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Anfang dieses Monats hat uns Wärme gebracht und diese Wärme hat denn auch dir Physiognomie unserer Fluren zu ihrem Vortheile und zur Freude der Bevölkerung verändert. Die zurückgebliebenen Feldarbeiten sind wenigstens theilweis« mit mög lichster Aemsigkeit nachgeholt mordest. Störenv, wenn auch in anderer Beziehung s«gensreich, wir- M die beinahe täglichen Gewitter ein. Nament lich war am gestrigen Tage das Erzgebirge ganz von Gewittern umzogen, und wir müssen leider von Verheerungen und Unglücksfällen, welche die selben veranlaßt haben, berichten. Das zwischen Dörnthal und Freiberg liegende Dorf Zethau ward von einem Wolkenbruche heimgesuchl. Felder und Wiesen in einem großen Theile des Dorfs sind furchtbar verwüstet worden, namentlich da, wo die Wassermasst von einem Gebirgsabhange herein stürzte. Die anderweiten Verluste sind gegen die ses,Unglück unerheblich zu nennen. Fast um die selbe Stunde traf das Dorf Oberbobritzsch bei Frau enstein ein Schloßenwetter und der Blitz zündete im Erbgerichte, das auch niedergcbrannt ist. Gleich zeitig erschlug der Blitz im Dorfe Weißenborn, an der Straße nach Frauenstein gelegen, eine Frau, während er eine andere, die neben ihr saß, lebens gefährlich verbrannte. , Am 5. Juni verunglückte in Chemnitz der auf einer Reise nach Bad Kissingen begriffene vr. weä. Lutheritz, gebürtig aus Meißen, wohnhaft in Dresden, welcher Mittags mit der Post in - Chemnitz angekommen war. In „Stadt Berlin" eingekehrt, hatte er das Unglück, in diesem Gast hause die steinerne Treppe herabzufallen und sich dabei so heftig zu beschädigen, daß sofort der Tod erfolgte. Der Verunglückte war 72 Jahre alt, und erwarb sich durch seine frühere große Lhätigkeit als praktischer Arzt und medicinischer Schriftsteller einen sehr guten Namen. — In der Zwickauer Strafanstalt befindet sich auch seit eini gen Tagen der bekannte Student Julius Schanz, welcher -auf dem Gnadenwege 10 Jahr Arbeits hausstrafe erhalten hat. — Am Sonnabend Abend und Sonntag früh brachten auf der Leipzig-Dresd ner Eisenbahn 2 Post- und 3 Ertrazüge 128 stark besetzte Personenwagen in Dresden an, und die Züge aus Berlin, sowie die auf der sächsisch-schle sischen Bahn stellten ebenfalls ein sehr ansehnliches Contingent. Auf der sächsisch-böhmischen Bahn war in Folge dessen auch die Weiterbeförderung außerordentlich, und es waren bis Sonntag Vor mittag 11 Uhr von Dresden gegen 2500 Personen nach den Stationen der sächsischen Schweiz, Prag rc. abgegangen. Die auf der Elbe nach Letschen abgehenden Dampfschiffe waren bei jedesmaligem Abgänge im eigentlichsten Sinne des Wortes über füllt und mußten trotzdem eine große Anzahl Reise lustige zurückweisen. — Leider terung alle diese Touristen nicht besonders begün stigt, und wird Mancher verdrießlichen Gesichtes der Heimath wieder zuwandeln. Granier -e Cassagnac schildert in seinen Rück blicken auf den Zustand Frankreichs nach der Auf lösung des Convents damalige republikanische Er fahrungen unter Anderm in Folgendem:' „Die Campagnen von 92, 93 und 94, die man ohne Mannßzucht, ohne Lebensmittel und Schuhe durch, machte, sind mit Ausnahme des Feldzuges von 1812^die mörderischsten, deren Andenken die Kriegs» geschickte aufbewahren kann. „Es liegen hundert tausend Menschen im Grabe", sagte St. Just am 10. October 1793 zum Convent, und doch sagte oder wußte er vielleicht selbst nicht die ganze Wahr heit. Der Wohlfahrtsausschuß ließ gegen Ende des Jahres 1794 ein officielles Aclenstück über den Zustand der Armee veröffentlichen, und es ging daraus hervor, daß die drei Kriegsjahre Frankreich achthunderttausend Soldaten gekostet hatten. Ohne nur der Verluste an Menschen zu geden ken, welche die innern Bürgerkriege, die Belage rung von Lyon, die von Toulon, die gänzliche Zerstörung der Stadt Bedouin herbeiführten, sind eine ungeheure Menge jedes Alters und Geschlechts hingemordet worden in den elf Departements der Vendec, die Kriegsschauplatz waren. In dieser Provinz überschritt die Revolution selbst die äu ßersten Grenzen der Wildheit und Unmenschlichkeit in der Zerstörungs- und Mordlust. Nach der so genannten Herstellung des Friedens in der Vendee durch den General Hoche sprach ein Repräsentant jener unglücklichen Gegenden vor dem Rathe der Fünfhundert diese schrecklichen Worte: „Ich habe mich hierher gerettet von diesem Häuflein Männer und Frauen, die während der Revolution entwe- der handelnd, leidend oder neutral sich verhielten, entweder Patrioten oder Rebellen waren, und die nun seit drei Jahren obdachlos umherirren, eine Zufluchtsstätte in den Gräbern finden und sich mit einem thränenbefeuchteten Brote nähren, das zusammengeknetet ist aus der Asche ihrer Häuser und den Knochen ihrer Verwandten und Freunde." Diese Worte waren buchstäblich wahr, denn die Herstellung des Friedens war nur möglich gewor, den durch die Einäscherung von zwanzig Städten und von tausend achthundert Dörfern; Hoche hatte trotz seiner republikanischen Lugenden nur jenen Ausspruch des Tacitus erfüllen können: Ein Land entvölkern, nennen sie Srieden machen. Wir