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Robert Schumanns Klaviertrio op. 88, das den Titel Fantasiestücke trägt, ent stammt dem kammermusikreichen Jahr 1842, wurde jedoch erst 1850 herausgegeben. Es handelt sich um eine höchst stimmungsreiche, gegensätzliche Satzfolge, weniger um ein gei stig einheitliches Werk. Im Konzertsaal sind die vier intimen Stücke ausgesprochene Rari täten. Der 1934 in Engels (an der Wolga, heute Gebiet Saratow) geborene Alfred Schnittke, einer der bedeutendsten und international bekanntesten sowjetischen Kom ponisten, erhielt seine Ausbildung u. a. 1953 bis 1958 am Moskauer Konservatorium (bei J. Golubew und N. Rakow), wo er anschlie ßend bis 1961, als Aspirant sowie bis 1972 als Lehrer für Instrumentation und Komposition wirkte. Seitdem ist er freischaffender Kompo nist, dessen umfangreiches und vielseitiges Werk sich beinahe durchweg durch eine hohe Expressivität, originelle Klanglichkeit und ernste Grundhaltung auszeichnet, beeinflußt u. a. von G. Mahler, A. Schönberg, Ch. Ives, D. Scho- stakowitsch, der fortgeschrittensten Material entwicklung zugewandt, jedoch nicht ausgelie fert ist. Das Klavierquintett entstand in den Jahren 1972-1976 und ist dem Andenken an seine Mutter gewidmet. Die Orchesterfassung dieses Werkes, die G. Roshdestwenski 1979 in Moskau uraufführte, macht den inhaltlichen Bezug auch im Titel deutlich: „In memoriam". Der Komponist äußerte über das Klavierquin tett: „Das Quintett kostete mich viel Zeit und Mühe, weil ich nach dem ersten Satz nicht weiterkam, Ich hatte es mir ursprünglich streng konstruktiv vorgestellt, mit allerlei symmetri schen und rückläufigen Spielen, doch wollte nichts lebendig werden. So verwarf ich eine Skizze nach der anderen, bis ich mir eines Tages das Risiko und den Luxus erlaubte, ein fach so weiterzukomponieren, wie es auf mich eindrang. Das Stück mit seinen fünf Sätzen war dann schnell beendet. Das Quintett ist eines meiner ersten Werke nach langer Zeit, in denen keine Zwölfton technik verwendet, der thematische Zusam menhang aber durch verwandte Tongruppen hergestellt wird, welche auf chromatischer (auch mikrochromatischer) Ausfüllung eines Intervalls beruhen (darunter auch das B-A-C-H-Motiv als verschleierte Huldigung an die Stadt Leipzig und die Edition Peters, die das Stück in Auftrag gegeben hatte.) Die fünf kontrastlosen Sätze sind alle im langsamen Tempo gehalten. Der Einleitungs satz beginnt mit einem Klaviersolo und endet mit Kanon-Steigerungen der Streicher. Es folgt ein melancholischer .Schatten'-Walzer, in welchem das B-A-C-H-Motiv eine Rolle spielt. Die Sätze 3 und 4 greifen die Stimmung des ersten Satzes mit den Streicher-Kanons und den beschwörenden, manischen Orgel punkten wieder auf, die zum Umbruch im letzten Satz führen. Dieses pastorale Finale ist eine ,Spiegel'-Passacaglia, in der das Thema ,oben' und die Schatten der früheren Themen .darunter' disponiert sind. In diesem Werk wurde auch eine neotonale Idee verwirk licht: die enharmonische Auflösung des In tervalls c-cis (das in allen Sätzen als harmo nische Stütze vorkommt) nach Des-Dur im Finale." Wolfgang Amadeus Mozart d. J., Mozarts jüngster Sohn, reichlich vier Monate vor dessen Tode geboren und eigentlich auf Franz Xaver Wolfgang getauft, wurde, da er sich frühzeitig als musikalisch sehr begabt er wies, von seiner Mutter in Wolfgang Amadeus umbenannt. Dies erwies sich freilich später für ihn als Bürde, da er es trotz Fleißes nicht zu überragenden kompositorischen Leistungen brachte, jedoch immer wieder mit dem Vater und dessen Schaffen verglichen wurde. Er schrieb u. a. Klavierwerke, Kammermusik, Lie der, Chöre, die es durchaus verdienen, noch heute beachtet zu werden, wenngleich der Künstler zu Lebzeiten vor allem als Pianist und Lehrer Ansehen genossen hat. Von lauterem Charakter und liebenswürdigem Wesen, hatte er Freunde wie Robert Schumann und Franz Grillparzer. Als Vierzehnjähriger war er zum ersten Mal als Pianist und Komponist erfolg reich in der Öffentlichkeit aufgetreten. (Das heute erklingende Klavierquartett o p. 1 schrieb er im Alter von elf Jahren.) Zu seinen Lehrern gehörten u. a. J. N. Hummel, J. G. Albrechtsberger und A. Salieri. Er kon zertierte in vielen Ländern, darunter in Ruß land, Polen, Deutschland, Dänemark, Italien, in der Schweiz, gleichwohl überschatteten wirtschaftliche Sorgen sein Künstlerleben. Als 1841 in Salzburg das Mozarteum gegrün det wurde, gelang es selbst seiner Mutter nicht, ihm den Direktorenposten zu verschaf fen. In Karlsbad, wo er Heilung gesucht hatte, verstarb er im Juli 1844.