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— 164 — wtlche S wohl noch dicht wagt«, stch indienepe Heimath zu schleichen und sich dir zum Wechsel -er Dinge zu verbergen; theils waren eS Belgien welche sich ihrer Heimath näherten. Niemand stellte ihnen nach. Niemand beachtete sie, wenn sie am Abend in den Ortschaften sich Speisen kauf, tetr oder auch bettelnd welche zu erhalten suchten. Die sonst sehr gute Polizei schien völlig erschlafft. Diese Erscheinung zeigt« sich übrigens in allen Zrveigen des öffentlichen Lebens und'die Entrü- stüng gegen den Kaiser machte sich ohne Hehl Lust bei Burgern und Soldaten. Jenseits des Rheins waren der Ausreißer noch viel mehr. Sie traten bei dm Bauern in Dienst und fanden häufig wil lige Aufnahmen. Eine Frage beschäftigte alle Ge- müther, die: was wird Napoleon thun? Denn VaS Häuflein entnervter Soldaten, welches hier herum cantonirte, war nicht des Nennens werth. -Es fehlt« ihnen ja an Mem, selbst am Muthe, denn der Name „Kosack" machte sie erbeben. Nicht wenige Familien des Landes wurden von pfficie» ren und Soldaten mit Lhränen und Flehen ange gangen, sie zu behalten- bis die Deutschen würden gekommen sein. Mir selbst begegnete es; ich fürch tete leider die Folgen und damit war es kein Scherz. Wußte man ja doch nicht, ob nicht der alte Löwe seine Mähne noch einmal schütteln und die Ufer ches Rheines vertheidigen würde. Wehe dann dem, der es gewagt hätte, einen solchen. Unglücklichen verborgen zu haben! Eine Pfarrerfamilie kenne ich, dle es wagte und' glücklich zwei junge Ita liener über den Rhein brachte. Thränen des Dankes waren ihr schöner Lohn. (Fortsetzung folgt.) Buntes. Der bekannte und beliebte Komiker Ballmann am Leipziger Theater kehrte neulich spät in der Nacht aus einer Gesellschaft zurück. Lustig, wie -immer, trällerte er ziemlich laut einige der neuesten , Opernarien vor sich hin. Plötzlich trat einer der mrt langen Spießen bewaffneten Nachtwächter auf ihn zu: „Herr, wissen Sie nicht, daß man in Leip zig, wenn man des Nachts nach Hause geht, nicht singen darf? " Ruhig legte Ballmann seine Hand auf die Schulter des Befpießten und sagte: „Ja lieber Freund, ich gehe aber noch nicht nach Hause." Mit dem protestantischen Kirchenbau in Ingol stadt, in Baiern, bleibt es immer beim Alten, d. h., etz wird nicht gebaut. So oft das Frühjahr kommt und angefangen werden soll-giebt tS ü» wer wieder neue Anstände. So auch neuerdings wieder. Die Protestanten'können es dort -zu kei ner Kirche bringen. Es müßte sehr interessant sein, eine Geschichte dieses Kirchenbaues zu lesen. Zum Bau einer katholischen Kirche in Leip zig sind aus Prag und Leitmeritz LL75 Gulden zur Unterstützulm gesammelt und eingeschickt wor den. Es hat Niemand die Gelder weggenommen und den Platz zur katholischen Kirche hat der Stadt-' rattz upentgeldlich eingeräumt. „Heil dir, mein Sachsenland!" - ; ' l Eime Mutter mit ihren Kindern. Dir schwedischen Zeitungen erzählen eine schauerliche Geschichte, die wir mit Grauen gelesen haben. Eine Frau fuhr an einem Wintertage in einem Schlitten, der mit einem Pferde bespannt war, nach einem entlegenen Dorfe. Sir hatte ihre drei Kinder bei sich, eines von sechs, eines von drei und eines vpn anderthalb Jahren. Der Schnee lag hoch, und bald ließ sich das Geheul einiger Wölfe hören. Dieses Geheul kam näher und näher, und die Frau erkannte bald, daß sie von einem halben Dutzend hungriger Wölfe gierig verfolgt wurde. Das Pferd brauchte sie nicht anzutreiben zur Eile, denn es hatte die Größe der Gefahr recht wohl bemerkt; es lief nicht mehr/ es flog und erlangte einen weiten Vorsprung vor den Wöl fen. Aber wird es denselben immer behaupten können? daran ließ sich allerdings zweifeln, deüN bald kamen die gierigen Bestien wieder näher und imyier näher; die Gefahr erreichte die, höchste Stufe; die unglückliche Mutter verfiel der Verzweif lung, denn nur aus Verzweiflung konnte sie thun, was sie that. Als die Wölke sich auf den Schlit ten stürzen wollten, ergriff sie im Wahnsinn eines ihrer Kinder und warf es aus dem Schlitten hin aus den Wölfen zu. Diese blieben zurück, ver zehrten die Beute, welche ihnen geboten, und kämpften um die blutigen Ueberreste; aber bald suchen sie, gieriger noch als vorher, die Spur des Schlittens wieder auf, jagen ihm nach, und die Mutter mit ihren noch übrigen beiden Kindern hörte das Geheul bald von Neuem, welches ihnen den Tod verkündigte. Das schreckliche Opfer wurde zum zweiten Male, dann zum dritten Male ge bracht,- und die Frau erreichte so, um den Preis des Lebens ihrer Kinder, wohlbehalten das Dorf. An den ersten Häusern desselben blieben die Wölfe zurück. Die Unglückliche befand sich aber in ei nem Zustande, den man sich nicht vorstellen, nöch