Volltext Seite (XML)
— 115 geschlagen haben, der mir daS geboten hätte." Die schlimmste Frucht der üblen Verhältnisse in Deutschland ist nach meiner Ueberzeugung die Aus wanderung nach Amerika. Da kommen die ar men gedrückten Menschen herüber, und den letzten himmlischen Sparpfennig, den ihnen Gott in's Herz gelegt, werfen sie hin für ein Stück Brod! Anfangs dünkt ihnen das fremde — furchtbar fremde — Land unerträglich, und sie werden ergrif fen von einem heftigen Heimweh. Aber wie bald ist dieses Heimweh verloren! Ich muß eilen über Hals und Kopf hinaus — sonst verliere ich das meinige auch noch. Hier sind tückische Lüfte, schleichender Tod. In dem großen Nebellande Amerika's werden den Leuten leis die Adern ge öffnet und sie verbluten sich unbemerkt. Ich weiß nicht, warum ich immer eine solche Sehnsucht nach Amerika hatte. Doch, ich weiß, Johannes hat in der Wüste getauft. Mich zog cs auch hin in die Wüste, und hier ist in meinem Herzen auch etwas wie Taufe vorgefallen. Vielleicht daß ich davon genesen bin, mein künftiges Leben wird es mir sagen. In dieser großen langen Einsam keit, ohne Freund, ohne Natur, ohne irgend eine Freude, war ich wohl darauf hingewiesen, stille Einkehr zu halten in mich selber, und manchen heilsamen Entschluß zu fassen für meine ferneren Lage. Nächsten Monat werde ich mich in New-Vork einschiffen. Ich hoffe bis 15. Mai in Stuttgart zu sein und einige Tage im Kreise meiner theuern Freunde zu leben. Eilet ihr Jubeltage. Wenn ich nur nicht ersaufe. Geschrieben habe ich indes sen: Der Gang zum Eremiten, in 3 Gesängen. Die Heidelberger Ruine. Die Abschiedsrosse. Der Postknecht. Warnung und Wunsch. Abmahnung. Die schöne Sennin, in 4 Gedichten. An die äl teren Liberalen in Deutschland. Waldes-Trost. Der Unentbehrliche, krimulr» vvris. Ahasverus in 4 Atlantika, welche ich Ihnen, zu einem Maiensträußchen gewunden, hicmit übersende. Amerika ist das wahre Land des Unterganges, der Westen der Menschheit. Das atlantische Meer aber ist der isolirende Gürtel für den Geist und alles höhere Leben u. s. w. Nikolaus Niembsch von Strehlenau. (Lemm.) Wohin Diese und Jene gehören? Die Armen nach Geldern. — Die Hungrigen nach Is land. — Die sehr Hungrigen nach Friesland. — Die Aus sätzigen nach Finnland. — Die Kranken nach Heilbronn. — Die Patienten nach Curland. — Die anstößigen Schrift steller oder Buchhändler nach Bucharest. — Die Perücken macher nach Haarburg. — Dit Dürftigen nach Brot. — Die Creditlösen nach Siebenbürgen. — Die Ruheliebenden nach Friedau. — Die Friseurs nach Tours. — Die Spa tzierenden nach Ganges. — Die schwatzhaften Brünetten nach Braunschweig. — Die Weinenden nach Aähringen. — Die Stolzen nach Grenoble. — Die Auswanderer nach Neusiedel. — Die Israeliten nach Judenburg. — Die Rechtestudittcn nach Jura. — Die Eierhändler nach Henne gau. — Die Frommen nach Fünfkirchen. — Die sehr From men nach Neunkirchen. — Die Eheleute nach Belle-Alliance. — Die Jäger nach Hetzendorf. — Die Böcke nach Geis lingen. — Die Kahlköpfigen nach Glatz. — Die Kammer mädchen nach Zofingen. — Die jungen Leute nach Dün kelsbühl. — Die Mönche nach Kuttenberg. — Die Be fragten nach Sagan. — Die Einsamen nach Oedenburg. — Die Wurstmacher nach Darmstadt. — Die Aufschneider nach Mähren. — Die Ehrlosen nach Schandau. — Die Plauderhaften nach Schwaz. — Die Barbiere nach Bart feld. — Die Lotteriespieler nach Satz. — Die Kußsüchti gen nach Dortmund. — Die Unfläthigen nach Schwein furt. — Die Unpoetischen nach Illyrien. — Die Vcrsifcxe nach Knittelseld. — Die Processirenden nach Dortrccht. — Die Kletterer nach Hohenlinden. — Die Schlosser nach Eiscnstadt. — Die Weiberfreunde nach Magdeburg. — Die Strebenden nach Erlangen. — Die Verliebten nach Küßnacht. — Die Egoisten nach Meiningen. —Die Furcht samen nach Memmingen. — Die Briefträger nach Oporto. — Lie Recensenten nach Rügen. — Die Dichter nach Rheims. — Die Kinder nach Papa. — Die Redseligen nach Schwetzingen. — Die Geisteskranken nach Irland. — Die Lumpensammler nach Fetz. — Die Milchweiber nach Melk. — Die Kaltblütigen nach Eisleben. — Die Wurst- freunde nach Salamis. — Die Unreinlichen nach Lausitz. — Die Schlaffen nach Laxenburg. — Die Hölzernen nach Ofen. — Die Neugierigen nach Leutschau. —Die Hart hörigen nach Orenburg. — Die Dummen nach Oxford. — Die Ausyecker solcher Sächelchen nach Lappland. —— Der Heirathsantrag nach der Mode. (Fortsetzung.) „Eisenhuld hat Recht!" gestand Lippold —. „Wir Alle sind schlimm daran. Was ist zu thun, um uns zu Hebfen?" „Ei," — erwiederte Dietrich — „find wir nicht schmucke Jungen? Fühlen wir nicht ein Herz im Busen, das Millionen umfassen könnte? Eine reiche Heirath, sollte ich meinen, wird uns Allen helfen, einen Jeden von uns zum Herren machen und unabhängig. Fassen wir auf der Stelle ein Heiralhsgesucd für die Leipziger Zeitung ab. Da wir ihrer vier sind, lassen sich die theuern Einrü ckungsgebühren leichter tragen. Ist der Weg frei, mein Reinwart? Dein Drache ausgegangen, da mit wir ungestört in Deinem Ladenstübchen der Schriftstellerei obliegen können?" Als Reinwart diese Frage bejahte, bezogen die vier Commis die Ladenstube, um gemeinsam an die Abfassung des Heiralhsantrages zu schreiten. „Geld muß sie haben — viel Geld!" sagte der Banquier von der zu verschreibenden Braut.