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SächsischeStaalszeUMg Staatsan^eiger für den Zreistaat Sachsen Ankündigungen: Die 32 nun breite Grundzeile oder deren Raum im Ankündigung», teile 2 M., die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 4 M., unter Eingesandt 5 M. — Ermäßigung auf Geschäftsanzeigen. Schluß der Annahme vormittag- 10 Uhr. Erscheint Werktag- nachmittag- mit dem Datum de- folgenden Lage-. Bezugspreis: Unmittelbar oder durch die Postanstalten bM.monatl. EinzelneNrn.20 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 2129b, Schriftleitung Nr. 14b74. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Synodal-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung der Staatsschulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der LandeS-BrandversicherungSanstalt, BerkaufSliste von Holzpflanzen aus den Staatssorstrevieren. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung für den schriftstellerischen Teil): RegierungSrat Doenge» in Dresden« Nr. 45 Donnerstag, 24. Februar 1921 Die Landtagswahlen in Preußen. Berlin, 28. Februar. Nach de« amtliche« Berechnungen deS Landeswahlleiters wird sich der neue preußische Landtag auS 428 Ab geordnete« zusammensetze«. Davo« e«tfalle« auf die Sozialdemokratische Partei Deutsch lands aus de« Rreiswahworschlägen »7, aus der Verrechnung der Reststimmen 10, und aus Oberschlesien 7; daS macht zusammen 114 Abgeordnete; auf daS Zentrum 54, plus 6 plnS 11, zusammen 81, auf die Deutschdemokratische Partei 14 pluS 11 pluS 1, zusammen 28; auf die Deutjchnationale Volk-Partei 82, PluS 12 plus 1, zusammen 75; auf die Unabhängig« fozialdcmo- kratische Partei 18, PluS S PluS 2, zusammen 29; auf die Deutsche Volkspartei 48, PluS 30, zus. 58; aus die Vereinigte Kommunistische Partei Deutsch lands 20 plus 10, zusammen 30, auf die Deutsch- hannoversche Partei 9 plus 2, zusammen 11, auf die Wirtschaft-Partei das deutschen Mittelstandes 1 plus 3, zusammen 4, darunter ein Abgeordneter auS dem Landcswahlvorschlag. DaS sind also zusammer 428 Abgeordnete. Berlin, 22. Februar. Nach der Meinung der „Germania" ist die Grundlage aller nachrcvolutionären Politik Deutschlands nicht zu erschüttern, daß gegen die Sozialdemokraten nicht regiert werden kann. Scheidemann erklärt im „Achtuhrabendblatt" auch fernerhin ein Gegner jedes Zusammenarbeiten- mit der Deutschen Volks- Partei zu sein. ES könnte höchstens davon die Rede sein, daß die Entscheidung davon abhängt, auf Grund welchen Aktionsprogramms eine neue Regierung im Reiche arbeiten soll. Wie der „Vor wärts" nütteilt, könne über die endgültige Stellung nahme der Sozialdemokraten noch nichts gesagt werden, da die einzig zuständige Parieiinstanz, die sozialdemokratische Landtagsfraktion, noch nicht zu- sammengetreten ist. Tie Deutsche Volkspartei vertritt, wie der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" aus führenden Kreisen der Partei nritgeteilt wird, nach wie vor die Einheitsfront von den Deutsch nationalen bis zu den Mehrheitssozialiste,^ im Reiche wie in Preußen. Die „Germania" lehnt erneut die Teilnahme des Zentrums an einer rein bürgerlichen Regierung, wie sie von den Deutsch- nationalen gefordert wird, ab. Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein f. Primke nau, 22. Februar. Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, der Bruder der ehemaligen Kaiserin Auguste Viktoria, ist heute nachmittag nach kurzem Krankenlager am Herz schlag gestorben. Herzog Ernst Günther, ein Bruder der ehe maligen Kaiserin, war am 11. August 1863 ge boren und General der Kavallerie ä I» saito der preußischen Armee. Seit 1894 war er erbliches Mitglied des früheren preußischen Herrenhauses gewesen. Im Jahre 1898 hatte er sich mit Dorothea Prinzessin von Sachsen - Kvburg - Gotha vermählt. Berufung Reiners nach Berlin? Der „Vossischen Zeitung" zufolge besteht die Absicht, den derzeitigen Generalmusikdirektor der Sächsischen Staatsoper Fritz Reiner in eine führende Stellung an ein erstes Berliner Kunstinstitut zu berufen. Die Freigabe der kleinen deutsche« Vermöge« in Italien Rom, 23 Februar. Der Handelsminister hat die Präfekten ermächtigt, die kleinen deutschen Vermögen im gegenwärtigen Werte von etwa 10000 Lire freizugeben. Sturz der persischen Regierung. Pari-, 23. Februar. Nach den vom „Echo de Paris" veröffentlichten Nachrichten aus Teheran soll der persische General Reza Chan von Kaswin an der Svitze von 2500 Kosaten in der Nacht t»om 20. zu« 21. d. M vor Teheran angckommen fein, dessen er sich ohne Kampf bemächtigt habe. Er habe die Regierung gestürzt und sich aller Verwaltungen bemächtigt. Der General sei alS- Nan« in verhandlunaen mit dem Schah ein- Mtreten. Reza Chan habe d'm französischen Ge siowlen die Versicherung gegeben, daß er die Ver- «Moorlung für die Sicherheit aller Franzosen Artikel 235 des Versailler Vertrags. Die gezahlten deutschen Miviardeu. Paris, 22. Februar. Der „TempS" stellt eine Reihe von Fragen, die sich auf die Wieder herstellungen beziehen, wobei er den Artikel 235 des Versailler Vertrags über die Zahlung von 20 Milliarden al- Ausgangspunkt nimmt. Inden» er darauf hinweist, daß die Wieder herstellungskommission die von Deutschland ge leisteten Zahlungen auf 8,5 Milliarden Goldmark bewertet, fragt er 1. ist die Zahlung über 20 Milliarden unab- hängig von den 42 Jahresraten, die durch dos Pariser Übereinkommen vom 29. Januar vor gesehen sind? 2. wen»» diese Zahlung unabhängig ist, wie sollen dann die Verbündeten den Saldo von 11Z^ Milliarden einziehen? 3. woher kommt es, daß Deutschland die bereits erfolgten Zahlungen auf 21 Milliarden schätzt? Waruin dieser ungeheuere Unterschied in den Schätzungen? Nicht die Wiederherstellungskommission selbst muß darum befragt werden, schreibt der „Temps", sondern an die verbündeten Regierungen müssen diese Fragen gestellt werden, und sie werden er klären, warum. Die nachträglichen Reichstag-Wahlen. Berlin, 22. Februar. Aus Grund der RcichStagSwahleu in Ostpreußen und Schleswig- Holstein ergibt sich unter Berücksichtigung der noch nicht verwendeten Reststimmen vom 8. Juni 1920 folgende Verschiebung innerhalb der Parteien de- Reichstage-: Zahl der Abgeordneten: Deutsch- nationale Volkspartei bisher 66, künftig 71, Deutsche Volk-Partei bisher 82, künftig 8^- Hannoversch« Land«Spart«i bi-hrr 5, künsti« auch 5, Zentrum bi-h«r 87, künftig 68, Bayerische Volk-Partei bisher 21, künftig auch 21, ebenso Bayerischer Bauernbund bisher 4, künftig auch 4, die Deutsche Demokratische Partei bisher 45, künftig 40, Sozialdemokraten bisher 113, künftig 108, Unabhängige bisher 59, künftig 81, Kommunisten bisher 24, künftig 26, also zu sammen bi-hrr 466 und künftig zusammen 469. Berlin, 22. Februar. Nach den beim Reichs wahlleiter eingegangenen vorläufigen Meldungen über das Ergebnis der Reichstagswahle« in den Wahlkreisen I (Ostpreußen) und XIV (Schleswig- Holstein) haben die nachgenannten Parteien sol- gende Stimmen erhalten: I. Ostpreußen: die Deutschnationalen 290 643, die Sozialdemokraten 224 235, die Deutsche. Bolkspartei 138 784, Zen trum 88 423, die vereinigten Kommunisten 67 862, die Unabhängigen 52 002, die Deutsche Demo kratische Partei 51 518, die Polnische Partei 12175, die Wirtschaftspaktes des Mittelstandes 9197. ?lb- geordnetensitze haben erhalten die Deutschnationalen 4, die Sozialdemokraten 3, die Deutsche Volks partei 2, das Zentrum 1 und die vereinigten Kommunisten 1.— II. Im 14. Wahlkreis Schles wig-Holstein erhielten die Deutschnationalen 140 354, die Sozialdemokraten 256 227, die Deutsche Volks- Partei 127 407, das Zentrum 5415, die vereinigten Kommunisten 41 052, die Unabhängigen 30 604, die Deutschen Demokraten 64 230, die schleswig-holsteinische Landespartei 25 217, der schleswigsche Verein 4648. Abgeordnetensitze habe»» erhalte»» die Deutjchnationale»» 2, die Sozialdemo kraten 4, die Deutsche Volkspartci 2 und die Deutschen Demokraten 1 Sitz. Durch Verrechnung der Reststimmen im Wahlkreisverband sind keine ! Sitze zu besetzen. Durch Verrechnung der Rest- stiinmen auf die ReichZwahlvorschläge erhalte»» noch die sozialdemokratische Partei 1 Sitz, das Zentrum . 1 Sitz, die Deutsche Demokratische Partei 2 Sitze, die Deutjchnationale Volkspartei 2 Sitze, die ! Deutsche Volkspartei 1 Sitz, die Unabhängigen § 2 Sitze und die Kommunisten 1 Sitz. Serbien verlangt 55 Milliarden Entschädigung. Belgrad, 22. Februar. „Politika" »neidet, daß Südslawicn seine Ansprüche auf die deutsche Wiederherstellung folgendermaßen beziffert hat: die Krieasschäden, die Serbien erlitten hat, betragen 9,4 Milliarden Dinars, die persönlichen Entschä digungsforderungen belaufen sich auf 17,7 Milliar den. Dazu kommen noch 1 Milliarde Kriegs entschädigung für Montenegro und Ersatz der Kosten der freiwilligen Armee in der Dobrudscha. Die Forderungen SüdslawienS betragen daher zusammen 30 Milliarden Dinars (oder 55 Milliarden M ). Loucheur über die Entschädigungen. Paris, 23. Februar. Wie „Echo de Paris" mitteilt, hat der Minister Loucheur, der gestern in London angekommen ist, vor seiner Abreise aus Paris erklärt, er so wenig wie Briand würden in London in Gegenwart der Deutschen von der einmal in Paris festgesetzten Entschädigungssumme abgehen. Nur über die Zahlungsmodalitäten könne eine nützliche Erörterung Platz greifen. Tie amerikanische Regierung und die Mandatsrage. Paris, 23. Februar. Nach einer HavaS- Meldung h?ißt es in dem vom amerikanischen Botschafter Wallace dem Präsidenten des Bölker- bundsrates übersandten Schreiben, da- eine Mit teilung der amerikanischen Regierung in der Mandatsfrage ankündigt, u. a.: Ich habe die Ehre, im Ramen meiner Regierung darum zu er suchen, daß keine endgültige Entscheidung über irgendeinen Punkt in der Frage der Mandate ge- troffen werde, bevor sie die erwähnte Mitteilung rrhalten hat, die Ihnen spätesten» am Mittwoch zugehen wird. Der Präsident de- Völkerbund«- rate» da Cunha sagt in seinem Antwortbrief«: Entsprechend dem geäußerten Wunsche wird jede endgültige Entscheidung über die Pläne betreffend die Mandate, die gegenwärtig in Verhandlung seien, bis nach Eintreffen der amerikanischen Mit- teilung aufgeschoben werden. Die gegenwärtig zur Beratung stehenden Mandatsentwürfc bezögen sich auf Kleinasien und Zentralafrika. Das Ministerium Hardings. Paris, 23. Februar. Rach einer Radio meldung auS Washington ist daS Ministerium deS neuen Präsidenten Harding nunmehr ge bildet. Es fetzt fich wie folgt zusammen: Staats sekretär Charles HngheS, Schatzfekretär William Mellon, Krieg John Wingate, Ackerbau Henry Wallace, Justiz Henry Daugherty, Inneres Albert Fall, Marine Edwin Denby, Arbeit James Joh»» Davis, Handel Hoover Die Neugestaltung des französischen Heeres. Paris, 23. Februar. Der Sriegsminister Barthou hat gestern mit dem Kammerausschusse für Heeresangelegenheiten beraten. Er hat die Entwürfe seines Vorgängers Andre Lafevre über die Neugestaltung des Heeres, besonders über die Dauer der Dienstzeit aufrecht erhalten. Nubar Pascha i« London. London, 23. Februar Der Vorsitzende der armenischen Abordnung Nubar Pascha ist in London eingetroffcn, um sich zur Verfügung der Konferenz zu halten. Er ist zuversichtlich, daß für den Fall, daß irgendeine Abänderung des Vertrages von SSvreS vorgenommen wird, die Klausel, durch die ein armenischer Staat er- richtet wurde, aufrechterhalten und durchgeführt werde, damit Tausende von Armeniern in die Heimat zurückkehren können. Der neue spanische Kammer präsident. Paris, 23. Februar. Nach einer Radiomeldung auS Madrid ist Danze- Guerra mit 305 von 306 Stimmen zum Kammerpräsidenten gewählt worden Die Abstimmung in Oberschlesien. Von unserem Berliner §-Mitarbeiter. Berlin, 22. Februar Die deutschen Proteste scheine,» gefruchtet zu haben, denn, wenn sich die Nachricht des „Temps" bestätigt, haben sich die Regierungen der Berbands- länder mit der von Deutschland geforderte»» Ab stimmung ii» Oberschlesien an einem Tage einver standen erklärt. Bekanntlich hatte man in Paris auf polnische Einflüsse hi»» durchgesetzt, daß die außerhalb Oberschlesiens wohnhaften Oberschlesier mit den zurzeit Ansässigen nicht gemeinsam an einen» Tage wählten. Angeblich befürchtete man aus diesem gemeinsamen Wahlakt Unruhen. Aber gerade diese Gefahr wurde durch den Beschluß des Obersten Rates, die Abstimmung an zwei Terminen vorzunehme»», nicht behoben, sondern im Gegenteil verschärft, denn wenn die Einheimischen zuerst abgestimmt hätten, so hätte die polnische Propaganda cs nicht unterlassen, das Abstimmungs ergebnis der ersten Gruppe in jeden» Falle als ein den Polen günstiges hinzustellen, und so auf die nachfolgende zweite Gruppe der außerhalb Oberschlesiens Wohnende,» einen unzulässigen Druck durch Terror oder sonstige ungesetzliche Mittel aus- geübt. Diese Gefahr lag so auf der Hand, daß man sich jetzt wohl beim besten Willen den deut schen Einwänden gegen die vom Obersten Rat beabsichtigte offenkundige Verletzung des Versailler Friedensvertrages nicht länger verschließen konnte. Die polnisch-französische Auffassung ist also unterlegen gegenüber der englischen, die in der oberschlesischen Frage von jeher einen wenn n'lcht Deutschland günstigen, so doch wenigstens un- parteiischen Standpunkt eingenommen hat. Die englische Beweisführung ging dabei von der Tat sache aus, die ja auch von der deutschen Regie rung stets in den Vordergrund gerückt worden ist, daß von der Lösung der oberschlesischen Frage in erheblicher Weise die Ersüllung des Friedens vertrages durch Deutschland abhängig ist, weil man einem um ein so wertvolles Gebiet ver kleinerten Deutschland unmöglich dieselben Zahlungs verpflichtungen auserlegen könne wie einem un versehrten Deutschland. Dazu kommt, daß mal» auch wohl bei unseren Gegnern einzusehen be ginnt, daß die Abtrennung Oberschlesiens von Deutschland für daS letztere Land wohl ein empfindlicher Schaden wäre, daß aber anderseits noch keineswegs feststeht, ob der Rutzen, der Ober- schlesien Polen bringen würde, in einem ange messenen Verhältnis dazu steht. Diese Frage kann man auch in Paris und London nicht ander- als verneinen, denn inan müßte dort blind sein, wenn man den ungeheuren und stetig fort schreitenden Niedergang nicht sehen wollte, in den das von Deutschland bereits abgetretene polnische Gebiet insolge dieses Besitzwechsels geraten ist. Das einst so blühende Posen steht Wirt- schasllich zurzeit etwa auf dem Stande von Warschau. Nach polnischen Blättern, also einer ganz unverfänglichen Quelle, kostet in Posen ein Hemd 1500 M., ein Paar Schuhe 4000 M., ein Hotelzimmer täglich 150 bis 200 M. ES kann keine Frage sein, daß auch Oberschlesien von einer derartigen Teuerung nicht verschont bliebe, wenn eS zu Polen käme. In dem eigentlichen Kongreßpolen aber ist die Not und das Elend natürlich noch viel krasser, und wenn jetzt polnische Arbeiter, die unbesugter- weise die oberschlesische Grenz« überschritten haben, bei ihrer Festnahme erklärten, daß sie vom Hunger herübcrgetrieben worden seien, so ist daS nur zu glaublich. Unter diesen Umständen braucht man kein Wort darüber zu verlieren, mit welchem Rechte eS polnische Agitatoren weiterhin wagen dürfen, der oberschlesischen Bevölkerung einzureden, daß die Lage in Polen viel bester sei als in Deulschland und daß gerade die Übereignung von Oberschlesien eine Gesundung der Verhältnisse Polens bedeuten würde. ES ist zu begrüßen, daß vor ollem die e»»g- lische Regierung die Verantwortung zu übernehmen sich weigert, unter Bruch der vertraglichen Ver einbarungen Oberschlesien ohne weiteres dem Elend preiszugeben. Sein Interesse an einer unbeein flußten Abstimmung bekundet e- auch durch die in Aussicht gestellte Entsendung von vier Batail lonen nach Oberschlesien während der Abstimmung. Die französischen Truppen erfreuen sich bekannt-