Volltext Seite (XML)
und 1988/89 das Konzert für Posaune und Orchester (Deutsche Staatsoper Berlin). „Besonders die Konzerte enthalten" - so bekennt Grüner - „die Summe meiner Erfah rungen als Orchestermusiker und als Kom ponist... * Dreißig Jahre lang als Schlagzeuger u.a. auch neue Musik spielen, führt zur Auseinan dersetzung mit neuem musikalischem Material. Meine Konzerte sind einerseits aleatorisch und andererseits streng kontrapunktisch gearbeitet. Bei Alban Berg habe ich gelernt, daß der Hörer auch die Musik, die in Zwölftontechnik komponiert ist, durchaus als ,schön' empfinden kann, wenn der Komponist entsprechende Klänge wählt. Mein Wunsch ist es, dem Hörer das Verständnis für die neue Musik auf eine unterhaltsame, freundliche Art und durch die Erweckung von Assoziationen an klassische Vorbilder zu erleichtern. Das Konzert für Trompete und Orchester Nr. 2 ist ein Auftragswerk der Dresdner Philharmonie, fertiggestellt im Oktober 1990. Ein gutes Jahr später kann nun also die Urauf führung stattfinden, nachdem 1991 zwei wei tere Solokonzerte ihre Uraufführung erlebten: das Konzert für Posaune und Orchester im Berliner Schauspielhaus mit der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Jörg-Peter Weigle und das Doppelkonzert für Tuba, Kontra baßklarinette und Orchester in der Kölner Philharmonie, Leitung Kasper de Roo. Allen Konzerten ist eines gemeinsam: die Virtuosität der Solisten, die Begleitfunktion des Orchesters mit solistischen, kammermusika lischen und effektvollen Passagen, das Ver schmelzen zu besinnlichem und rassantem Mit einander. Vier Sätze bestimmen im Trompe- f tenkonzert das Geschehen, in denen dem Solisten - Jouko Harjanne hob 1987 schon mein 1. Trompetenkonzert im Berliner Schau spielhaus aus der Taufe - Außerordentliches abverlangt wird. Im ersten Satz (Presto) mischt sich die Trompete schnell in das Geschehen, stellt ihre Beweglichkeit in den Mittelpunkt, ihre Klang schönheit in einem ruhigeren Teil vor, um zum Ende dann naturgemäß doch noch etwas zu ,schmettern'. Der zweite Satz (Quasi Cadenza) gibt sich anfangs fast lyrisch mit auch ausgehaltenen Tönen, weniger Bewegung, später mit ka denzartigen Passagen und sich in höchste Höhen steigerndem Schluß. Dem dritten Satz (Scherzo) - hier musizieren Solist und Orchester eher traditionell - folgt als vierter Satz, mit virtuos und rhythmisch wieder kehrenden Teilen, das von mir schon in an deren Konzerten bevorzugte abrupte Finale." Das Stück ist im Verlag Neue Musik Berlin erschienen. „Das russische Element in meiner Musik im allgemeinen - das heißt die dem russischen Lied verwandte Art und Weise der Melodie führung und ihre Harmonisierung - ist darauf zurückzuführen, daß ich, in völliger Weltab geschiedenheit geboren, von frühester Kind heit an von der unbeschreiblichen Schönheit der charakteristischen Züge der Volksmusik durchdrungen war und ich das russische Eie ment in allen seinen Erscheinungsformen bis zur Leidenschaft liebe, mit einem Wort, daß ich eben eine Russe bin im erschöpfendsten Sinne des Wortes.“ Diese Worte Peter Tschai- kowskis treffen in besonderer Weise auf seine in den Jahren 1877/78 (in unmittelbarer Nachbarschaft zur Oper „Eugen Onegin") ent standene, am 10. Februar 1878 in Moskau uraufgeführte Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36 zu, in der sich eine starke innere Beziehung zur Volksmusik seiner Heimat deutlich wider spiegelt. Eine schwere, durch das Scheitern seiner unglücklichen Ehe bedingte Lebens- und Schaffenskrise des Meisters, aber o auch der Beginn neuer künstlerischer und menschlicher Gesundung fanden in dieser Sinfonie ihren Niederschlag. Tschaikowski widmete das Werk seinem „besten Freunde", seiner Gön nerin Nadjeshda von Meck, die ihm seit 1877 als verständnisvolle, seine Musik be wundernde Freundin zur Seite stand und ihn