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taumelnden, kamverrden Fonda/ ^eine SMe O dem dunkeln, von Staub noch mehr verfinsterten Gange, in dem ich stand. Ddr Boden schwankte dermaßen unter mir, daß ich mich an der Stu benthur festhalten mußte. Es wurde Mir am Ende ganz schwindlich zu Muthe, denn die schüt telnde Bewegung des Hauses hatte in den Gän gen und «Stuben einen so furchtbaren Staub her vorgebracht, daß man kaum athmen konnte. Die Schwankungen der Erde folgten schneller als man zählen kann. Endlich legte sich der Krampfanfall der Erde; ich kehrte in meine Stube zurück, — auch hier ein Staub, so Vicht, daß ich kaum das Fenster sehen konnte, und Bett, Tische und Stühle fin gerdick voll Staub und Kalk; — und doch sind die Decken der Stuben sämmrlich mit Bretern be nagelt, so daß nur durch die Ritzen der Lehm her- unterfallen kann. Ich riß das Fenster auf und sich« aus die Straße. An"der Ecke, wo sich zwei Straßen kreuzen, war ein dichter Menschenknäuel im Hemde, zitternd, betend, bleich, knieend, sich die Brust schlagend, und „^lisei-icoräia" schreiend. Als ich aber einen alten Herrn aus der Fonda im Hemde sah, der sich in der Eile der Flucht noch schnellt einen Frackrock übergezogen hatte, er scholl von meinem Balkon ein so homerisches Ge- kächter, daß alle zu mir heraufsahen, und ich, um Aergerniß zn vermeiden, mich schnell zurück- ziehen mußte. Ich zog mich nun an und ging aus. In allen Zimmern des Hotels waren die Wände geborsten und die Tapeten gerissen, die Kalkverzierungen und Gesimse an den Mauern des Hauses waren größtentheils heruntergestürzt. Aus der StkaM-war alles in größter Bestürzung. Auf manchÄ Stellen lagen die Straßen so voll von heruntergöfalleneu Dachziegeln und Gesimsen, daß man weit hin über Trümmer steigen mußte. In vielen Kirchen sind die steinernen Bögen aus einander gewichen und tiefe Risse klaffen in den Mauern. Zwei sind dem Einsturz nahe und ge schlossen. Der schaden in der Cathedrale ist auf 200,000 Dollars anzuschlagen. Die Moneda (Münze), ein prächtiges massives Gebäude, hat so gelitten, daß der Präsident ausgezogen ist. In der Kirche St. Francisco sind von einem her abstürzenden Balken zwei Frauen erschlagen wor den. Sonst ist merkwürdiger Weise kein Todes fall vorgekommen, auch nicht in Valparaiso, wo das Erdbeben noch stärker gewüthet hat. In al len Häusern, in allen Familien drehte sich in die ser Zeit das Gespräch lediglich um's Erdbeben, und eine Menge komischer Geschichten wurden er zählt. In den teichtgebauten Häusern brauchte man nur mit dem Fuße zu wippen, um sogleich die Gesichter der Frauenzimmer bleich zu machen. Zwei Lage lang nach dem Erdbeben regnete eS in Strömen, und unaufhörlich rollte Gewitterdon ner näher oder ferner -in den Cordilleren. Ein Gewitter ist sonst eine seltene Erscheinung in Chile. Aber das Erdbeben hat die ganze Natur in Auf regung gebracht. V e r m i s ch t e S. Vor Kurzem wurde ein Züricher, der auS dem Seidendiebstahle ein förmliches Gewerbe gemacht', zu einer Confrontation von 'Zürich nach Zug ge schickt. Daselbst im vierten Stockwerke des Rath- hauses eingesperrt, durchbrach er in der Nacht das Gitter; aber o weh! das aus zerschnittenen Bett- geräthschaften verfertigte Seil war viel zu Furz und zu schwach, als daß Jnhaftat sein kostbares Leben demselben hätte anvertbä'uen mögen. Schnell besonnen, hängt er dessenungeachtet bas Seil in's offene Fenster, verkriecht" sich unter das Bett und harrt mit Herzklopfen der Dinge, die da kommen sollen. Wie er erwartet, so geschah es: als der Gefangenwärter am Morgen beim Eröffnen dex Zelle das leere Zimmer und das offene Fenster erblickt, eilt er bestürzt von dannen,- ohne die Thür wieder zu verschließen, um die Behörden herber zuholen. Der Gauner folgt ihm natürlich auf dem Fuße und gelangt glücklich in's Weite. Doch au ßerhalb muß ihn sein Witz verlassen haben, und die nach allen Seiten hin ausgesandten Landjäger waren so glücklich, ihn am folgenden Tage wieder zu erwischen. In mehrern Städten Nordamerika's, als New- Vork und Boston, wird auch das Nahen v»n Kleidungsstücken bereits durch Maschinen besorgt. Die Ersparnisse, welche dieselben gewähr ten, sind ungeheuer; ein Mädchen kann mit Hilst einer kleinen Maschine 6 Ueberzieher täglich anfer- Ligen und ein geschickter Arbeiter 20 Beinkleider. Man hat sich gefragt, warum Rußland den so kostspieligen Krieg gegen Tscherkessien führt, und man hat darauf geantwortet: um junge Hitzköpfe der Armee und Verwaltung, junge Unzufriedene und zu viel denkende Leute mit Hülfe des tscher kessischen Yatagcrns oder der Schaschka zu kuriren. Allein der Krieg fängt doch an, unbequem zu werden, zumal wenn solche Nachrichten einlaufen, wie deren jetzt vom Kaukasus gekommen sind. Eine Armee von 20,000 Mann Tscherkefsen soll den russischen General Nestorow geschlagen und sich der Vesten Wodzwi'zenks und Nowakinsk be mächtigt haben. Die Russen sollen sogar bis Tif lis zurückgedrängt sein. Letztere Nachricht scheint indeß Uebertreibungen zu enthalten. In Baiern find die Haussuchungen, Auswei-