Volltext Seite (XML)
- . .Aus dem Vaterlande.. , ? . - - ' Aus dem Doigtlande.^ In unserer Pro, 'vinz kommt eS jetzt immer häufiger vor, .daß sehr * verschuldete Männer ihren Frauen heimlich das Kermögen überschreiben und auf diese Weise die niederträchtigsten Betrügereien begehen. Die Sache wird gewöhnlich so erpedirt, daß ein sogenannter Stöckeladvokat die Cessionsurkunde aufsetzt, welche dann von irgend einem Gerichlsdirector recognos- eirt wird. Die Behörde, vor deren Forum der Aussteller gehört, wird gewöhnlich gemieden, weil sie die faulen Zustände des säubern Herrn kennt, und die betrügerische Intention des Vorhabens merkt. Ist nun ein anständiges Sümmchen auf« geborgt und die Gläubiger dringen ungestüm auf Zahlung, so wird ohne alles Bedenken die In solvenz angezeigt. Alles, was noch da ist, gehört . dann der Frau, und die Masse reicht oft kaum ' zur Deckung der Gerichtskosten. Diesem Unfug kann unsers Bedünkens durch zwei Mittel gesteu ert werden. Zuerst darf keine solche Cession ge heim geschehen. Die Anmeldung einer solchen Handlung muß öffentlich bekannt gemacht werden. Dann ist es Sache der Gläubiger, ihre Protesta- tion zu rechter Zeit anzubringen und ihre Rechte zU wahren. Sodann muß jede derartige Urkunde vor dem competenten Forum des Ausstellers re- cognoscirt werden. Jetzt nimmt Jeder, der ein » vielleicht für zehn Häuser gültiges Gerichksfiegel in "den Händen hat, die Gebühren mit, und küm mert sich wenig um die Folgen der vollzogenen Cession. Möchte man bei nächstem Landtage die ses Rüstzeug der Hinterlist und des Betruges sei ner gefährlichen Schärfe berauben. Dresden, 2. Decbr. Gestern Abend in der achten Stunde machte ein Soldat, Karl Hansch, vom 3. Jnfanteriebataillon, der in dem königlichen Schlosse Wache stand, seinem Leben durch einen Flintenschuß ein Ende. Der junge Mann hatte noch kurz vorher in ganz ruhiger Stimmung ge gessen und getrunken, stand dann von 6 Uhr an Wache und erschoß sich nach 7 Uhr. Man fand den Körper des Unglücklichen, den Kopf durch 2 > Kugeln vollständig Lerrissen, den einen Fuß ent blößt; wahrscheinlich hatte der Arme das Gewehr mit der großen Zeh- des Fußes losgedrückt. Er hinterläßt einen guten Ruf und ein freundliches Andenken bei seinen Kameraden; das Motiv, wel ches rhn zum Selbstmord trieb, ist noch nicht ent deckt; Manche glauben es in einem unglücklichen Liebesverhältniß suchen zu dürfen. Heute, am 6. Decbx., findet in Dresden die feierliche Eröffnung des Landtages Statt. . V e r m i s ch t e s. * 3. Decbr. Ludwig Napoleon Hal den-Würfel geworfen: der so oft angekündigte und verschobene Staatsstreich ist nun geführt. Bis jetzt haben wir- davon nlrv Kunde durch eine telegraphische Depe sche des preußischen Staats-Anzeigers aus Paris vom 2. Decbr., diese aber sagt genug, denn nach ihr ist das Gebäude der Nationalvrrsammlimg militairisch besetzt und die Verhaftung mehrer Ge nerale, darunter Changarnier, Lamoriciere, Charras erfolgt. Das Militair ist consignirt und vollstän dig unter Waffen. Nach einer telegraphischen Nachricht über Brüs sel sind am 2. Decbr. des Morgens in verschiede nen Grenzplätzen Frankreichs die nicht bonaparti- stischen Commandanten und Offiziere verhaftet wor den. — Der Präsident hat die Nationalversamm lung aufgelöst und das allgemeine Stimmrecht" wieder hergestellt. Das Volk ist zum 14. bis 21. Decbr. in seine Wahlversammlungen berufen und der StaatSrath aufgelöst. Paris, 2. Decbr. (10^ Uhr Abends). Die Proclamation, wodurch die Legislative aufgelöst, das allgemeine Stimmrecht hergestellt und das Volk in Wahlcomitss vom 14. bis 21." Decbr.- berufen worden, erklärt zugleich die verantwort liche ausübende Gewalt des Präsidenten auf zehn Jahre in Kraft, die Minister bloS dem Präsiden ten verantwortlich und stellt die Einsetzung einer Wahl- und einer Capacitälcnkammer in Aussicht. Die Versammlungen von Deputirten sind überall aufgelöst. Paris ist vollkommen ruhig. Paris und Umgegend ist in Belagerungszu stand versetzt. — Da General Cavaignac sich nicht unter den Verhafteten befindet, derselbe indessen als das Haupt der gemäßigten aber auch der Re publik am ergebensten Partei betrachtet werden darf, so scheint der Hauptschlag wohl hauptsächlich gegen die Qrleanisten geführt zu sein, robgleich durch die Verhaftung des Generals Charras auch die Linke hierbei nicht unberührt bleibt. Wir machen noch darauf aufmerksam, daß die Nachrichten über die Pariser Ereignisse, soweit sie jetzt reichen, auf telegraphischem Wege eingegan gen sind. Specielleres, auf gewöhnlichem Wege, ist von morgen an zu erwarten. — Was die Folge dieser Erhebung sein wird, wer mag es ermessen? , Daß dadurch die Ruhe Europa's gestört werde, glauben wir nicht, denn Ludwig Nappleon kann seinen Sieg nicht durch eine militairische Propa, ganda gegen das Ausland, sondern nur durch die Bändigung der Parteien in Frankreich selbst befe stigen. Aber auch zu der Lhat des Präsidenten ...