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selben Kunstgriff ahmt der Machbar: Mr Mü^ch, und nun entsteht ein Wetteifer von ApplaudissemMs', als ob die miserabel» Guckkasten öilder wahre WeltwMder wären. Unter den Merkwürdigkeiten fehlt natürlich auch ein gro ßes Modell des Glaspalastes der Londoner Industrieaus stellung nicht. Ein anatomisches Museum verspricht offene und geheime AufklärungWachsIgurewcabinete stellen, nach den uusgehängten Bildern zu urtheilen., Scenen in Aussicht, die, wie Aristoteles von der Tragödie verlangt, mit „Furcht und Mitleid" zu erfüllen geeignet sind; me chanische Theater stellen friedliche und kriegerische Begeben heiten mit beweglichen Figuren dar, und im Püppenthea--- ter reißt der bewegliche Kasperl« seine Witze über seinen: Herrn, vr. Faust und den Mephistopheles, -der zumGe- schlechte der dummen Teufel gehört. In demselben Bier-, tel, dessen „Wildheit" übrigens mehr in seiner'„Bunt/ heil" besteht „Ingen Bänkelsänger vor ihren auf Wachs tuch gemalten Bildern ihre grausamen und rührenden Ge schichten und Gedichte ab, drehen sich die Carrousels mit ihren hölzernen Pferden und Dampflocomotiven und schwin gen sich unter Gejauchze die Schaukeln, an denen beson ders die Frauenwelt ein schwindelndes Vergnügen findet, wenn sie nicht vorzieht, zur Abwechselung sich in einem der großen Tanzsalons durch die afrikanische Atmosphäre zu drehen. Daß dem bulei sich das Wie verbindet, reiht sich den Schaubuden das Polizeizclt an, dessen Insassen aber sich wenig in das Treiben des Publikums mischen und es in seiner, im Ganzen sehr nüchternen Weise ungestört gewähren l'assen. Wer ein Volksfest im eigentlichen, den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechenden Sinne auf der Vogelwiese erwartet, täuscht sich und verliert nur allzu bald die Illusionen, die ihm ein oberflächlicher Anblick viel leicht gewähren könnte. Ein frischer Sinn und ein gesun des Gefühl wird sich mindestens gelangweilt fühlen. Es möchte überhaupt kaum zweifelhaft sein, daß Festlichkeiten dieser Art, die blos der in größerer Ausdehnung und auf einen Punkt zusammengefaßten Menge diejenige'Unterhal tung und Belustigung bieten, welche Jahr aus Jahr ein, nur an verschiedenen Punkten, dem vergnügungslustigen Publikum geboten, werden, ihrem ursprünglichen Zwecke nicht mehr entsprechen. Wir konnten auch wirklich, bei dem besten Willen, keine recht frische Bolkslust wahrneh- men, und es möchte das sächsische Naturel auch nicht vor zugsweise, geeignet sein, sich bei solcher Gelegenheit frei und zwangslos gehen zu lassen. Man will schauen und sich nebenbei beschauen lassen- Ms dergleichen Sinn für Beschaulichkeit wird aber Alles eher als ein Volksfest, so bedeutend auch der Zusammenfluß der Menschen ist, die ihre Neugierde befriedigen wollen. Am gestrigen Abende mochte wohl eine, natürlich fortwährend wechselnde Menge von 20,000 Menschen auf und ab wogen. Bemerkenswerth war eine Kundgebung, welche als erfreulich ausgezeichnet zu werden verdient. Das große Orchester vor dem Schieß hause, welches fortwährend freie, beiläufig gesagt gute Musik macht, hatte nämlich das Lied: „Schleswig-Hol stein meerumschl.ungen" und Arndts: „Was ist des Deut schen Vaterland" organisch so verbunden, daß die erste Melodie in die zweite übpraing, welche nun wie eine große Frage jener sich anschloß. Die zahlreich versammelte Menge fühlte auch yisbald den ,öfcagewürdlgen" Sinn der Dop pelmelodie heraus und foderte sie unter hem lebhaftesten Applaus äa eapo, Die Polizei warf auch durchaus kein Veto ein, wie'sie denn überhaupt eine lobenswertste. Dis- cretion beobachtet und yuch bei der inhc.rTbat IchrIarm- losen Haltung des Publicums durchaus keine Veranlassung hat, sich Argusaugey und argwöhnische Ohren zu wün schen, Am lautesten >A die Lustigkeitiu den renommiytesten Wrrzettctk) unter denen diesmal nnSzumeMn ist-leWt Mex balconartigen, ersten EtiWe auftritt. Dey größten ' Zuspruch hat auch, diesmal der ,,König der Wirths")'hier frühere Waldschlößchenpachter Felsner, wo man allerdings mit bewunderuiigswcrther Raschheit, trotz aller bierdursti gen und beessteakverlangenden Kehlen, bedient wird. Hie - Zelte sind meist mit grünen Reisern und Guirlanden, zM Theil mit Transparents geschmückt, von denen z. B. eins zwei an einem Tische sitzende Gäste, eine Dame und Ä» mn Herrn, vorstellt, die ein Dresdener Licblingsqebäck verzehren und die Bemerkung machen, welche die^UnKre >schrift kundgibt: „Die KäsekäulchenInd'sdeliciös." Hie zochMichen Würfelbudemscheiuen nicht die Ästen Geschäft» machen, obwohl in diesem Jahre-mehr-»als früher d» ^.InL; guch die Zelte haben sich vermehrt, wie .wir dehn überhaupt die Bemerkung machten,, daß die Leute ziemlich -vorsichtig mit dem Gelbe umgingen, weit vorsichtiger als früher. ^Wcr das ganze Jahr über so viel zu steuern hat wie jetzt, dem fällt das Steuern durch die Wogen he« Vergnügens schwer, zumal, wenn dieselben, wie hier, jeden Tag so hoch gehen. Beiläufig sei erwähnt, daß Dresden, nach officieller Angabe, nicht weniger als 50V Bergnügungsorte verschiedener Art zählt, und daß in den letzten beiden Jahren an allerhand „Sehenswürdigkeiten" hier ein größerer Reichthum gewesen als sonst vielleicht st» zehn Jahren. Die steigende Bergnügungslust der Dresde ner hat eine ernste Seite, die freilich eine allgemeine Zott- erscheinung ist. Bei dem diesjährigen Schießfeste ließ „Wh wenigstens gestern (die Wiese ist übrigens schön seit Frei tag besucht worden) ein gewisser verdächtiger ErsparüngS- trieb wahrnehmen und in der zehnten Stunde -hatte- Ser Gedrang schon sehr abgenommen. Auch die Bratwliuftbu- dcn waren spärlich besetzt, und in der'Gegend derh albpep- schlossenen Gezelte, durch deren Oeffnungen hle Neugier gern nach den costumirtcn Harfcnmädchen, nach dell-Mü- sikalischen Türken und Tirolern aus der Friedrichsstadt lugt, fand ich auch nicht das ausgelassene Leben der frü her» Jahre. Diesen Zelten bleibt die Damenwelt fsrh; das schöne Geschlecht wirst hier einen. Schatten- der an die Nachtseite der menschlichen Natur grenzt. Hier haben. Sie einen ungefähren Ueberblick über unser „Volksfest", das übrigens vom besten Wetter begünstigt zu sein schrillt. Morgen beginnt das Schießen nach dem großen Vogel.. Am 4. August, Nachmittags gegen 4 Uhr, Ä das Dorf Nieder-Kama bei Bautzen von eineyl bedeutenden Brandunglücke betroffen worden- in dessen Folge die dasige herrschaftliche Schäferei, 2 Baucrgüter und 6 Gartnerstellen in Feuer oiik- gegangen sind. - Auf gedachter .Schäferei, wo Faö Feuer ausgekommen, sollen 4 Schweine, 3 Zucht- stahre und 132 Lämmer, — bei vielen anderst. Abgebrannten aber außer dem größten Theil ihrA Habseligkeiten auch noch die bereits eiügebrachtr diesjährige Kornernte ein Raub der Flammen ge worden, sein, lieber die Entstehungsursache ver lautet zur Zeit etwaS" Bestimmtes noH nicht. Am 15. Juli erschoß in Nechern (zwischen Bautzen und Löbau) ein Forstbeamter der gräflich Schali'schen Güter beim Profiten eines neuen Gewehres einen Water von fünf Kindern. Der Unglückliche, Mjerczink'aüs Nechern, war hinter jenem Buschrande mit Heumacher, beschäftigt- wo-