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— 520 — Per Schuster von D res lau. (Historische Erzählung aus Mm ersten Viertel des fünf- zehiiten Jahrhunderts.) - - - ' ' (Fortsetzung.) „O Fluch der Hölle!", schrie Georg gellend auf, „so ift's wahr, er hat mich betrogen um Al les, was mein war! schleppt ihn her,' daß ich ihn langsam lödte, wie er mich getövtet hat und mein Dasein vergiftet. Fort, schreiet Feuer du.rch hie Stadt, daß Alles hcrbeiströml, ihn aufzusu chen, den Bruoermörder, dieß Scheusal der Erde, — zu seinem Hause, reißt es nieder, wie er mein - Lebendglück nievergeriffcn hat, — ich befehle Euch heute, ich ein Herr, kein Schuster mehr, ein ' Kai.ser,,ein Rächer!" Und Alle strömten dem Wüthenden nach, der in der einen Hand das bloße Schwert, in der an dern .das Document hoch emporhielt; kaum war Georg,.von dem Haufen gefolgt, bis zur Treppe gekommelch als ein Ton wie Gebrüll eines wil- d*den Lhieres^aus seinem Munde erscholl und er sich wie toll auf einen alten grauhärigen Manu M warf, der in dem Gedränge sich hart an das Stu-- fcngeländer gedrückt hatte. Guntram!" schrie er, „halt. Du entkommst mir nicht, Höllenbrand! Dein Schutzpatkdn,. der Teufel, hat Dich mir in den Weg geschleudert!" Mit riesiger Kraft hatte er den heimtückischen Knecht mitten aus dem Haufen heraus und zu sich-geriffen, Guntr-am lag zu seinen Füßen, das Schwert Kaiser Karl's schwebte drohend über seinem Haupte. „Barmherzigkeit! Gnade!" winselte der Elende, „was kann Euch an meinem Blute gelegen sein, ich kauf's Euch ab mit dem Eures Bruders, ich verhathe Euch sein, Versteck." „O Auswurf der Menschheit!" rief Georg, ihn mit den Füßen forlstoßend, „des Teufels Brut verrath seines Gleichen. Nun denn, so lebe^Dir * zum Fluche, WurM) so verrathe Du nur Deinen Meister!" „Ich will Euch führen," sagte Guntram, ihm die Füße küssend. Er erhob sich und schritt voran, die Stiegen empor,-die nach dem Thurms führten. Lorenz Han drängte sich an G^e o rg ' s Seite. .„Hei, Gevatter, willst Du da oben Nester aus nehmen?" fragte er lachend, „nimm mich mit, ich verstehe mich darauf. Sieh' meine .rothge färbten Hände! habe eben einem Stoßvogel das Köpfchen abgeschlagen." Georg gab keine Antwort.darauf, nur Gunt ram im Auge/ stieg "r rasch die gewundenen Trep pen hinauf, die sich, je näher sie dem Thurme kamen, je mehr verengten, so daß nur zwei Per sonen mit Mühe nebeneinander hinaufsteigen konn ten. Sie hatten das Ende der Stiege erreicht ein halbdunkles Gewölbe unter dem Dache, dessen. Hintergrund einen breiten offenen Frnsterrsum wies, welcher beinahe von der Höhe dieser Dach kammer bis herab zu dem Boden langte. „Gumilla!" rief-Guntram leise, ein kleines Mädchen sprang hinter dem Sparrwerke hervor, doch als es die Fremden erblickte, schrie es laut, wie der in den Versteck flüchtend: Herr Johan wes! Herr Johannes! fremde Männer!" -Lorenz Han sprang dem Kinde-nach, und sein jauchzendes Geschrei bewies, daß er Herrn Megerlein in dem Versteck aufgefunden. ,-,Hervor, vornehmer Herr, Du liegst schlecht auf den harten Balken, — wir wollen Dich wei cher betten!" brüllte er,, und riß den Halbtodten Rathsherrn hervor in den freien Raum des Dach gewölbes, das Kind hing sich jammernd an Lo renz Han's Füße. . „Zurück da!" wendete sich Georg gegen die aus dem Volke, welche ihn aus Müssiger Neu gier bis hier herauf begleitet hatten; „hier waltet mein Rache! Er hat mich von der-Höhe in die Niedrigkeit gestürzt, ich thuc ihm Gleiches an, ich stürze ihn in den Abgrund des Todes!" Ein Angstgeschrei drang ausJohannesMunde, er umklammerte G eorg's Füße. „O, mein Bru der! rief er winselnd, „mein geliebter Bruder- — ein Vater hat uns gezeugt, " „Schweig, Sohn des Teufels!" schrie Georg, „kennst Lu mich? Kennst Du dieß Testament?" Mit einem gewaltigen Schrei schlug Johan nes beim Anblicke des Documentes zu Boden. „Guntram hat mich verführt," jammerte er, „Guntram hat mich dahin gebracht, — ich habe Dich stets geliebt, mein Bruder!" „Ich?" rief Guntram, „war ich fein Bru, der? war mein Vater der seinige, ich hätte mei nen Bruder nicht so mißhandelt, wie Jhr, und - ich bin doch nur ein armseliger Knecht, ckeju ge fühlvoller, vornehmer Herr!" - - - „O Guntram, Du bist ein Dämon!" heulte Johannes. . » - . „Stehe auf, Sohn der Hölle!" rief. Georg, „Du stirbst, so wahr der Himmel über uns aus gespannt ist." - . > „Wo ist er?" schrie von unten herauf eine Weiberstimme, „man sagt, er wolle Gericht hal ten über die Mörder und Verfluchten.. Macht Platz, ich muß ihm den rechten Segen- geben!"