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Das Geschenk, welches die zweite Kammer der sächsischen Presse durch Herabsetzung der Cautio- nen zu macken dachte, scheint von der Staatsre gierung sowohl als von der ersten Kammer nicht acceptirt werden zu wollen. Bei der deSfallsigen Berathung in der Letztem erklärten sich, außer den Commissarien der Regierung, alle Kammer milglieder, mit Ausnahme des Sup. vr. Groß mann, gegen die beantragte Herabsetzung. Wie im Leben die Kleinen gewöhnlich am schlimmsten wegkommen, so auch hier. Es leiden unter dieser Maßregel die kleinen Localblatter am härtesten. Solche, die wöchentlich 1mal erscheinen, müssen 500 die 2mal erscheinen 1000 LA, und jene, welche 3mal erscheinen 2000^ Caution erlegen. Db solche in kleinem oder großem Format, in hal ben, ganzen oder mehrer» Bogen, in geringer oder starker Auflage herauskommcn, das ändert an der Sache nichts. Während wir daher für unser klei nes wöchentlich in 1^ Bogen erscheinendes Blatt 1000 LA erlegen müssen, haben Blätter, wie die Deutsche Allgemeine Zeitung, die täglich 2mal er scheint, und wöchentlich wenigstens 14 Bogen un- serS Formats füllt, nur 3W0 .H-, zu bestellen. Die Leipziger Zeitung befindet sich in gleich gün stigen Verhältnissen. Denn nicht zu übersehen ist noch, daß Blätter der letztgenannten Art ihre Auf lage nach Tausenden von Exemplaren berechnen, während die kleinern Localblätter nur mit wem, gen Hundert Exemplaren ihr Dasein kümmerlich fristen. — Da wir einmal auf die Presse gekom men, müssen wir einer Aeußerung gedenken, die io. der zweiten Kammer bei der Berathung des Preßgesetzentwurfs gefallen. Es rührt solche von dem bäuerlichen Abgeordneten Herrn Unger her, Und iathen wir diesem Herrn, gedachtes Dictum «rimal als Motto unter sein Bildniß setzen zu lassen. Herr Unger sagte nämlich:' „Ich kenne Pressen, die noch frei sind; das sind die Wein» pressen und Sauerkrautpressen" — und das genügt dem ehrenwerthen Abgeordneten bei fernen? bescheidenen Ansprüchen, die er rücksichtlich der Bildung macht, vollkommen. Ssbest sibi. Er vergißt aber, daß Bildung eine Macht und ein Capital ist- welches jedenfalls mehr nützt, als eine Unqer'sckeSauerkraulpreffe. Diese giebt nur Futter für den Magen, die Druckervreffe bereitet die Nahrung, durch welche das Gemüth und der Geist gestärkt und veredelt wird. Leipzig, den 12. Januar. Die übermorgen endende diesmalige Neujohrsmesse ist durchweg und in allen Artikeln schlecht ausgefallen. Man er wartete zwar ohnehin nickt viel davon, weil die Lager der Verkäufer in der Michaelimesse gut ver sorgt wurden und in Folge der politischen Zustände, namentlich aber durch die Mobilisirung der Trup pen in fast allen deutschen Ländern seitdem nur wenig hat consumirt werden können, indessen scheint man doch auf ein so höchst ungünstiges Resultat nicht vorbrreitet'genug gewesen zu sein, sonst würde man wohl die Zufuhr der Waaren mehr beschränkt haben. Von den gewohnten Einkäufern waren nicht die Hälfte hier, und obgleich die politischen Verhältnisse noch vor der Messe »ine günstige Wendung genommen hatten, so war doch die Zeit zu kurz, als daß diese von Einfluß auf die Messe hätten sein können. Die wenigen Griechen waren bald befriedigt und ebenso die wenigen Russen und Polen; überseeische Einkäufer fehlten gaüz. Ge genüber dem schlechten Verlause der Messe ist es nur erfreulich, daß ein großer Theil der Fabrikan ten zu Hause noch Beschäftigung hat und der Winter ein milder ist; auch sind die Gelder im Allgemeinen besser eingcgangen, als sich bei diesen Verhältnissen hätte erwarten lassen. Dresd en, 13. Jan. Die Böhmisch-Säch sische Bahn ist vollendet und heute zum ersten Male und zwar von dem Fürsten Schwarzenberg befahren worden, der heute Morgen auf derselben mittels Separaltrains nach Wien zurückkehrte. Meißen, 13. Jan. Heute waren diejenigen Porzellangegenstände dem Publikum zur Ansicht ausgestellt, welche in hiesiger Fabrik gefertigt in den näcksten Tagen die Wanderung zu der In dustrieausstellung in London antreten werden. DaS hiesige Publikum bezeugte ein lebhaftes In teresse dafür, und den ganzen Tag hindurch wurde das AusstellungSlocal von Besuchern frequentirt. Unter der Anzahl kostbarer Gegenstände, welche ausgestellt waren, zogen insbesondere die Aufmerk samkeit aus sich ein kostbarer Spiegel in einem herrlichen Porzellanrahmen, dessen Werth auf 1500 Lhlr. geschätzt und der würdig sein dürfte, das Prunkgemach einer Fürstin zu schmücken — ferner ein Camelienbaum mit weißen Knospen und Blu- then aller Größen und Grade der Entfaltung, und endlich zwei prachtvolle Vasen, die eine im Ro- cocco-, die andere im antik-griechischen Style. Der Werth einer einzigen wurde auf 1000 Lhlr. geschätzt. Die Erzeugnisse der Meißner Porzellan- manufackur werden mit jedem anderen der Art glücklich rivalistren können. Rochlitz. In der bei dem hiesigen König!. Justizamt« anhängigen Geringswalder Maiunter suchung sind am 13. d. M. die Strafurtheile er ster Instanz publicirt worden, nach welchen dem gewesenen Lehrer Bemmann an der Stadtschule zu Geringswalde lebenslängliche, dem gerpeseyen