gleich aber auch etwas trotzig Eigensinniges. Im Trioteil waltet idyllisch-melodienselige Ro mantik. Mit kraftvoller Selbstbehauptung schließt der wiederholte Scherzohauptteil. Nach dem urwüchsigen Scherzo bringt die ruhevolle, feierliche Weihe und Weite des Adagios einen wunderbaren Gegensatz. Die ses Adagio, das Bruckner selbst für seinen bedeutsamsten sinfonischen Satz gehalten hat, ist die eigentliche geistige Mitte der ganzen Sinfonie und umschließt ihr tieferes humani stisches Anliegen. Uber Streichertriolen erklingt das Hauptthema in sanfter Gelassenheit und sehnsuchtsvoller Bewegung. Seelische Span nungen und Entspannungen gleichen sich glücklich miteinander aus. Einen tragischen Grundton bringt das Hauptthema des ersten Satzes. In Bruckners letztem Finale (das zur „Neun ten" wurde nicht mehr von ihm vollendet) sind alle sinfonischen Kräfte nochmals aufgeboten. Kunstvollster Aufbau (Themenverknüpfung!) ver bindet sich mit differenzierter Erlebnisfähigkeit und bezwingendem Gefühlsreichtum. Kraftvoll stimmen Hörner und Posaunen das Haupt thema an, aus dem sich die anderen thema tischen Gruppen herauslösen, choralartige Festlichkeit schaffend. In der Coda erscheinen, auf der Kraft des Final-Hauptthemas beruhend, die Hauptthemen des ersten, zweiten und drit ten Satzes mit dem des vierten kühn über einandergeschichtet. Das „Micher-Thema überstrahlt alles sieghaft. In strahlendem, machtvollem C-Dur verklingt die Sinfonie, in ihrer humanistischen Sinngebung weit über Bruckners Anmerkungen über den Entste hungsanlaß des Finales (Kaiserzusammenkunft) hinausreichend zur Botschaft vom Siege des Lichts über die Nacht. Prof. Dr. Dieter Härtwig PHILHARMONISCHE NOTIZEN Am 24. und 25. Januar 1992 gab die Dresd ner Philharmonie zwei Konzerte im französi schen Lille, wo von November 1991 bis Janu ar 1992 ein Mozart-Festival veranstaltet wur de unter dem Motto „Wolfgang invite Ludwig" (Wolfgang lädt Ludwig ein). Neben Werken von Mozart und einigen seiner Zeitgenossen war während dieser drei Monate somit auch Beethoven mit Kammermusik und nahezu allen Orchesterwerken vertreten. Diesem Beethoven-Zyklus ordnete sich die Dresdner Philharmonie mit ihren beiden Kon zerten zu: Chefdirigent Generalmusikdirektor Jörg-Peter Weigle dirigierte die 3. und 6. Sin fonie, die Egmont- und Coriolan-Ouvertüre, die beiden Violin-Romanzen sowie das Tripel konzert. Als Solisten wirkten dabei Olivier Charlier (Romanzen) und Philippe Koch, Vio line, Roberte Mamou, Klavier, und Robert Cohen, Violoncello, mit. Auf der Reise von Dresden nach Lille legten die Philharmoniker und ihr Chefdirigent eine Zwischenstation mit einem Konzert in Hanau ein, wo sie in der dortigen Stadthalle ebenfalls Beethoven spielten. Das Programm des 6. Zyklus-Konzertes - Mo zarts A-Dur-Sinfonie KV 201, Dvoräks Klavier konzert und 8. Sinfonie - mit Tadeusz Struga- la als Gast am Pult und dem Pianisten Andreas Boyde geben die Philharmoniker bereits am