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Aus dem Vaterlande. Sängerfahrt auf den Greifenstein. Am 13. Juli wurde von dem Mannergesangverein in Frankenberg eine Fahrt auf den Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf ausgeführt, zu welcher alle Gesangvereine in der Umgegend desselben eingela den und deren neun wirklich vertreten waren. Der Frankenberger Verein kam zuerst in Ehren friedersdorf an und zog gegen Mittag, begleitet von den Ortsvereinen, hinaus auf die Höhen des Greifensteins, um die erwarteten Vereine zu begrü ßen und zu bewillkommnen. In der zweiten Nach mittagsstunde hatten sich nach und nach eingefun den: der Licderkranz von Thum, Geyer, Anna berg, Zschopau, Buchholz, Schneeberg, Grünhain und Hohenstein. Festlich geschmückt war der freie Platz an den schönen Felsen; Tafeln waren für alle Liederkränze bereitet; der Wirth in seinem schönen Gasthause unmittelbar am Fuße der Felsblöcke war wohl versehen mit gutem Naß und eine zahlreiche Volksmenge war zugegen, welche den Platz über füllte. Das Fest begann mit einigen allgemeinen Gesängen; (voran: „Wer hat dich, du schöner Wald rc.", von Mendelssohn-Bartholdy), wel chem dann die Wettgesänge der einzelnen Vereine folgten, unter welchen wohl der von Zschopau am glücklichsten das Prachtlied: „Den Schönen Heil", gewählt hatte. Die Simmung der Versammlung war die freudigste, die Haltung des Publicums eine durchaus anerkennenswerthe. Fleißig ward die nordwestliche Klippe des Greifensteins, welche sich zu einer Höhe von 2233' erhebt und seit 1792 mit einer Treppe versehen ist, bestiegen und nur bedauert, daß der dicht lagernde Nebel die Fern sicht unmöglich machte, ein Umstand, welcher üb rigens der freudigen Stimmung keinen großen Eintrag that. Nach 6 Uhr bewegte sich endlich der Hauptzug von Greifenstein aus durch den schönen Wald nach Geyer, wo Ballmusik auf dem Rathhaussaal die Fremden und Einheimischen noch lange in schöner Vereinigung zusammenhielt. — Diese Partie ist es werth, daß sie öfters besucht wird. Sie lohnt die Mühen und Beschwerden des Weges reichlichst. Wir wollen durch Gegen wärtiges dazu aufgemuntert haben. Dresden, 21. Juli. Gestern suchte sich in önem Hotel der Neustadt-Dresden der Gerichts referendar Hennig aus Stettin durch einen Pisto lenschuß das Leben zu nehmen. Wie wir hö ren, befindet sich derselbe im Krankenhause und noch am Leben, doch ist an sein Aufkommen Nicht zu denken.- Dem Vernehmen nach ist an alle Verwaltungs, behörden des Landes aus dem Ministerium beS Innern eine Verordnung ergangen, derzufolge hin- füro btiüden^Eommunalwahlen (und wie wir schließerS/rauch bei den Landtagswahlen) von Den jenigen,- welche wegen deö Maiaufruhrs in Un tersuchung befangen gewesen sind, nur Solche als wählbar zu betrachten sind, in Betreff Derer eine Niederschlagung des Verfahrens erfolgt ist, nicht aber Diejenigen, denen durch königliche Gnade bereits zuerkannte Strafe erlassen worden sind. An den Brückenbögen der Neustadt badete heute Mittag 2 Uhr ein Kind, wurde vom Strudel er faßt, sank unter und konnte trotz der edlen Auf opferung eines Corporals, der sich sogleich in die Fluthen warf, nicht mehr gerettet werden. Die Angehörigen des Kindes kennt man noch nicht. Ueber den an einem Leipziger Bürger in Tep- litz begangenen Mordversuch theilen wir aus einem in Prag eingegangenen amtlichen Berichte Folgendes mit: Der 69 Jahr alte Leipziger Bür ger Gottfried Sander besucht seit 30 Jahren den böhmischen Badeort Teplitz, kam auch dieses Jahr in Begleitung seiner Wirthschasterin Auguste Ma nisch in Teplitz an und miethete sich in Schönau ein. Am I». Juli begab sich derselbe nach seiner Gewohnheit um 5 Uhr Nachmittags in Begleitung der Wirthschasterin in das Steinbad und verlangte daselbst für sich ein Badezimmer. Kaum war Sander im Bade, als man ihn üm Hilfe rufen hörte; der Pachter öffnet schnell and sieht Sander mit einem entkleideten Manne ringen, der bemüht ist, den Badenden unter daS Wasser zu tauchen. Nachdem Sander befreit ist, wird die Polizei ge- holt. Indessen gelingt es dem Thäter durch'S Fenster zu entspringen; derselbe begiebt sich schnell in seine Wohnung, packt daselbst seine Effecten zusammen und entflieht. Durch die sogleich an gestellten Erhebungen des Bezirksgerichts stellt es sich heraus, daß Auguste Manisch wider Sander's Willen ein Verhältniß mit dem Leipziger W. Lam- perti pflog, der Ersterm in Leipzig I70Thlr. ge- -stohlen hatte, weshalb die Wirthschasterin ihrem Herrn seine Anwesenheit in Teplitz verschwieg. Außerdem hatte sich die Manisch in Teplitz geäu ßert, daß sie nun Lampert! bald heirathen werde, da Sander nach dem Ausspruche der Aerzte nicht mehr lange leben könne, ihn im Bade der Schlag rühren werde, und er ihr bereits in seinem Testa mente 2000 Thlr. vermacht habe. Man suchte nun.Hes Thäters habhaft zu werden, und San-^ der versah sich Nachts mit einer Wache. Gegen II Uhr Nachts bricht Lamperti wirklich in San- der's Zimmer, da er aber bewaffnet ist, traut sich der Wächter nicht, ihn festzunehmen, und Lam-