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Aus dem Vaterlande. ' Mit wehmüthigem Herzen übergebe ich das Heu, tige Blatt der Presse, da ich soeben erst vom Be gräbnisse meines theuern, innig geliebten Schwie gervaters, des Seifensiedermeisters C. H. Häsel barth in Waldenburg, zurückkehrte. Er starb sehr schnell am Milzbrand, welchen er sich in sei nem Berufe, — dem er so treu oblag — durch Berührung mit russischem Talg, der jedenfalls von an der Milzkrankheit gefallenem Rindvieh herrüh ren mochte, zugezogen hatte. Ist es an sich schon traurig genug, wenn ein sonst in glücklichen und sehr geachteten Verhältnissen lebender Familienva ter schnell aus dem Kreise der Seinen gerissen wird, und 6 unmündige Kinder hinterläßt, so ist es hier um so schmerzlicher, wenn er, in Folge seiner Berufserfüllung, an einer Krankheit verstirbt, die je seltener doch um so gräßlicher ist, und der Umgebung des Kranken dieselbe Gefahr als die Hundswuth bringen kann. C. G. Roßberg. Am 9. Juli ist in Chemnitz in der Person eines österreichischen Deserteurs, welcher sich unter fal scher Legitimation dort aufhielt und in einer Ma schinenfabrik arbeitete, ein Falschmünzer entdeckt worden. Er hatte nur erst eine kleine Anzahl fal scher Münze gefertigt und ausgegeben, welche durch Vie Lhätigkeit der Polizei bereits eingezogen sind. Es waren diese aus weißer Masse gegossenen Stücke leicht zu erkennen. Die geehrten Leser unseres Blattes machen wir auf eine Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 30. Juni aufmerksam, wonach die schwarzburg-rudolstädtischen Kassen, anweisungen vom 10. November 1848, welche wiederholt nachgemacht worden sind, von jetzt an eingezogen und nur noch bis zum Schlüsse dieses Jahres von der dasigen Re gierung eingelöst werden. Wer sich demnach im Besitz solcher Kassenbillets befindet, wird wohl thun, sich ihrer vor der gestellten Frist zu entledi gen. An die Stelle dieser alten Anweisungen sol len neue ausgegeben werden. Dresden, 10. Juli. Gestern hielten unsre Stadtverordneten öffentliche Sitzung, in welcher die schon vielbesprochene, und auswärtige Geschäfts leute ebenfalls lebhafte interessirende, Frage wegen Verminderung der hiesigen fünf Jahrmärkte auf jährlich nur drei, abermals zur Sprache kam, was auch nicht Wunder nehmen darf, da der Ge genstand in mehrfacher Beziehung ein voll me t»o- xere (Rühr' mich nicht an!) ist. Herr Stadtver ordneter Dindorf wies in einem sehr klaren Vor trage nach, daß der Verminderung der Jahrmärkte schr erhebliche Bedenken entgegenstehen. Rückficht- ,fich der beregten Meßfrage machte derselbe den Vorschlag, die Märkte der Altstadt in achttägige Großmärkte umzüwandeln, während die Neustäd ter Märkte in ihrer jetzigen Art und Weise fort bestehen sollen. Das Collegium nahm den von Herrn Dindorf gestellten Antrag an, zur ferner» - Erörterung dieser Angelegenheit die Niedersetzung einer besonderen gemischten Deputation beim Stadt- rathe in Vorschlag zu bringen. ,—— Das Erdbeben in Chile.- Santiago, 25. April 1851. Am 2. April 64 Uhr wackle ich plötzlich mit einem seekrankheitsähnlichen Gefühle auf. An der schaukelnden Bewegung des Betts, dem knarren den Geräusche in den Wänden, dem Rassel» der Lehmtheilchen hinter den Tapeten erkannte ich so? fort ein Erdbeben, und daß es ein ungewöhnlich starkes war, konnte ich schon daraus schließen, daß ich davon erwachte, während bis dahin olle nächtliche Erdbeben, an denen wir bekanntlich reich sind, spurlos an mir vorübergegangen wa ren. Ich machte demnach eine halbe Schwenkung und setzte mich auf den Rand meines hohen eiser nen Bettes. Plötzlich aber bekam die Fonda (Wirthshaus) einen so gewaltigen Stoß, daß ich vom Bett mitten in die Stube flog und mich von da sofort unter meine Stubenthür retirirte, denn die Thüren bleiben beim Erdbeben am längsten ste hen, und ich habe mir ein. für allemal vorge nommen, nicht aus dem Hause zu laufen. Das nehmen sich viele Leute vor, bringens aber nicht fertig, und sowie sie ein Zittern der Erde spüren, springen oder fliegen sie aus dem Haufe auf die Straße. Die Furcht vor dem Erdbeben ist denn freilich erklärlich genug und ich merke an mir sel ber, daß ich durch die letzte Katastrophe schon ein Bedeutendes an Herzhaftigkeit verloren habe. Ich stellte mich also unter meine Stubenthür, steckte den Kopf hinaus und sähe die ganze Bevölkerung der Fonda durch den engen Gang, der bei mei ner Stube vorbeiführt, hinausschieben. Die Mei sten halten nicht genug Besinnung gehabt, um irgend eine Bedeckung an sich zu reißen, Einige hatten ein Bettlaken umgcschlagen und wenn sie liefen, flatterte das gespensterartig hinter ihnen her, Andere hielten ihr Kopfkissen über den Kopf und duckten sich, als erwarteten sie jeden Augenblick einen herunterstürzenden Balken. Jämmerlich war es anzüsehen, wie die Frau des Wirthes ihre klei nen Kinder schreiend hinausschleppte. Alles huschte in wenig Sekunden vorüber und das Schütteln ging nun erst recht los. Ich war allein in der