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Sie schufen den Menschen aus Erde, nicht aus dem Himmel, daß seine Pläne nicht den ganzen Erdball umfassen sollen; nicht aus tkr Luft , da mit nicht Donner und Blitz seine Brust zerreiße; nicht aus Feuer, damit er nicht glühende Kohlen sammle auf's Haupt des Nächsten; nicht aus Was-- ser, damit sein glattes Gesicht nicht bedecke die Ungeheuer und Scheusale in der Tiefe des Her zens; sondern aus der Erde, damit er sei wohl- thätig wie die Erde, die ihre reichen Adern er gießt im Stillen und Verborgenen; damit er sei treu wie die Erde, die, wenn sie ihr Gelieb ter, der Tag verläßt, den Witwenschleier über das Antlitz zieht, den Blumen die Lippen ver schließt, und wenn der Lag wiederkehrt, ihn em pfängt mit den frischen Tbauthranen, die des Nachts sie geweint! Und als der Mensch fertig war, nahmen die Engel zu seinen Augen ein Stück chen Himmel mit seinem Lichte, zu seinen Ohren ein Bischen Luft mit ihrem Schalle, und zu sei nen Lippen einen Hauch des Feuers mit seiner Flamme, und das Herz befeuchteten sie mit e nem 'Tropfen aus der Liefe des Meeres, und darum ist im menschlichen Herzen wundersame Ebbe und Fluth, deshalb giebt dLs Herz sodann den Tro pfen als Thräne wieder zurück dem Himmel des Auges! Und als der Mensch fertig war, war er König ! Herrscher über alle kleinen und großen Thiere! Der erste Mensch war der König der Schö pfung! Gehorsamer Diener! Damals hatte der Mensch noch keine Frau, da ist's keine Kunst, ein König zu sein! Allein er bekam bald lange Wei le, selbst die kleinen und großen Thiere um ihn her langweilten ihn und er verfiel in einen tiefen Schlaf! Es war kein gesunder Schlaf! Als Garson legre er sich nieder und als Ehemann stand er auf! Daher kommt das Sprüchwort: „Die Nacht ist keines Menschen Freund!" Unterhaltendes. Der goldne Knopf. Erzählung aus dem Anfänge des achtzehnten Jahrhun derts von, G. Nier itz*). I. - . . . V . - Es blitzte, aber nicht am Himmel, auch nicht Jedem sichtbar. Was so blitzte, lag in einer klei» *) Auf freundliche Veranlassung haben wir uns den Abdruck dieser Erzählung erlaubt. Möge sie zugleich dazu neu Vertiefung, welche das unebene Steinpflaster in der Klosterstraße zu.Berlin bildete. Viele wa ren schon an dem strahlenden Dinge vorübergegangen, ohne es zu gewahr'en. Einem jungen Manne von einigen und dreißig Jahren wär der Fund aufbe halten. Die Hände auf dem Rücken, die Augen tiefsinnig vor sich hin starren lassend, kam er lang sam daher; ein runder, grober Filzhut bedeckte das lichte Haupthaar, ein abgetragener, grauer Oherrock den wohlgebauten Körper. „Ha, Gold! edles, glückbringendes Gold!" murmelte er, als er den neuen, funkelnden Knopf aufgehoben hatte. „Der dich verlor, war. wohl reicher an diesem Metall als ich." Er hielt ihn gegen Pie bleiernen Knöpfe seines Kleides. „Hm! gerade dieselbe Form, und just muß mir da ei ner fehlen. — Schwerlich werden sich diese da in goldene verwandeln, aber bald will ich dem gelben hier die weiße Farbe der anderen gehen. So nützt er doch und gewährt mir im schlimm sten Falle einen willkommenen Nothpfennig." — Er wickelte ihn sorgfältig in ein Stück Papier und setzte seinen Weg etwas eiliger fvrtt „Hör' Er, Böttcher!" murrte der Herr der Wolfs-Apotheke, als der junge Many durch die .Klingelthür eintrat, „wenn Er bei jedem kleinen Gange so viel Zeit vertrödeln will, werd' ich mei nem Gehilfen noch einen Gehilfen halten müssen. Marsch, in s Laboratorium! Da liegen eine Menge Recepte, die lange schon auf ihn warten. Ich konnte doch den Laden nicht im Stiche lassen! Zweimal hat bereits der Herr Obersteuerrath her über geschickt und fragen lassen, ob das Pulver noch nicht fertig wäre; 's muß dringend sein! " — „Ist denn Jemand d'rüben krank geworden?" fragte kleinlaut und erschrocken der Geschoktene. „Was weiß ich's!" entgegnete der Heier. „Das Fräulein mag wohl wieder pimpeln, wenigstens sah ich sie vorhin kreideweiss aw Fenster stechen." Sichtlich bestürzt ergriff der Gehilfe dw Zettel, und bald schallte der Mörser, kochten Töpfe am Feuer, glitten silberne Pillen und niedliche Pul- 7 ..... ' 7 . 7 ...7. 7 - v " dienen, diejenigen mfferer Stser, bene« die Schriften von G; Ni er i tzEtniger bekannt sind, auf den Werth dieses trefflichen Erzählers und Bolksschrifttzcllers Kinzuweiselu. (Guss. Nieritz'S, Schriften sinh MistenthcisS w her Ber- .einsbvchhandtung zu Berkin erschienen und fast durchgän gig so-billig len Preise gestellt, daß deren Anschaffung jc- -emi Freunde einer ansprechenden und gemächlichen-eettre leicht möglich wird. Steuerdings hat auch de^Djerländi- sche Verein zur Verbreitung nützlicher BolWchrifren mehre Arbeiten dieses Autors in's größere Publikum gebracht.) i. - > 7 . . . 7-. M i!