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Manu auf dem Strohlager stmtmte mit ein, das Hertrauen seines mit ihm duldenden Weibes auf , die Vorsehung war stets eine Wohlthat für ihn, ADEf-denn es richtete ihn immer aus dem dumpfen - Trübsinn auf. - Das fromme Lied war geendet und eine feier liche Stille folgte. "Herr Jesus, Einquartierung wieder!" rief plötzlich .Frau Salome erschrocken. LA t.,^öist wohl aus'm Häuschen, Mutter?" — WMgte der Alte — ,chei uns? — na, die gehen yiw selber.ßortw wenn sie uns sehen, da brauchen Mtr -Leine Angst ^u haben." - : j „Ne, ne Baker — 's ist weis Gott wahr — Hnd auch eine Madam im Schleier. Wirths Chri- M zefgt sie hei uns herein. Herr Gott! und wie ^jämmerlich es bei uns aussieht! " , In der 7EKät wurde jetzt die Thür geöffnet, ein.Lffizier, eine tief verschleierte Dame am Arme, ' ttät ein. .Vater und Mutter Hildebrand waren ganz starrest« glaubten kaum, was sie sahen, in die- söm- uur der tiefsten Armuth zum Aufenthalte die- «mden-Raume so vornehme Personen kommen zu Schett. Aber auch die beiden Fremden schienen - . ganz dem Eindruck des sich ihnen bietenden trau- - -rigea Anblicks zu unterliegen, sie sprachen kein Wort. 7 „Was ... wünschen denn die Herrschaften bei y«S armen Leuten?" stammelte der alte Meister auf seinem dürftigen Lager sitzend, ^H,'S sieht 'n bissel schlecht bei uns aus und . und ... balbirt bin ich auch noch nicht." Anter andern Umständen würde der Nachsätz, den «mn der großen Verwirrung hinredete, ohne ei gentlich zu wissen, Hvas er sagte, Heiterkeit er weckt haben, indeß in solcher Umgebung war dies Unmöglich. Der Offizier sagte, er käme mit sei ner Gemahlin — auf die verschleierte Dame deu tend, — direct von Paris und habe von einem - Waffenbruder, Namens Leo, einen Gruß an die Familie Hildebrand zu bestellen. — „Vom Leo?" riefen die beiden alten Leute außer sich — „ach, das ist eine Freude! wie geht's ihm denn? wir glaubten ihn schon lange todt. Ist er denn noch Soldat? — und an uns denkt er also doch noch? Na, Gott vergelt's dem gu ten Jungen!" setzte der Alte hinzu, „Ja, an den guten alten Meister und die Frau Muhme, an den braven Vetter Gotthelf und an's Liesel," antwortete der Offizier. „Unser Gotthelf ist todt" — sagte Mutter Sa lome sich eine Thräne abwischeud. „Und's Liesel . . . wohl auch," fügte der alte Meister bei mit einem schweren Seufzer. „Nein, nein, Euer Liesel lebt! hier ist eS ... hier zu Deinen Füßen Großvater . eine Mag dalena, die ihre Schuld schwer gebüßt hat!" Mit diesem Rufe streifte die Dame den Schleier zurück und warf sich nieder neben dem dürftigen Strohlager des alten Greists und umschlang ihn, laut weinend. „Mein Liesel? Sie ... Du... sind mein Liesel?" rief der alte Meister, als er zu Worte kam — „ne, ne, Mutter... 's ist's Liesel! 's Liesel .. . ach, lieber Gott, bin ich hartherziger Mann denn solchen Glückes noch werth?" Mutter Salome weinte viel und als der gewal tige Sturm des Gefühls dieser Freude des Wie dersehens sich ein wenig sanftigte, da sagte Mut ter Salome: „Siehst Du, Vater, das war der Sonnenstrahl, der heute zu uns kam .. . jetzt weiß ich Alles ... Alles!" — „Und den Leo laßt Ihr so allein- stehenals gehörte er gar nicht zu Eurer Freude?" fragte der Offizier. „Den Leo? ja, der ist ja in Paris!" - „Hier ist er, wie er leibt und lebt!" rief Je- .ner jubelnd und fiel Beiden um den Hals und herzte und küßte sie mit solcher Heftigkeit, daß Mutter Salome schrie: „Herr Jesus, der Herr Vetter drücken mich ja mausetodt." 6 „DerLeo also sind wir?" fragte der alte Mei ster. — „na, seh'n Sie 'mal an! wer hätte das gedacht! Als Schneidergesell haben Sie nicht ..." „Nicht -viel getaugt," ergänzte Leo lachend. „Das ist wahr, Herr Vetter, ich hab's jac^da- mals immer gesagt, daß bei meiner GebuMriNe Verwechselung vom Schicksal vorgegangen ist, daß ein anderer Säugling hat Schneider werden sollen. Na, tröste sich der Vetter nur, so was kommt mitunter vor, 's giebt Schneider, die eigentlich zu Offizieren geboren sind und wieder Offiziere, ,die durch und durch Schneider sind." — Und nun erzählte er Alles und wie sonderbar das Schicksal ihn und sein Lieschen geführt habe. „Aber nun ist's auch mit all Eurer Armuth aus, Ihr seid unsre Eltern, und lebte der gute Gott helf noch, der mir-ein Achtgroschenstück, sein gan zes Vermögen, damals als ich Abschied nahm, mit auf den Weg gegeben, er sollte mein Bruder sein und theilen mit mir, was ich habe," redete Leo. „Hinter uns liegt Kummer und Sorgen, vergeben sind Fehler unv Schwächen und «.." „Und jetzt, da ich mein Liesel habe, kann ich wieder von Herzen beten: „Vergieb uns unsre Schuld, wie wir-vergeben unsern Schuldigem," sagte der alte Meister Hildebrand. Mutter Salome aber faßte Lieschens und LeoA - ..