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29 war die Luft darin bedeutend abgekühlt, daher der junge Gärtner, ohne erst nach dem Wärme messer zu sehen, sich anschickte, im Ofen nachzu- legen. Da traf der laute, abgemessene Alhemzug eines schlafenden Menschen plötzlich sein Ohr und bewirkte, daß Matthäus schnell die Lampe anzün dete, mit welcher er sodann dem Schiäser nach zuspüren ging. Er fand denselben unter dem Raume eines Blumengestelles ausgestreckt, wo die ser, anstatt auf Flaumfedern oder Eiderdunen, auf Blumenzwiebeln, Strohwischen und Papiersä cken fester und süßer denn ein König schlief. Der eingedrungene Gast schien ein Dreißiger zu sein, war mit einem ziemlich groben Tüffelrocke beklei det, und hatte neben sich ein Bündel liegen, das jedenfalls seine ganze Habe enthielt. Matthäus glaubte in seinem guten Rechte zu sein, wenn er dieses Bündel einer nähern Untersuchung würdigte, daher er die Lampe hinstellte und auszupacken be gann. Zu seiner Beruhigung zeigten sich weder Pistolen noch Dolche, weder Dietriche noch Mei ßel und Bohrer, wohl aber kamen eine Wasser flasche und ein Barbierbecken von blankem Mes singbleche, Barbiermesser, Streichriemen und Wetz steine, Aderlaßschnepper, Schröpsköpfe, Messer^ Sckeeren und Zangen von besonderer Bauart zum Borschein. „Ein Dieb ist es nicht — " sprach Matthäus vor sich hin, indem er die vorgefundenen Gegen stände wieder einsäckclte — „aber nur zu gewiß, daß Niemand anders mein Holz gestern Abend verfeuert hat. Nun, wissen muß ich dock, wer der Mann ist und warum er gerade mein Ge, wächshaus für eine Herberge angesehen hat. He! guter Freund! —" er rüttelte den Schläfer — „wer sind wir denn, und was wollen wir hier?" Der Fremde öffnete ein Paar kecke, durchdrin gende Augen, blickte seinen Examinator an und versetzte eben nicht erschrocken, vielmehr in halbun willigem Tone: „Was wir hier wollen? Ihr seht es ja, guter Freund — schlafen! Wer wir sind? Ein Jünger des großen Aeskulap! Ein Diogenes in der Tonne!" Nach diesen Worten streckte der Gast sich wieder lang aus und schloß seine Augen. Diese Keckheit verdroß den Gärtner. „Ein Lappländer mögt Ihr wohl sein —" ver setzte er spitz — „und mein Gewächshaus für Eure Tonne angesehen haben. Nach dem, was dieser Schnappsack enthält, hätte ich Euch eher für ei nen vazierendcn Barbiergesellen gehalten."' ? „Gesellen?" fuhr der Fremde ärgerlich auf — „Ich bin ein Meister und kein Geselle, darf in nerlich und äußerlich curiren nach meinsm Gut dünken." (Fortsetzung folgt.) V er m i s ch t e S. Nack den letzten Berichten aus Jamaica hat in den Hauptstädten die Cholera nachgelassen, in den Plantagen wüthet sie aber noch immer. Man hat sich gcnöthigt gesehen, in Kingston ein Wai senhaus anzulegen, um den durch die Krankheit elternlos gewordenen Kindern Schutz und Pflege angedeihen zu lassen. . Engli>che Blätter brachten neulich unter der Ueberschrift: „Wahrt Eure Taschen!" fol gende Notiz: „Mehr als 200 Advocaten sind vo rige Woche von dem btsstor »k tlw Lolls vereidigt worden." Wäre dies in Deutschland möglich, ohne den Redactionen einen Prozeß, wegen Ver unglimpfung eines Standes auf den Hals zu ziehen? - ' Glaubwürdig wird versichert, daß in dem Au genblicke, als der Krieg zwischen Oesterreich und Preußen auszubrechen drohte, ein größer repu blikanischer Haufen innerhalb Badens, der Schweiz und des Elsaß zum sofortigen Aufstande bereit gewesen sein soll. — Wäre in der That et was Wahres daran, so gäbe dies nur einen Be weis mehr ab, daß die verunglückten republikani schen Putsche der Jahre 1848 und 1849 -noch nicht klüger gemacht haben und daß die ernsten Lehren der Geschichte jener beiden Jahre noch nicht durch schlagend genug gewesen sind. " Teramo (bei Neapel), 10. Jaff. Auf Kar ren gebunden, wurden 72 politische Verbre cher nach den Bädern von Pescara, geschafft. General Bem's Lod scheint sich nicht zu be, stätlgen. Aus Schlesien wird geschrieben, daß in einige» Gegenden des Landes Typhus und Viehseuche in bedenklicher Art zum Vorschein kommen. Frankenberger Kirchennachrichten. Am 2. Sonntage nach der Erscheinung hält"früh 7 Uhr die Beichtrede Herr Ltekiü. «les. bie. Bruder. Vormittags predigt Derselbe; Nachmittags Herr Ä. Polster. Geborene: Johann August Findeisens, B. u. Lischlermstrs. h., S. — Friedrich Gottlob Lhomas's, B. u. Wbrmstrs. h., L. — Friedrich Ferdinand Jahns, Zwillingskinder, wovon I Sohn todtgeboren. — Karl Moritz Fcitzsche's, B. u. We- bermstrs. h., todtgeb. T. — ' - - Getraute: - David Ferdinand Köhler, zuk. B. u. Wbrmstr. h-, mit Amalie Juliane Buchheim v. h; -- Christian Friedr, Mor genstern, ansäss. B. u. Einw. h., Mit Frau Christiane Do rothea verw. Uhlemann h.— Louis Alexander Aurich, Buchführer in Gunncrsdorf, ^uv., mit Jgfr. Johanne Chri stiane Müller h. — Karl Gottfried Lippmann, . Handarb, in Mühlbach, mit Johanne Eleonore Wüstner daselbst. —