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ZUR EINFÜHRUNG Im Jahre 1839 schrieb Robert Schumann seiner Braut Clara Wieck über die geplante Komposition eines Klavierkonzertes, das er ihr zugedacht hatte: „Es wird ein Mittelding zwi schen Sinfonie, Konzert und großer Sonate; ich muß auf etwas anderes sinnen." Das Kla vierkonzert a-Moll op. 54 ent stammt den Jahren 1841 und 1845. Nachdem der Komponist 1841 in Leipzig den ersten Satz des Konzertes als selbständige „Konzertphan tasie für Klavier und Orchester" vollendet hatte, entstanden erst vier Jahre später die beiden anderen Sätze des Werkes, und zwar in Dresden, wo die Schumanns von 1844 bis 1850 lebten. Im Mai und im Juli des Jahres 1845 wurden der zweite und der dritte Satz komponiert. Die Uraufführung des Konzertes fand am 4. Dezember 1845 mit Clara Schu mann als Solistin statt. Dirigent war Ferdi nand Hiller, Widmungsträger des Werkes, Di rigent der „Liedertafel" und Begründer eines „Konzertinstitutes in Dresden", zu dem er mehrere Orchester (Stadtmusikkorps, aus dem später die Philharmonie hervorwuchs, Kom munalgardenkorps und freie Musiker) zu einem großen Klangkörper vereinigt hatte. Trotz bedeutender Solisten, wie eben Clara Schumann, Joseph Joachim u. a., ging das Unternehmen jedoch nach zwei Konzert wintern, 1847, wieder ein. Schumanns Kla vierkonzert wurde kurz nach der Dresdner Premiere auch im Leipziger Gewandhaus, hier unter der Leitung Felix Mendelssohn Barthol dys aufgeführt. Der große Erfolg, den das Werk von Anfang an hatte, ist ihm stets treu geblieben. Tat sächlich stellt das a-Moll-Klavierkonzert - Schumanns einziges großes Konzert für dieses Instrument - nicht nur eines der genialsten und auch der bekanntesten Werke des Mei sters dar, sondern gehört zu den schönsten und bedeutendsten Schöpfungen der Gattung überhaupt. Das Klavier steht bei Schumann, dem Klavierkomponisten von stärkster Eigen art, mit neuen, kühnen Klangkombinationen und Wendungen zwar unbedingt im Mittel punkt des Geschehens, ist dabei aber ganz in den Dienst der Kompositionsidee gestellt und verzichtet — trotz schwierigster Aufgaben für den Solisten — vollkommen auf jede äu ßerliche Virtuosität und leere technische Bril lanz. Gleichzeitig jedoch gelingt Schumann in seinem Klavierkonzert — im Gegensatz zu Chopin, dem einzigen Meister der Zeit, der ihm in der Gestaltung des Klavierparts sei ner beiden Konzerte kongenial ist — auch ei ne großartige Verschmelzung von Klavier- und Orchesterklang, die Schaffung einer Einheit zwischen solistischem und sinfonischem Ele ment. „Tenor des Werkes ist die Sehnsucht und das Glück zweier liebender Menschen, von Schu mann selbst in seinem Kampf um Clara er lebt und nun, künstlerisch umgesetzt, allge mein gültig gestaltet. Das den ersten Satz bestimmende Hauptthema prägt in abgewan delter Fom auch die Themen der übrigen Sätze. Es ist der Melodie der Florestan-Arie aus Beethovens .Fidelio' (Beginn des 2. Ak tes) eng verwandt und verdeutlicht dadurch noch mehr, wie die diese Oper beherrschen den Themen der Gattentreue und des Frei heitskampfes — für Schumann der Kampf ge gen alles Philisterhafte, wie er sich im Pro gramm seiner Davidsbündler manifestierte — auch sein entschiedenes Anliegen waren” (R. Bormann). Drängende Leidenschaft und Sehnsucht be stimmen den Charakter des ersten Satzes (Al legro affettuoso). Nach einer kraftvoll-ener gischen Einleitung durch das Klavier ertönt zuerst in den Bläsern, dann vom Solisten wie derholt, das schwärmerische Hauptthema, das in seinen Motiven als Leitgedanke des Wer kes in allen Sätzen wiederkehrt. Darauf ent wickeln sich in reizvollem Wechsel zwischen Orchester und Solisten nacheinander eine Reihe der verschiedenartigsten Bilder und Stimmungen, wobei das Hauptthema mit sei nen einzelnen Teilen, dem hier kein eigent liches zweites Thema entgegengestellt wird, in wechselnder Beleuchtung, der Phantasie breitesten Spielraum gebend, den Verlauf des Satzes beherrscht. Die Reprise hat ihren Ab schluß und Höhepunkt in der breit angeleg ten, verinnerlichten Kadenz des Soloinstru mentes. Kraftvoll vorwärtsstürmend wird der Satz danach abgeschlossen. Völlig entgegengesetzt erscheint der kurze zweite Satz (Intermezzo - Andantino grazio- so), der duch die überaus poetische, graziöse Wiedergabe ruhiger, gelöster Empfindungen gekennzeichnet wird. In feinem Dialogisieren zwischen Klavier und Orchester über ein The ma, das dem Hauptthema des ersten Satzes entstammt, entfaltet sich ein anmutiges, sub tiles Spiel. Der kantable Mittelteil des Inter mezzos bringt ein ausdrucks- und gefühlvol les Thema, das zuerst von den Celli vorge tragen wird, während sich das Klavier in zar-