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SächsischeSlaalszeüung Staatsan^eiger für den Freistaat Sachfen Ankündigungen: Die 32 nun breite Srundzeile oder deren Raum im Ankündigung-- teile 2 M., die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 4 M., unter Eingesandt KM. — Ermäßigung aus Geschäftsanzeigen. Schluß de, Annahme vormittags 10 Uhr. Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» folgenden Lage». B e zug»p r ei»: Unmittelbar oder durch die Postanstalten bM.monatl.EinzelneRrn.20Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 2129b, Schriftleitung Nr. 14 b74. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Vellage, Synodal-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung der Staatsschulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der LandeS-BrandversicherungSanstalt, Berkaufsliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung für den schriftstellerischen Teil): Regierung-rat DoengeS in Dresden« Nr. 32 Mittwoch, 9. Februar 1921 Deutschlands Entschadigungsleistungen. Vom sächsischen Eisenbahnrat. (H.) Die Verordnung über Errichtung eines sächsischen Eisenbahnrates hat unterm 21. Januar 1921 wegen d«S Überganges der Eisenbahnen an da» Reich einige Änderungen erfahren, auS denen das Wichtigste hervorgehoben sei. Der Eisenbahn rat besteht künftig aus 10 Vertretern der Arbeit geber au» Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, von denen 4 von den sächsischen Handelskammern, 4 vom Landeskulturrat für den Freistaat Sechsen, 1 vom SubmissionSamt für den Freistaat Sachsen und 1 gemeinschaftlich von den sächsischen Gewerbe kammern abgeordnet werden, ferner au» 10 ge- werblichen und landwirtschaftlichen Arbeitern und Angestellten, die vom Arbeitsministcrium ernannt werden, sowie 9 vom Reichsverkehrsminister er nannten Mitgliedern. Für jede» Mitglied wird ein Stellvertreter gewählt oder eruannt. Da» Ministerium des Innern, daS WirtschaktSministe- rium und das ArbeitSminiflerium können Kom- missare in die Sitzungen des SisenbahnrateS ent senden. Der Eisenbahnrat bestellt für die Er ledigung dringender Angelegenheiten, sowie zur Vorbereitung seiner Beratungen aus seiner Mitte einen ständigen Ausschuß von 9 Mitgliedern. Die übrigen Änderungen der Verordnung sind lediglich redaktioneller Natur. Bayerns Haltung. München, 8. Februar. In einer Be sprechung der Ministerpräsidentenkonferenz schreiben heute die „Münchner Neuesten Nachrichten" u. a.: Der Hauptvorwurf, der in den letzten Tagen er hoben wurde, der Vorwurf des Wiederausflackerns der Separationsbestrebungen in Bayern ist völlig hinfällig. Tie feierliche Art, in der Hr. v. Kahr seine und ganz Bayerns unbedingte und uner schütterliche Treue zum Reiche betont hat, müßten solche Vorwürfe zum Verstummen bringen. Damit ist aber zugleich jeder Anlaß geschwunden, irgend etwas zu den hundertmal wiederholten Gründen für Bayern- Haltung in der umstrittenen Frag« der Selbstschutzorganisationen noch weiterhin zu sagen. Belgischer Verzicht. Berlin, 8. Februar. Der hiesige belgische Gesandte hat dem Reichsminister des Auswärtigen am 5. d. M. folgende Note übergeben: Die belgische Regierung beabsichtigt nicht von dem ihr nach j 18 der Anlage 2 zu Art. 8 de- Versailler Friedensvertrages zustehenden Rechte, das Eigentum der deutschen Staatsangehörigen zu beschlagnahmen, Gebrauch zu machen für den Fall, daß Deutschland gegen seine Ver pflichtungen nicht absichtlich verstoßen würde. Dieser Verzicht bezieht sich auf deutsches Eigentum in Belgien, seine Kolonien oder da von ihm verwaltete Gebiet, einschließlich ins- besondere der Bankguthaben, ebenso wie auch der Schisse und Fahrzeuge in belgischen Gewässern- Dies gilt ebenso von Waren an Bord belgischer Schiffe oder Fahrzeuge oder nach Belgien zum Verkaufe gesandten Waren. Bon zuständiger Stelle wird besonders darauf hingewiesen, daß der von Belgien ausgesprochene Verzicht in verschiedener Hinsicht weitergehe ol der von der britischen Regierung bereit» früher ausgesprochene Verzicht. Es wäre zu wünschen, daß der belgische Schritt dazu beitragen würde, dem vor dem Kriege selbstverständlichen Grund satz« der Unverletzlichkeit de- Privateigentum» zur Geltung zu verhelfen. deutsch-amerikanischen Ariedensverhandlungen. Berlin, 7. Februar. Gegenüber der Mel- dmrg, zurzeit Verhandlungen über die Herbei- de» Friedentzustande» zwischen Amerika Ein amerikanischer Vorschlag. Washington, 8. Februar. Senator Farncey hat dem Senat eine Entschließung eingereicht, um die Frage der Abzahlung der Schulden der Ver bündeten aufzurollen. Gleichzeitig reichte er einen Vorschlag bezüglich der Entschädigungsfrage ein. Dieser enthält folgende Punkte: 1. Herabsetzung de- deutschen Schadenersatzes auf 1b Milliarden oder 28 Annuitäten von je 1 Milliarde Dollar. In diesen Zahlen sind die Zinsleistungen enthalten; 2. Deutschland wird ein Kredit von b Milli arden Dollar in Gold für die deutsch-ostafrikanischen Kolonien und die deutschen Telegraphenkabel ein- geräumt, die von der Entente während des Krieges mit Beschlag belegt worden sind; 3. die Vereinigten Staaten werden zum Ankauf der früheren deutschen Kolonien und Kabel bevor rechtigt und zwar zum Gesamtbetrag von b Milli arden Dollar. Dieser Betrag wird von der Rechnung der Schulden der Alliierten an Amerika abgeschrieben. Noch keine Beschlußfassung. Herlin, 8^Februar. Wie der „Berl. Lokal- anzekger" mit teilt, ist in der gestrigen Sitzung de» Reichskabinetts eine Beschlußfassung über die in London einznnehmende Haltung Deutschlands nicht erfolgt, da zunächst die Stellungnahme der baye rischen Regierung abgewartet werden soll. Die „Vojowka Polska". Beuthen, 8. Februar. Tas deutsche Plebiszit- kommisfariat setzt «ine Million Mark a«S gegen die gefürchtete polnisch« Kampsorganisatio», die vojowka PolSka, di« im Adftimmungsg«biete terroristisch« Ausgad«« hat. DaS deutsch« Plebiszit- kommissartnt verbindet di«S mit außerordentlich delangr«tche« Enthüllungen über diese Organisation. In ihnen heißt es u. a.: Diese mit polnischen Abstimmungsgeldern unterhaltene Morddande besteht au» 26 di» 30 Ab teilungen. Jed« Abt«il««g b«st«ht au» fünf bis siebe« Man«. Alle Abteilung«« unterstehen dem Befehl de» Kapitän» Grzebniak in Milowice bei SoSnowice und erhalte« vo« diesem die Sold- grlder. Zwei Abteilung«« li«g«« ia d«r Lrau- gottkaserne in SoSnowiee, «ine brfindrt sich in PraSzka, die andern treibe« sich in Vderschlesirn mit wechselndem Standort herum. Die vojowka PolSka hat folgende Aufgaben: 1. vberschlesier, die sich unbequem gemacht habe», zu ermorde«. Ihre Opfer findet die Bo- jowka Polska sowohl unter den deutschsprechen de» Obe^chlesiern al» auch nnter den polnisch- sprechende«. 2. Wichtig« Urkund«« z» ranb«« oder z« ver nichte». S. versammln»-«« d«utschgtsin«ter vber- fchlesi«r zu spreng««. 4. Die Bevölkerung durch Handgranaten und Dhnamitattrntat« in Schrecken zu versetze«, damit ma« glaube, daß niemand gegen die Macht der Polen aufkomm«» könne. Die Londoner Konferenz, Paris, 7. Februar. Wie „Jntransigeant" meldet, wird die französische Regierung auf der Londoner Konferenz durch die Minister Briand, Doumer und Loucheur vertreten sein. London, 8. Februar. „Morningpost" meldet au» Konstantinopel: Tie kemalistische Regierung habe unter dem Drucke von Moskau von ihrem Vorhaben abgesehen, Delegierte zur Londoner Konferenz zu entsenden. Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot. Ein Beitrag zu des Rätsels Lösung. Bon Pfr. H. M. Schmidt in Sachsenburg. Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot, daS ist die zwiefache Geißel, unter denen unser Volk schmachtet. Wie viele ernste Männer suchen und raten, wie das Rätsel zu lösen sei, denn beide wirken so lähmend und entsittlichend auf das Volk, wie nichts anderes. Ich erspare es dem Leser, einzelne Beispiele dalür anzuführen, aber schon auf den Dörfern, geschweige denn in den Städten gibt eS kaum noch ein Plätzchen, das nicht zur Wohnung dienen muß und der be kannte schöne Ausspruch HiltyS: „Wohne über deinem Stande, iß unter deinem Stande" ist zur Ironie geworden. Und gar der Blick in die Zu kunft, wie trüb und ernst I Aber bangemacken gilt nicht. Als ich gestern, da der herrliche Sonnentag, welcher der kalten Nacht gefolgt. war, uns ins Freie lockte, die Straße entlang ging, sagte ich mir: „Welch ein schmutziger Wegl" Im gleichen Augenblick sagte meine Fran: „Welch eine wunderbare silberne Straße?" Ter Sonnen schein strahlte in der Feuchtigkeit der Erde und vergoldete sie. Mso Optimismus und Tatkraft! Zusammen schluß von Regierung, Genoffenschaft und Privaten! Es gibt einen Weg, wenn er auch bescheiden aus schaut, er wird doch zur Silberstraße werden können. Hunderttaufende von Arbeitslosen warten, denen jede treue ehrliche Arbeit willkommen ist. Milliarden sind bisher für sie gezahlt worden und noch immer ist kein Ende dieser Ausgaben ab zusehen. Was nützt eS, wenn der Staat eine Zschopautalsperre für 100 Mill, oberhalb Mittweida erbauen will, um 400 Arbeitslose auf vier Jahre zu beschäftigen, wo sollen sie während der Zeit wohnen, was sind überhaupt 400 Mann, die be schäftigt werden, so viel hat allein eine Kleinstadt wie Frankenberg. Was ist das also für so viele, die sonst im Lande nach Arbeit hungern? Was nützt eS, wenn Glauchau eine Talüberführung für Millionen bauen will, um 250 Arbeitslose auf zwei bis drei Jahre zu versorgen. Glauchau lebte und wuchs auch ohne diese Landbrücke. Nein, nicht auf diesem Wege kommen wir zum Ziele. Erwägen wir einen anderen Weg. — Eine Million Wohnungen fehlen in Deutschland. Gestern loS ich in einer Zeitschrift: „Zwei Damen suchen in deutschen Landen in Dorf oder Stadt eine kleine Wohnung!" Ja, wer baut heute Woh nungen, wo der Kohlenmangel die Herstellung von Ziegel, Zement und Kalk fast zur Unmöglichkeit macht, sodaß 135 Ziegeleien schon abgebrochen worden sind. Und dennoch, wie viele möchten bauen, die Kapitalien sind heute, wo manche Arbeiterfamilie mit erwachsenen Kindern zusammen 40- bis 50000 M. verdient und auch ein Mann mit nur 15 000 M. Einkommen wohl imstande wäre, jährl ch 1- bis 2000 M. zu seinem Häuschen, das er ersehnt, beizutragen, nicht unschwer zu finden. Helfen wir den Wohnunqsuchenden durch die Arbeitslosen und den Arbeitslosen durch dis Wohnungslosen. Bauen wir! Ja bauen, nicht zwar wie bisher unter der Einschränkung de» Bau- und Brandversicherungsgesetze», nicht zwar so elegant, aber dennoch gesund und wohnlich und freundlich zugleich, Bruchstein in Lehm, Rundholz und Strohdach! Da- ist die wirkliche Lösung und wenn man sich nur einmal liebend in den Gedanken versenkt, so kann man sich sehr wohl damit befreunden, ja sich dafür begeistern. Freilich der zünftige Baumeister wird dem Unter fangen zunächst abhold gegenüberstehen, teils aus ästhetischen, teils auS finanziellen Gründen, aber im Volk wird man dem Gedanken gern nähertreten und dieser und jener, mit dem ich sprach, vom Professor bi» zum Schutzmann: „Wollten Sie im eigenen geräumigen Hause unter einem Strohdach wohnen?" Beide antworteten alsbald: „Gern!" Darf ich ein wenig von dieser Lieblingsidee, die mir die No'zeit aufdrängte, sprechen? Zuerst muß kommen ein Zwischengesetz, da» die Enteignung kleiner Gelänvestreifen der Ge meinde oder der Genoffenschast zuspricht. Grund satz muß sein: „Richt neue Straßenzüge, son dern Häuser bauen, viel« Tausend« tu kür- und Deutschland zwischen der deutschen Regierung und dem hiesigen amerikanischen Vertreter statt- findcn, wird von zuständiger Seite festgestellt, daß keinerlei derartige Verhandlungen schweben. Washington, 8. Februar. Das Staats departement teilt amtlich mit, daß der ameri kanische Kommissar in Berlin nicht ermächtigt worden sei, Verhandlungen mit Deutschland ein zuleiten. Tie deutschen Bedingungen für London. Berlin, 8. Februar. Tas Auswärtige Amt hat der hiesigen französischen Botschaft mitgeteilt, daß die deutsche Regierung die Einladung für die Londoner Konferenz unter der ausdrücklichen Boraussthung annimmt, daß auch die deutsche« Gegenvorschläge auf der «onsrrenz zur Beratung gestellt werd««. Graf Sforza über die Pariser Beschlüße. Rom, 7. Februar. Im Senat hielt der Minister Graf Sforza eine Rede über die Er gebnisse der Pariser Konferenz, in der er u. a. sagte: Es sei sehr schwierig, die Zahlungsfähigkeit Deutschlands einigermaßen zutreffend anzugeb«n, da Deutschland sie bisher nicht bekannt gemacht habe. ES bestehe zurzeit in Deutschland ein scharfer Gegensatz zwischen den wirtschaftlichen Bedingungen, die das Bestreben zeigten, zur früheren Blüte zurückzukehren, und der finanziellen Lage, die beunruhigende Krisen befürchten lasse. Die Pariser Verständigung bewirke, daß die Verbündeten am wirtschaftlichen Wohlergehen Deutschland- interessiert seien. Fall- man in London zu einer weiteren Verständigung gelangen werde, so würde die begonnene Arbeit die glücklichsten Ergebnisse zeitigen. Der Minister schloß seine Rede mit der Erklärung, man nähere sich immer mehr einer Atmosphäre der Duldsam keit und gegenseitigen Zusammenarbeit. Die Rede wurde mit großem Beifall ausgenommen. Die Anssuhrabgabe. Paris, 8. Februar. Der Abg. Jean Hen- nessy wendet sich im „Oeuvre" gegen die Ausfuhrabgabe und sagt: Selbst wenn man zu geben wollte, daß die Ausfuhr Deutschlands trotz des Verlustes seiner Kolonien und Handelsmarine genügend steigen werde, sodaß die Abgabe eine nennenswerte Summe ergebe, so habe er doch die Überzeugung, daß daS vorgeschlagene Ver fahren von der gesamten Welt ungünstig aus- genommen werde, und daß eine allgemeine Bewegung in der ganzen Welt entstehen würde, die Frankreich zwänge, es aufzugeben. Die Länder, die Deutschlands Erzeugnisse nötig hätten, würden in Wirklichkeit die Abgabe zahlen. Sie würden, gemeinsam mit den Deutschen Einspruch erheben. Die französische Kammer müsse angesichts dieser Beweisgründe Nein sagen. Als bestes Verfahren für den Wiederaufbau empfiehlt Hennessy, die ehe malige Kampfzone von deutschen Arbeitern, mit deutschem Material wieder aufbauen zu lassen. Lord Rodert Cerit über die Wieder gutmachung. London, 8. Februar. In einer zu Sheffield- gehaltenen Rede erklärte Lord Robert Cecil, man dürfe Deutschland nicht gestatten, mit Waren die Wiedergutmachung zu leisten. Wenn Deutschland die Wiedergutmachung in Form von Fertigwaren leiste, wodurch Arbeitslosigkeit in England erzeugt würde, so wäre der Erfolg der, daß Eng and die deutsche Wiedergutmachung bezahlte. Deutschland müsse an England Rohstoffe liefern, die eS von anderen Ländern im Austausche gegen Fertigwaren erhalte. Das russtsch-englische Handels abkommen. London, 8. Februar. „Morningpost" schreibt zur Rote Tschitscherins an Curzon: Die politischen Verhandlungen, die Rußland wünsche, bedeuteten nicht» weniger al» die Anerkennung der kölsche- wistischen Regierung. Die- sei da- Ziel, das Lenin und Trotzki gerade unter dem Vorwande erstrebte», ei« Handelsabkommen za erreichen.