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SächfischeStaatszeilung Staatsaryeiger für den Freistaat Sachsen Ankündigungen: Die 32 nun breite Grundzeit« oder deren Raum im Ankündigung-- teile 3 M-, die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 4 M., unter Eingesandt KM. — Ermäßigung auf GeschäftSanzeigen. Schluß der Annahme vormittag- 10 Uhr. Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de- folgenden Tage-. B ezug-pr ei-: Unmittelbar oder durch diePostanstalten5M.monatl.EinzelneNrn.20Ps. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295, Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Synodal-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung der Staatsschulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandversicherungSanstalt, Berkaufsliste von Holzpflanzen aus den Staatsforstrevieren. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung für den schriftstellerischen Teil): RegierungSrat Doenge» in Dresden. Nr. 42 Sonntag, 20. Februar 1921 Angliederung der Forstakademie Tharandt an die Universität Leipzig. (kl.) Nach einer Erklärung der Tharandter Professoren kann die dortige Forstakademie in ihrer bisherigen Form als isolierte Fachhochschule den Anforderungen an den höheren fachlichen Unterricht und die forstwissenschastliche Forschung nicht mehr genügen. Die daraufhin von der Re gierung angestellten Erörterungen haben die Rich tigkeit dieser Erklärung bestätigt und das Gesamt- Ministerium zu dem Beschluß veranlaßt, dein Landtage die Angliederung der Forstakademie Tharandt an die Universität Leipzig vorzuschlagen. Die Prüfung der Frage, wie Unterricht und Forschung auf dem Gebiete der Forstwissenschaft in Sachsen auf die erforderliche Höhe gebracht werden können, hat folgendes ergeben: 1. Der Unterricht in den Grund- und Hilfs- Wissenschaften der Forstwissenschaft muß weiter ausgebaut und gehoben werden. Es handelt sich um Botanik, Zoologie, Mineralogie, Geo logie, Volkswirtschaftslehre, Finanzwissen- schaft, allgemeines Verwaltungs- und Ber- fasjungsrecht. Diese Wissenschaften gehören zu den eigentlichen Lehr- und Forschungs gebieten der Universität. Es wäre außer ordentlich kostspielig und unwirtschaftlich, ent sprechende Lehrkräfte für die Forstakademie Tharandt zu bestellen. 2. Land- und Forstwirtschaft gehören zusammen. Beide befassen sich mit der Bodenwirtschast. Die Forschung hat bei beiden vielfach gleiche Ausgangspunkte und Ziele. Der Privat besitz hat häufig landwirtschaftliche und forst liche Betriebe in einer Hand. Landwirt schaftliche Kenntnisse sind für den Forstwirt so notwendig wie forstwissenschastliche für den Landwirt. Der an der Forstakademie bereits erteilte landwirtschaftliche Unterricht würde durch Angliederung an das landwirt schaftliche Institut in Leipzig eine gar nicht abzuschötzende Erweiterung und Ver tiefung erfahren können. Den an der Uni versität studierenden Landwirten aber würde die jetzt zum Schaden unserer Privatwälder fehlende Möglichkeit zu forstwissenschaftlicher Ausbildung durch die Angliederung gegeben werden. 3. Der Forstbcamte muß in seinen forstwirt schaftlichen Anschauungen vor Einseitigkeit be- wahrt werden. Dies läßt sich wirksam nur durch die praktische Anschauung außer- sächsischer, nach anderen Grundsätzen bewirt- chafteter Reviere erreichen. Die Lage Leipzigs würde solche Besichtigungen ebenso erleichtern, wie die Lage Tharandts sie er schwert hat. 4- Die Angliederung der Forstakademie an die Universität Leipzig verursacht gewisse ein malige Ausgaben. Diese sind aber erheblich geringer, als die Mehrkosten schon in wenigen Jahren betragen würden, die der erforder liche Ausbau des Lehrkörpers und der For schungseinrichtungen an der bisherigen Forst- akademie in Tharandt oder der Technischen Hochschule in Dresden verursachen würde, falls man die Angliederung der Forstakademie an die Dresdner Hochschule bevorzugen wollte. Die Kostenfrage darf auch insofern nicht maßgebend sein, als Sachsen in seinen StaatS- und Privatsorsten einen Volkswirt- schaftlich so wichtigen und wertvollen Besitz hat, daß sich jede Hebung der Forstwissen schaft und der Ausbildung der Forstwirte für Sachsen in kurzer Zeit ebenso bezahlt machen, wie sich umgekehrt Unterlassungen auf diesem wichtigen Gebiete wirtschaftlich rächen würden. Um die gekennzeichneten Fortschritte und Vorteile zu erlangen, und die geschilderten Mängel und Nachteile abzustellen oder zu vermeiden, empfiehlt sich die Angliederung der bisherigen Forstakademie an die Universität Leipzig als der wirtschaftlichste und billigste Weg. Erhöhung der Bezüge der Peusisnäre. (A.) B«r«nmNich sind vom 1. Januar 1»21 an dl« «ezüge de, ««amten durch Festsetzung de» Aus. gletchsz^chlag» auf 55 di» 7» Proz. erhSht worden, »l« wir an zuständiger Stelle erfahre», tritt einr gleich« Erhöhmg vom glrich«» Zkitpuntte an v«i de» «e-ilge» v«, Pensionäre («artegeld. und M enMc llMihM Ni die PM MW. Lloyd George über die Berpfiichtvnge« Deutschlands. London, 18. Februar. Im Unterhaus fand heute nachmittag die Aussprache über die Repa rationsfrage statt. Sottowsey brachte einen M- änderungsanlrag ein, worin dem Bedauern Aus druck gegrben wird, daß der König in seiner Thronrede nicht seine Absicht zum Ausdruck ge- bracht habe, das jetzige Parlament zu einem bal digen Zeitpunkt aufzulösen. Robert, Claude und Lowther unterstützten den Abänderungsanttag und warfen der Regierung zweideutige Politik vor. Lloyd George erklärte, es bestehe ein großer Unterschied darin, ob Deutschland die Gesamtkosten des Krieges bezahlen solle oder bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Er habe in Brixton ge- sagt, Deutschland müsse bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit bezahlen. Er stehe noch heute zu diesem Versprechen. Die Frage sei nur, wel ches die Grenze der Leistungsfähigkeit Deutschlands sei. Wir haben auf Grund der Gutachten der Brüsseler Sachverständigen unsere Forderungen vorgebracht. Wir führen die Bedingungen des Friedensvertrags bis zur äußersten Grenze der Macht irgendeines Landes aus. Die Frage, ob das von Deutschland abgelieferte Material sich auf mehr als 20 Milliarden M. oder weniger belaufe, würde von dem Reparationsausschuß untersucht. Deutschland habe an England Werte von Hunder ten von Millionen Pfund Sterling geliefert. Lloyd George erklärte, wenn man auf Unmög- liches dringe, bekomme man gar nichts. Dieser Krieg habe mehr gekostet, als irgendein Land be zahlen könne, nämlich mehr als 50 Milliarden Pfd. Sterl. Die Entschädigung könne nur in Ware oder Arbeitsleistung gezahlt werden. Deshalb hätten die Verbündeten den Ausfuhrzoll in den Repa- ration-plan eingeführt. Lloyd George erklärte weiter: Ich will mein letztes tun, um aus Deutschland den letzten Pfennig herauszuziehen, den eS zu zahlen in der Lage ist, will jedoch nicht Vorschläge unterbreiten, die nach dem Gutachten der Sachverständigen undurch- sührb..r seien und im Lande falsche Hoffnungen erwecken würden. Bezüglich der Frage deS Verfahrens gegen den früheren Deutschen Kaiser erklärte Lloyd George, in Anbetracht der Weigerung Hollands sehe er keinen Vorteil darin, darauf zu bestehen, daß der frühere Kaiser auS- geliefert werde. Trotz der Schwierigkeit, die Deutschland habe, andere Kriegsverbrecher vor Ge richt zu bringen, versichere er, daß er auf dem Verfahren gegen diese Personen bestehen werde. Die Staatsmänner der Verbündeten würden bei dem Zusammentreffen mit den deutschen Ver tretern in etwa zwei Wochen auf diesem Standpunkt bestehen. Lloyd George schloß: Ich bedaure, daß Mitglieder deS Parlaments, die ^kein tieferes Berantwortlichkeitsgefühl an den Tag legen, Dinge Vorschlägen, die ganz undurch führbar sind und die kein vernünftiger Mensch empfehlen kann. Eine vorsätzliche Nichtaus führung seiner Verpflichtungen durch Deutschland würde eine Aktion der Verbündeten zu ihrer Er zwingung herbeiführen. Bevor jedoch irgend eine Regierung diese Verantwortlichkeit übernimmt, müßten die Regierungen, Parlamente und Völker davon überzeugt sein, daß die Nichtdurchführung seiner Verpflichtung auf einen vorsätzlichen Versuch von selten Deutschlands, Europa noch einmal herauszufordern, zurückzuführen ist. Der Ab änderungsantrag Bottowsey wurde mit 181 gegen 40 Stimmen abgelehnt. RuhtgehaltStmpsängcr und Witwen) «in. Die Höhe des AuSgleichSzufchlags, der dekanntlich nach Orts klassen gestaffelt ist, richtet sich nach dem Wohn- sitz deS Bezngsberechtigten. Die Nensestfetzung der Bezüge wird durch die zuständigen Sassenstellen möglichst beschleunigt werden, immerhin wird aber bei der großen Zahl der Beteiligten einig« Zeit darüber vergehen. Die Vertreter Sachsens an der Münchner Grnähruagsminister- konferenz. Dresden, 19. Februar. An der in nächster Woche in München stattfindenden Konferenz der Er nährungsminister der Länder werden als Ver treter Sachsens Ministerialdirektor vr. Hübel, Ministerialrat vr. Fritzsche und der Leiter der Landesgetreidestelle Oberregierungsrat Rentsch teil- nehmen. Reichsnotopser. Bom Landesfinanzamt DreSde« wird u»S mit- geteilt: Die einstweilige« Steuerbescheid« Aber da» ReichSnotopfer werden in den kommende« Woche« versandt werden. Jeder, der «ine Steuererklärung abgegeben hat, wird, fall» er ReichSnotopfer zu bezahlen hat, einen Bescheid erhalte«. Anfrage» bei de» Finanzämter» über die Höhe de» Rotopfer» sind daher unnötig u«d beeinträchtige» nur de» »«- fchäftSgang bei den ohnedie» überlastete« Ste«er- behördr«. Im allgemeinen werde« die Steuerbescheide den Steuerpflichtige« durch etugrschriebeue« Brief zugrhen. «s wird dringend empfohlen, die Briefumschläge, auf denen sich der wegen d«» Zustellung-Nachweise» bedeutsame Postaufgabe, stempel befindet, einige Zett aufzubewahre». JnSd«fo«drr« müssen die» solche Personen beachte», welch« di« Absicht hab«», »ach Zustellung d«» Steuerbescheids noch selbstgezeichnete Kriegsanleihe in Zahlung zu geben. Bekanntlich ist eine solche Jnzahlunggabe noch innerhalb eines MonatS nach Zustellung möglich. Den Annahmestellen für die Kriegsanleihe muß hierbei ein Nachweis Über die Zustellung erbracht werden. Dies geschieht am einfachsten durch Vorlegung d«S Briefumschlags. Im übrigen kann der Briefumschlag für RechtS- mittelfristen u. dergl. von Bedeutung werden. Kredite für die Ausfuhr englischer Waren nach Österreich. London, 18. Februar. Das Handelsministerium ist ermächtigt worden, englischen Gesellschaften und Einzelpersonen Kredite für die Ausfuhr englischer Waren nach Österreich zu eröffnen. Die sranzsfische Kammer und die Londoner Konferenz. Paris, 18. Februar. Die beiden Kammer ausschüsse für Finanz- und auswärtige Angelegen heiten hielten nach einer Havasmeldung heute eine gemeinsame Sitzung ab, um sich über die An regungen zu einigen, die dem Ministerpräsidenten vor seiner Abreise nach London vorgetragen werden sollen. Die Verhandlungen führten zu keinem Ergebnis. Mehrere Redner waren der Ansicht, daß nach der letzten Kammerdebatte die beiden Ausschüße sich durch die damals ange nommene Tagesordnung für gebunden erachten müßten. Andere waren der Meinung, daß es zur Verbesserung der Abmachungen von Paris wichtig wäre, entweder bestimmte Vorschläge auf zustellen oder Richtlinien anzugeben, die der Ministerpräsident bei den neuen Verhand lungen beobachten solle. Als es zu keiner Einigung kam, ließen beide Ausschüße den Ministerpräsidenten einladen, morgen eine Be sprechung abzuhalten. Briand erwiderte aber, er bedaure durch Amtspflichten verhindert zu sein. Er sehe übrigens nicht ein, welche neuen Angaben er noch nach der viertägigen Debatte in der Kammer machen könne. Die Forstakademie Tharandt. Bon Landforstmeister Bernhard. Die Regierung hat dem Landtage al- Vorlage Nr. 11 eine Denkschrift über die Angliederung der Forstakademie Tharandt an die Universität Leipzig überreicht. Bewogen wurde sie zur Überreichung dieser Denkschrift durch eine Eingabe des Pro- feßorenkollegiums der Forstakademie Tharandt an das Finanzministerium, in der eS wörtlich heißt: Die Akademie kann in ihrer bisherigen Aus gestaltung den Ansprüchen, welche an den höheren forstlichen Unterricht und die wissen schaftliche Forschung gestellt werden müßen, als isolierte Fachhochschule in Zukunft nicht mehr genügen. Die Forstwirtschaft hat im Rahmen der ge- samten Volkswirtschaft, vor allem seit Beginn des Krieges, derart an Bedeutung gewonnen, daß auf eine gute Ausbildung der Forstverwaltungsbeamten ganz besonderer Wert gelegt werden muß. Die Staats forstwirtschaft ist gegenwärtig derjenige Staats betrieb, der die größten Überschüsse liefert. Nachdem die Einzelländer fast aller Einnahmequellen durch das Reich beraubt worden sind, spielen die Ein nahmen aus den Staatsforsten in den Haushalts- plänen der Einzelländer gegenwärtig eine viel bedeutsamere Rolle als bisher. Jeder Staat, der sich in der glücklichen Lage sieht, Staatsforsten zu besitzen, muß daher alles daran setzen, seine Staatsforstverwaltungsbeamten, in deren Händen die Leitung der Betriebe liegt, so gut wie möglich auszubilden. Der Holzbedarf ist in Deutschland, und inner halb Deutschlands gerade wieder in Sachsen, ganz besonders groß. Er hat nie durch die Erzeugung im eigenen Lande gedeckt werden können, vor allem ist Sachsen ein Land der Holzeinfuhr. Die Einfuhr stockt infolge unserer wirtschaftlichen Ver- hältniße gegenwärtig völlig. Wir sind, mit der Deckung unseres Bedarfs an Holz daher jetzt ganz und gar auf die eigene Erzeugung angewiesen. Sie nach Möglichkeit zu heben, muß unser ernstes Bestreben sein. Nach Menge und Güte steht die Erzeugung an Holz in den Staats- und großen Gemeindeforsten ziemlich weit über der in den Privatforsten. Letztere läßt zum großen Teil noch sehr viel zu wünschen übrig. Für die Hebung der Privatfmstwirtschaft zu sorgen liegt daher nicht nur im Interesse der Waldbesitzer selbst, sondern vor allem auch im Interesse des Staats und der Allgemeinheit. Mehr als die Hälfte der gesamten Waldfläche Sachsens befindet sich im Privatbesitz. Auch für den Privatwald besitz ist die Weiterentwicllung und Verbesserung des forstlichen Unterrichts infolgedessen besonders wichtig. Wenn bei dieser großen Bedeutung der Forsten im Wirtschaftsleben Männer wie die Prosesioren Tharandts der Regierung anzeigen, der Unterricht an der Forstakademie Tharandt genüge nicht mehr, die forstliche Lehre und Forschung aus der Höhe zu erhalten, die der Bedeutung der Forstwirtschaft für unser Land entspricht, so ist es die Regierung dem Lande schuldig, die vorhandenen Mängel ab- zustellcn und die erforderlichen Maßnahmen zum Wohle des Landes zu ergreifen. Zwei Wege kamen für Abstellung der Mängel in Frage: einmal der Ausbau der Forstakademie Tharandt durch Einstellung neuer Lehrkräfte für die Grund- und Hilsswissenfchaften, um die vor handenen zu entlasten und ihre Kräfte für die Forschungen auf den Sondergebieten der Forst wissenschaft freizumachen, und zum anderen die Verlegung des forstlichen Unterrichts an eine vor handene größere Hochschule. Den ersten Weg zu wählen und neue Lehrkräfte in Tharandt einzu stellen, wäre unwirtschaftlich gewesen, weil solche Lehrkräfte für die Grund- und Hilfswissenschaften an anderen größeren Hochschulen schon vor handen sind. Die Regierung hat sich daher, weil die Spezialwißenschaften und die Forschung auf den Sondergebieten mit den zugehörigen Grund- und Hilfswissenschaften dauernd in enger Fühlung bleiben müssen, für eine Verlegung des gesamten forstlichen Unterrichts an ein« schon bestehende Hochschule entschloßen. Sie hat als solche die Lande-- Universität vorgeschlagen, weil als Grund- und Hilfs wissenschaft fürdieForstwißenschast nebenMathematik vor allem alle naturwissenschaftlichen Fächer: Botanik, Zoologie, Mineralogie und Geologie in Frage kommen und die Pfleg stätte dieser Wissenschaften die Universität und