom Mat 1920 bi» Mai 1921, von der großen landwirtschaftlichen Zentralgenossen- schast in Regen-burg zur Erlernung eines neuen Berufe- al- bezahlte Volontäre angenommen worden, vr. Heim, der Generaldirektor der Regens burger Genoffenschaft erklärte, daß im Betrieb« der Regen-burger Zentralgenoffenschaft u. a. doppelt soviel« Schwerbeschädigte beschäftigt würden, al» e» da» Gesetz verlange, und zwar ohne An sehen der Konfession und der Partei. Schulz und Tilleffen haben dort völlig zurückgezogen ge- lebt und werden als bescheiden und zurückhaltend geschildert. Heinrich Schulz ist der Sohn eine« verstorbenen Arzte«. Er hat in einer Maschinen- fabrik in Saalfeld gelernt, ist 1914 al» Kriegs freiwilliger eingetreten, wurde zweimal verwundet, am 11. Januar 1918 zum Reserveoffizier beför dert, war u. a. Kompanieführer und Bataillons- adjutant, trat im September 1918 in den Be- urlaubtenstand über und war kaufmännisch tätig, bi« er sich ^nde April. 1919 bei der zweiten Marinebrigade meldete. Bei dieser hat er au den Kämpfen in Bayern und Oberschlesien teil genommen. Tilleffen ist der Sohn des verstör- denen Generalleutnants a. D. Tilleffen. Er wurde 1912 Seekadett und hat während des Krieges als Oberleutnant auf verschiedenen Kriegsschiffen und bei der 9. TorpedobootSflottille Dienst getan. Vom November 1918 bis Januar 1919 war er in Scapa Flow interniert, von Juli 1919 bis Januar 1920 in englischer Kriegsgefangenschaft und von März 1920 ab bei der 2. Marinebrigade. München, 14. September. Bis Mittwoch abend sind in d«r Mordsache Erzberger imZ ganzen zehn Personen verhaftet worden, und zwar neun in München und einer auf der Fahrt von Augs burg nach München. Gegen alle ist Haftbefehl erlassen worden. Die Festgenommenen werden nßchst»«» nach Ofiauburg gebracht und dort d«in Nnt ersuch ung«richt«r »«geführt werden. Die Mitteilung, daß von außerbayrischer Polizei bei Vr. H«lm «ine Haussuchung abg«halt«n worden s«i, um ihn in diese Augele^nheit htuetnzuzlehen, ist nach einer Mitteilung der badischen General- staatsantvaltschaft völlig au» der Luft gegriffen. Die Haussuchung galt nicht vr. Heim, sondern Schul- und Tilleffen, die bei ihm in Regensburg studiert hatten. Heute abend traf bei der Be- neralstaat«anwaltfchaft ein Schreiben au« Italien ein, da« in italienischer Sprache die kurze Mit- teilung enthielt: Halten uns in Mailand auf. Der Bries trägt keine Unterschrift. ES muß erst untersucht werden, ob «S sich um eine Mysti- kation handelt. » Hirschfeld «och ist Haft. Berlin, 14. September. Oltwig v. Hirsch, feld befindet sich nicht in Freiheit, sondern ver- büßt seit dem 10. d. M. weiter seine im Februar über ihn verhängte Strafe. Der neue Haftbefehl wegen Mordverdachts ist aufgehoben worden. Verbot von Zeltunge«. Berlin, 14. September. Durch Lerord- nung de» Reichsministers des Innern ist die in Berlin erscheinend« „Rote Fahne" vom 15. bis 17. September und das in Gotha erscheinende „Bolk-blatt" vom 1b. bi« 22. September aus Grund der Verordnung de« Reichspräsidenten vom 29. August verboten worden. Die mittelbe«tsche« Unruhen vor dem Untersuchungsausschuß. Berlin, 14. September. Der Untersuchung?- ausschuß de« Preußischen Landtage» vernäh« heute den StaatSkommiffar Weißmann. Der Zeuge »ar Gegner der Polizeiaktion in Mittel, deutschland, weil sie den kommunistischen Ausstand Hervorrufen mußte. Die Rote Armee stand höchsten« aus dem Papier. Es bestanden aber Kampforganisationen. Am Gründonnerstag fand «ine Lhesbesprechung in der Reichskanzlei statt. Minister Severing begründete dort die Polizei aktion und zerstreute die Bedenken. Der Ent- waffnungskommiffar Peters schloß sich dem an. Der Zeuge widersprach jedoch. Peters erklärte, die paar Waffen hole er mit einem Kriminal- kommissar heraus. Der Ausstand brach dann tat- sächlich los. Der mitteldeutsche Aufstand war ein richtiger kommunistischer Putsch. Der Zeuge ist bereit, unter seinem Eide zu behaupten, daß Bela Kuhn zur Zeit des Aufstandes in Mitteldeutschland war. (Hört! hört!) Rußland unterstützte d<n Ausstand. StaatSkommiffar Weißmann bekundet weiter, daß nicht die geringste Gefahr eine? Rechtsputsches in Deutschland bestand. Die Ge- schichte von der Magdeburger Spitzelzentrale war eine lächerliche Übertreibung. Solche Nachrichten- stellen habe er seit dem Kapp-Putsch 78 aufge hoben. Vorbereitungen eines Rechtsputsches seien solche Stellen nicht. Diese Gefahr liege ganz anderswo. Sie sei ja in letzter Zeit akut ge worden und werde durch die Entdeckung der Mörder Erzbergers noch viel mehr zum Vorschein kommen. Die Gefahrenquelle, die er schon lange vermutete und der Reichsregierung mitteilte, habe sich als richtig erwiesen. Solange Gegner der Verfassung bestehen, feien der Staatskommissai und seine Meldestellen nötig. Aber er habe gar keine Machtbefugnis (Hört! hört!). Die Polizei aktion sei von den kommunistischen Führern be- nutzt worden, einen gewaltsamen Ausstand zu inszenieren und die anderen Provinzen miizu- reihen. Der Zeuge glaubt an das Vorhanden- Wissenschaft und Knnst. Dresden, 15. September. «isseuschaft und Technik. Ter diesjährige DeutscheReurologenkongreß wird vom15. bis 17. September in Braunschweig stattfinden. ES haben sich 250 Gelehrte des In- und Aus landes angemeldet. Der Kongreß wird in der Technischen Hochschule abgehalten werden. — Auf der Kap-Sternwarte in Süd afrika haben I. F. Ekjellerup und W. Reid am 27. Juli den periodischen Kometen Encke (1786,1) wieder aüfgefunden. Die Position des Gestirns, dessen Helligkeit auf Größe 8 bis 9,5 geschätzt wurde, war damals 10 d 8 w 11 s, nördliche Abweichung 4 Grad 58 Min., die Be wegung war südostwärts gerichtet. Am 11. Sep tember stand der Komet bei 15 k 32 m 12 8 — 29 Gr. 23,5, am 29. September wird er bei 16 k 30 m 30 , — 30 Grad 43,2 stehen und sich dann wieder nordwärts wenden. In Sonnennähe be fand sich der Komet schon im Juli, in Erdnähe ' gegen Milte August diese« Jahres. — Sichere Beobachtungen über die Wirkung der Röntgenstrahlen aus die Tuberkel dazillen lagen bi« jetzt noch immer nicht vor; dein während einige Forscher ein« unmittelbar« Wirkung d«r Strahlen aus die Bazillen festgestellt haben wollten, hatten ander« Versuch« nur Wachs- tamShemmungen. nicht aber eine direkt« Ver bindung der Bazillen ergeben. Erhebliche Ver besserungen der hierzu nötigen Instrument« haben in neuester Zeit diese Frag« jedoch anscheinend endgültig gelöst. Die letzten von Haberland und Klei« vorgenommenen Untersuchungen ergaben nämlich, daß die mehrere Monate hindurch und im Zeitraum von 10 Min. bi» zu 1 Stunden aus- gesührtendirektenRöntgenbestrahlungenderLuberkel- Reinkulturen weder aus da-Wachstum der Bazillen noch überhaupt auf diese selbst den geringsten un- mittelbaren Einfluß auSüben. Die guten Erfolge der Röntgenbestrahlung ans tuberkulöse Körperteile dürften also nicht von einer Wirkung der Strahlen auf die Bazillen selbst, sondern wohl ausschließlich davon abhängen, daß zunächst das lebende Ge webe durch die Bestrahlung beeinflußt und ent sprechend verändert wird und daß nun das Ge webe als solches in diesem veränderten Zustand auf die Bakterien schädigend einwirkt. Literatur. Im Frühling wurde ur^er den Preisträgern de» MesmerpreiseS «in Unbekannter, Ungedruckter gekrönt. PaulGurk, ein Berliner MagisttaUbeamter, erhielt «inen Preis für sein Drama „Thoma« Münzer". Run wird ein andere» Werk de« Dichter», sein Drama „Dina" am 22. September im Braunschweiger Landes- theater die Uraufführung erleben. — Als erst« der für die Spielzeit 1921/22 in Aussicht genommenen Uraufführungen bringt iw« Reußische Theater in Gera in einer Morgenfeier am Sonntag, den 18. September, vormittags 11 Uhr Hermann v. Boetttchers „Der Heimkehrer". Der Dichter selchst wird das Mrk inszenieren. An weiteren Urauf führungen sind geplant: „Das Opfer" von Rabindranath Tagore, „Krieg", ein Te- deum von Carl Hauptmann, „Kain", ein dramatisches Orchester von Friedrich Eebrecht. VUbeude Sauft. Zwei bisher unbekannte Dante-Bildnisse aus deutschem Privatbesitz veröffentlicht Paul Schubring im Dante-Heft der „Kunstchronik". Da« eine dieser Bilder, da« seinem Typ«» nach unbedingt dem Quattrocento angehört, zeigt den gealterten Kops de« Fünfzig jährigen, d«r in ein ganz strenge- Profil gesetzt ist. Die Helle kreidige Beleuchtung, welche di« scharfen Züge doppelt stark hervorhebt, erinnert an die Gepflogenheiten Pietro della FrauceSca«, und zu diesem Meister paßt auch die Vorliebe sür das kühle Weiß de« Leinens, da« gegen di« warm« Haut strht. Großzügig und grobblättrig ist der Lorbeerkranz aus den Rand gelegt, den di« Stirn und die Haube bilden. Der sarbig« Dreiklang Grün-Weiß- Rot wiederholt die Farben, in die Beatrice bei ihrem Erscheinen im „Fegefeuer" von Dante ge kleidet wird; es sind übrigens auch die heutigen italienischen Nationalfarben. Jin Gegensatz zu vielen anderen Dante-Bildern tritt die Unterlippe etwas hervor; ausdrucksvoll ist das Kinn, das Auge klar und ruhig. Während die meisten Dante-Porträts den Dichter im Profil zeigen, so hat daS zweite im Berliner Privatbesitz befindliche Bildnis den Vorzug, eine Vorderansicht zu bieten. Es ist eine Arbeit des Florentiner Cinquecento, und Schubring möchte sie dem Ponto rmo zu- schreiben. „DaS Bild", sagt er, „wirkt wie eine Illustration zu Virgils Anrede: ,.O animack segno8a" bei der Fahrt über den Styx. Die Pupillen sind in den linken Lidwinkel gerückt, sodaß die Augen weit in die Ferne zu spähen scheinen; uns steht der Dichter jedenfalls nicht an, sein Geist hat Wich tigeres zu tun. Die Mütze ist hier dunkel, Heller die rote Kappe. Sehr reizvoll ist der Dreiklang von Weinroh Dunkelgrün und Hevweiß am Kragen. Dante macht hier einen fast schmächtigen Eindruck; das stimmt zu Boccaccio» Bericht." In Italien ist vor kurzem ein neues Dante-Fre»ko auf gefunden worden; es trat bei der Aufdeckung von Fresken in der Kirche Sant'Agostino zu Rimini, die durch das Erdbeben von 1916 verursacht wurde, ans Licht. Wie der Kunsthistoriker Filippini im „Bolletino d'Arte" aussührt, handelt e» sich um Fretken de« Maler« Bitino da Faenza, der sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Rimini niederließ. Die Fresken sind ungesähr um 1418 auSgesührt. Dar Bild der „göttlichen Dichter»" befindet sich unter den Nebenfiguren einer der wichtigsten Szenen, welch« die Auferstehung der Drufiana behandelt. In der prachtvollen Grupp« d«r Leidtragenden, di« d«r Bahre der Toten folgen, erkennt man neben den Zügen Petrarca« auch den Kops Dante«, der mit einem Lorbeerkranz ge schmückt ist und einen Ausdruck froher Überraschung »eigt. Mus». Di« deutsche Uraufführung von G. Fr. Händel« Oper „Iuliu« Ltsar" (1724) in d«r Bearbeitung von vr. O. Hagen ist sür die nächstjährigen Göttinger Händelopernfestspiele des Universitätsbundes in Aussicht genommen. — Eine Massenet-Gedächtnishalle soll im Opernmuseum in Paris eröffnet werden. Tas Museum besitzt in 76 Bänden alles, was Massenet geschrieben hat, außer den Manuskripten von „La Grande Tante" und Don Lejar de Ba zan", die mit der Komischen Oper verbrannten. Auch die Tagebücher, Reiseaufzeichnungen und Wetterberichte, die sich der Komponist regel mäßig schrieb, werden im Opern-Museum aus bewahrt. Theater »ud Film. Die Veranstalter der für den Januar 1922 in Amsterdam (Stedelijk Museum) geplanten Theaterausstellung ap- pellieren durch einen Aufruf an die einheimische und ausländische Teilnahme. Der Appell spricht von der Unterbrechung de« Zusammenwirkens in der internationalen Theaterreform durch den Krieg und von der Notwendigkeit neuen Zu sammenschluffe«. E« soll eine Übersicht über das moderne Theatervefen in allen seinen UMertcilcn (architektonische Fragen, Inszenier- und Rcgie- kunst, Kvstümschneiderei) gegeben werden. Ter Sekretär des Einrichtung-aurschuffe» ist der Archi tekt H. Eh. Wijdevelt, Amsterdam, Boffu-straat 50. * Slu» der „Opernschule Petrenz" er hielten in ditsem Jahr Anstellungen: Florence Behrendt-Losey an da» Staat-theater in Hannover, Gertrud Wentscher an da« Stadt- theater in Lhemnttz, Han« Kaufmann und Erich Ander« an da« Etadttheater in Halle, Richard Klewitz an da« Stadttheater in Tilsih Agne« Grahl an da« Stadttheater in Crefeld, Ilse Fränk«! an da« Stadttheater in Görlitz, Martha Schäfer und Paul GrRtzner au dal Stadttheater in Bautzen.
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