Volltext Seite (XML)
ten Arabesken ergeht. Auch das schwungvol le, frische Hauptthema des Schlußrondos (Al legro vivace) wurde aus dem Hauptthema des ersten Satzes gewonnen, und zwar dies mal durch eine rhythmische Verschiebung. Das sprühende, fast tänzerisch anmutende Finale nimmt einen leidenschaftlich bewegten, farbi gen Verlauf und endet auch nach einer im wesentlichen vom Soloinstrument getragenen Schlußsteigerung in lebensbejahender, freu- dig-weltzugewandter Haltung. Finnland, seit dem 13. Jahrhundert ein ständi ger Spielball zwischen Schweden und Ruß land, lange Zeit kulturell beeinflußt durch Deutschland, begann erst im 19. Jahrhundert zu seiner Identität zu finden, gelangte erst 1917 zur politischen Unabhängigkeit. Bahn brechend für diese kulturelle Selbstfindung war die Veröffentlichung des Nationalepos „Kalevala" (1835) duch den Arzt Elias Lönnrot (1802—1884), der unzählige Runengesänge seines Landes gesammelt und zu einem Kunst werk verdichtet hat; er wurde damit zum Weg bereiter der finnischen Literatursprache. Wäh rend die Komponisten des frühen 19. Jahrhun derts noch in der Tradition Mitteleuropas stan Der Werdegang TAMRIKO SIPRASCHWIUS entspricht dem vieler sowjetischer junger Künstler. Nachdem sich die musikalische Begabung bereits im frühesten Kin desalter offenbarte, wurde Tamriko Sipraschwili als Sechsjährige in der Spezialschule des Konservatoriums von Tbilissi aufgenommen und durch E. Rusischwili un terrichtet. Im Alter von 14 Jahren errang sie ihren ersten großen Erfolg, als sie im Republik-Wettbewerb Junger Pianisten als Siegerin ermittelt wurde. 1980 wechselte sie zur weiteren Ausbildung an das Mos kauer Konservatorium in die Klasse von Michail Woskresenski über. Tamriko Sipraschwili, die, wie ihr Lehrer urteilte, ein besonders tiefes emotionelles Verhältnis zum Klavier werk Robert Schumanns entwickelte, nahm 1985 am Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau teil und ging als 1. Preisträgerin daraus her vor. Nach einem erfolgreichen Konzert mit dem Leip ziger Gewandhaus würdigte die Presse übereinstim mend die pianistische Meisterschaft der jungen Preis trägerin. Tamriko Sipraschwili gehört jetzt als Solistin zur Gru sinischen Philharmonie und konzertierte bisher in zahlreichen Städten der Sowjetunion, in Deutschland. Ungarn. Bulgarien, Italien. Daneben unterrichtet sie an der Spezialschule des Konservatoriums von Tbilissi. den, begann Robert Kajanus (1856—1933) als erster finnische Volksmelodien zu verwenden, ließ sich von dem Kalevala-Mythos inspirieren. Ihren alles überragenden Repräsentanten aber erhielt die finnische Musik in Jean S i - b e I i u s . Was damals als typisch finnisch empfunden wurde, liegt vor allem im Indivi dualstil Sibelius’ begründet. Fraglos hat sich Sibelius in vielen seiner Werke vom National epos inspirieren lassen, doch finden sich nir gends folkloristische Zitate. Zweifellos blieb die finnische Landschaft mit ihrer Monotonie und ihrer unendlichen Weite nicht ohne Ein fluß auf die psychische und musikalische Emp findung Sibelius', doch ist in seiner Musik nicht etwa das direkte Abbild des „Landes der tausend Seen" zu sehen. Ebenso wie die Volks- und Naturreflexionen mischen sich mu sikalische Zeitströmungen — Spätromantik, Im pressionismus, Neoklassizismus, Atonalität — in Sibelius' Werk, so daß seine Musik kraft eigener Genialität einen individuellen Stil er hielt, der sich freilich wandelte, dennoch ein zigartig blieb. Die Tatsache, daß Jean Sibelius nahezu durch seine gesamte Schaffenszeit hindurch Sinfonien und Tondichtungen schrieb, also gleicherma ßen zwei Positionen vertrat, die zu jener Zeit