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— 197 —- und ausgebreitet. Die Königin besitzt 100 Halb inseln, 500 Borgebirge, 1000 Seen, 2000 Flüsse und 10,000 Inseln. In Lithauen soll die Noch unter den Land leuten so groß sein, daß ganze Dorfschaften von Bewohnern leer stehen. Sie sind in großen Schaa- ren den Städten zugewandert, um dort kümmer lich durch Lageloyn ihr ärmliches Leben zu fri sten. .Sie haben nickt einmal so viel Saatkorn und Kartoffeln, um ihr Feld zu bestellen. Ä is Navarra, wird folgendes schreckliche Ereig- niß gemeldet, das sich in einem der Lhäler die ser Provinz nahe der französischen Gränze zuge tragen: Bor Kurzem trat^ein Jindividuum, als Weck' verkleidet, ui ein abgelegenes Haus und bat um Aufnahme. In diesem Hause befanden sich drei Personen, ein Mann mit seinem Weibe und Kinde. Die Leute bemerkten jedoch bald die Ver- kleivung der Person und gerietheu in Furcht über das etwaige Borhaben derselben. — Der Mann, der die Nacht mit seinem so gefährlichen Gaste im Hause nickt heraukommen lassen will, begiebt sich durch eine Hinterthüre zu seinen nächsten Nach barn, um ihre Hülfe in Anspruch zu nehmen. Die Frau jedoch kann ihre Furcht nicht verbergen. Um den Fremden, der sich sters an sie drangt, zu vermeiden, tritt sie plötzlick in eine Kammer und schließt die Thure hinter sich zu. Der Ver kleidete will ihr folgen, da er jedoch die Thüre verschlossen findet, ruft'er aus: „Ich weiß, Ihr habt Getreide verkauft, gebt mir das Geld oder ick tödte Euer Kind." Unglücklicherweise war dieses arme Wesen draußen geblieben. Die Frau, welche an^die Ausführung dieser schrecklichen. Dro hung nicht glaubte, wie auch für sich selbst zit ternd und auf die nahe Zurückkunft ihres Mannes hoffend, kann sich nicht entschließen zu'öffnen, Hörl aber bald darauf das herzzerreißende Geschrei ihres Kindes, welches der Unmensch erwürgt. Nach diesem Verbrechen sucht der Mörder die Thür einzustoßen, was ihm jedoch nicht gelingt; darauf versucht er durch die schwache Mauer durchzubre chen, macht mit leichter Mühe ein Loch und will hindurchkriechen. In dieser außerordentlichen Ge fahr faßt die Frau einen verzweifelten Entschluß. Sie nimmt eine Sichel, die sich im Gemache be findet, faßt den Kopf des durchkriechenden Mör ders bei den Haaren und sägt auf diese Weise mit aller ihr zu Gebote stehenden Kraft, bis sie das Hauvt vom Rumpfe getrennt hat. — Man denke sich das Entsetzen des zurückkehrenden Gat ten beim Anblick seines ermordeten Kindes, dane ben einen blutigen enthaupteten Leichnam und sein Weib in Ohnmacht, zu dessen Füßen der ab- getrennte Kopf liegt. ? Vier Firmen, die in Leipzig auf der Dresdner Straße hintereinanderhingen, lauteten: Destilla teur Bruder, Glaser Waibel, Branntweinbrenner Kratze und Bäckermeister Müg. Daraus maäSe der VolkSwitz ^die Zusammenstellung: Bruder. Waibel, kratze mich." . 5, u Aus G a l i z i e n erfährt man, daß viele Deutsche,. die sich in dortige Gutspachtungen eingelassen hat ten, sich in höchst betrübender Lage befinden. . Sie haben, auch wo sie das Leben gerettet^ allrS verloren und sind zu Bettlern geworden. Ein- solcher bat vor einigen Tagen in einem Schreibe« den Dirigenten einer großen Herrschaft, Unterwelt chem. er früher Beamter gewesen war, flehentlich um ein.Zeugniß, welches ihm zur Erlangung ei*' ner sehr geringen Bedienstung nöthig war. Er beschreibt die Gräuel des Aufstandes so, daß sich die Haare sträuben. Er selbst war gebunden nach Tarnow abgeführt, und nur durch Begleitung ihm treu gebliebener Bauern von hem ihm über all drohenden Tode errettet worden. Er war u»L terwegs mehrcremale Augenzeuge, wie manMen« schen lebendig viertheilte oder sie nieder warf und mit Dreschflegeln von unten herauf todt drasch. In Tarnow, behauptet er, seien gegen 200 Edclleute und Beamte todt und gegen verwundet und verstümmelt eingebracht wordttk. > Ueber Tobte aber seien liegen geblieben rind erst nach längerer Zeit verscharrt worden. Juck der Gegend von Tarnow hat Heuer von den ads- ligen Grundstücken des dortigen Kreises kaum der vierte Theil besäet werden können, aus Mangel an Daatgetreide und — Besitzern. > Im Dome zu Aachen verehrt man eins An zahl von Heiligthümern, welche ehedem den Gläu bigen auf dem Thurme desselben zur Schau und Verehrung ausgestellt wurden; die Besitzer der umliegenden Häuser vermietheten zu diesem Zwecke ihre Fenster und Dächer zu hohen Preisen un machten dabei gar gute Geschäfte. In diesem Jahre hat nun das dasige Domkapitel zum Heile der Reliquienverehrer abermals eine solche Aus stellung veranstaltet; da aber Bischof Arnold! mit dem sogenannten heiligen Rocke sehr gute-Ein* nähme gemacht hat, so will man diesmal die Re liquien im Dome selbst ausstellen, damit dio Opfer der Gläubigen in den eigenen Kasten fallen. Da gegen hat sich aber die Regierung ausgesprochen sie will die Ausstellung nur auf dem Thurme