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-- 171 werden; aber das Kind «ar -nun todt und so mußte er seine unredliche Absicht auf den Besitz des unermeßlichen Vermögens entweder ebenfalls begraben oder zu einem unredlichen Mittel greis fen. Er lhat das Letztere. Wohl wissend, daß fast allnächtlich am Findelhause Kinder ausgesetzt werden, hatte er Lur gedungen, dort einer Frau, wenn eine solche einen Knaben von dem Alter des verstorbenen aussetzen wollte, das Kind abzu> kaufen, um es dann Sophien., die ihr Kind le bend glaubte, und bei der er sich noch nicht hatte sehen lassen, als das ihrige unterzuschieben. — Lur hatte sich, wie wir wissen, in jener Nacht von Bernhard entfernt, „weil er," wie er sagte, „noch etwas zu thun hatte;" und dies war jenes Bubenstück, zu welchem Appiano ibn gedungen. Lur wollte beim Findelbause lauern, wurde aber durch Marie-Anne, die er erkannte, und von der er glaubte, daß sie ihn und Bernhard suche, um sie wegen des ihr entwendeten Geldes zur Rede zu stellen, verscheucht; Appiano aber, der in der Nähe geblieben war, um das durch Lux zu er handelte Kind gleich in Empfang zu nehmen, hatte das Gespräch Bernhard's und Marie- Änne's be lauscht, er hatte gehört, wie Marie-Anne ihrem Manne die Zeichen nannte, die sie dem Kinde mitgcgeben hatte, und als sie sich entfernten, zog er die Glock« an der Thür des Findelhauses, nannte die Zeichen, ließ sich das eben von Marie- Anne ausgesetzte Kind zurück geben und eilte mit seiner Beute dem Gasthofe zu, in welchem, er ab gestiegen war. - Als Sophie den Baron von Bruckbaum auf das Verlangen ihrer Mutter geheirathet hatte, hätte sie einer innigen Neigung ihres Herzens ent sagen müssen. Theodor, ^hr Cousin, der Gegen stand ihrer ersten Liebe, stand nun wieder vor ihr; dr hatte sich der, die Wittwe war, wieder gena- het und hoffte, jetzt das Ziel seiner Wünsche zu erreichen. Aber Sophiens Hand war bereits wie der versagt; sie hatte zu Appiano, der sich um ihre Hand bewarb, als sie ihm ihr Kind über gab, gesagt: „retten Sie Mein Kind, und ich werde die Ihrige!" — aber ihr Herz gehörte ihm nicht und schon wollte sie Theodor Hoffnungen gebe^,. als Appiano noch zur rechten Zeit eintrat und ^hr die Nachricht brachte,, daß er ihr Kind glWich hieher gebracht und dasselbe wieder gene sen sei. Sophie hatte, die Ankunft' ihres Kindes erwartend , eine Wärterin für dasselbe su chen lassen und so war ihr, — ob Zufall oder höhere Fügung? — Marie-Anne empfohlen wor den, der sie nun um so lieber die Pflege ihres Kindes übergab, als sie in Marie-Anne diejenige erkannte, die in einer und derselben Stunde mit ihr an-einem und demselben Altäre gestanden hatte; und als sie von Marie-Anne hörte, welches Schick sal sie betroffen, und wie die bitterste Noth sie gezwungen, ihr Kind auszufchen, da gab sie der- stlben Geld, um schnell das Kind im Findelhause auszulösen und es zu ihr in's Haus zu bringen. ------ Auf den Flügeln der Mutterliebe, — denn sie sollte ja nun wieder ihr liebes Kind in die ArMe schließen, --- eilte Marie-Anne, die in der Freude ihres Herzens Sophiens Kind noch gar nicht gesehen hatte, dem Findelhause zu, aber jammernd und wehklagend kehrte sie eben so schnell wieder zurück; ein vornehmer Herr hatte es unter Angabe aller Zeichen zurückverlangt und dem Fin delhause ein ansehnliches Lösegeld geschenkt. — Appiano hörte mit Entsetzen die Erzählung her Frau; —wenn sie Sophiens Kmd erblickt, so wird sie es als das ihrige erkennen-und bann ist er entlarvt, und all' sein unredliches Streben, das große Vermögen an sich zu bringen, vergeb lich gewesen! Da tritt Marie-Anne, um ihrem entsetzlichen Schmerze durch Liebkosung des ihr nun-anvertrauten Kindes gleichsam «inen Tropfen Balsam zu geben, an die Wiege des Kindes, — Appiano kann sie nicht zurückhalten, — sie schlägt die Gardine zurück und, — wer beschreibt das freudige Entsetzen der Mutter, die hier-ihr geraub tes Kind wiederfrndet! „Mein Kind! mein Kind!" ruft sie wieder wie damals, als sie vor dem Fin delhause ohnmächtig niedersank, und will es dabei aus der Wiege heraus an ihre Brust reißen.'Da durchzuckt ein teuflischer Gedanke Appkano's Mstere Seele. „Das Weib ist wahnsinnig !" ruft eil und greift an die Klingel; Sophie, vor Entsetzen stumm, wirft sich, um ihr Kind gegen Marie- Anne zu schützen, zwischen di« Wego und die Unglückliche. Die Diener eilen herbei und auf Appia no's Befehl wird daS arme Weib gebunden und in's Irrenhaus geschleppt. (Beschluß in nächster Nr.) Un p ol iti sH e s All er l ei. Der Großherzog von Weimar Hst mit unserer sächsischen Stqasbregierung einen Vertrag ahgn Myffen,, ZaG- flachem die gegenwärtig in ßH«» mar bchchercho-Landsslotterie mit dem -tz. I. aufgehoheg, und vom 1, VMi'-pr:LAer königl. sächs. Landeslvtterie daS ausschließliche Pri-