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— 436 V e r m i s ch t e S., . Frankfurt a. M„-lO.'Septbr. . Von Lag zu Tag mehrt sich in erfreulichffer Weise die Lebhaf tigkeit unserer Herbstmesse. Die 'Stadt ist mit ' zuströmenden Reisenven wahrhaft aNgefüllt. .In allen Bedürfnißgegenst-ändrn findet sehr reger'Ab- satz statt; in den Luxus- und Modebranchen da gegen herrscht noch-.immer-einige Flaue. Der Le der- und Wollhandel, der jetzt im GanZe ist, ver spricht die befriedigendsten Resultate; es wird viel und zu steigenden Preisen gekauft. Wien. ES verbreitet sich in den hiesigen Sa lons die Nachricht, daß von Seiten des Kaisers Nikolaus aus Warschau sowohl, als auch vom hiesigen Ministerium,-sogleich nach Eingang der Nachricht von der Ankunft Kossuth's, Dembins- ki's, Bem's rc. auf türkischem Gebiete die Auf forderung an den türkischen Kaiser nach Konstan tinopel ergangen ist, diese Anführer.im Interesse der europäischen Ruhe und Sicherheit auszuliefern. Man ist nun der Antwort des Divans gewärtig. Die Aufforderung des russischen Kaisers soll sehr kategorisch lauten. . _ Berlin, st. Sept. Seit kurzer Zeit sind hie sigen Manufacturen aller Art ungewöhnlich große Auftrage aus Amerika zugegangen. Eine große Porzellanwaaren-Fabrik soll vorzugsweise umfas sende Bestellungen, eine zum Betrage von 80,000 Thlr. erhalten haben, und die Kattunfabriken sind nicht im Stande, den ihnen gewordenen Auf trägen vollständig zu genügen. Auf die Verhält nisse der Arbeiter hat dies natürlich eine sehr gün stige Rückwirkung. Eine güldene Zeit für Waidmänner! Vom Jahre 1611 — 1653 erlegte Kurfürst Johann Georg I. auf seinen Jagden, meist um Zöblitz, Annaberg, Marienberg, Augustusburg, Sachsen burg rc. 17,800 Hirsche, 29,197 wilde Schweine, 203 Wäre, 3543 Wölfe, 200 Luchse, 149 wilde 'Katzen, 10,824 Rehe, 11,811 Hasen, 922 Dachse, 18,957 Füchse, 199 Marder, 37 Biber, 81 Fisch ottern rc. Für eine einzige Jagd wurden öfters mehr als 2200 Treiber ausgebotett. Der Erbrich ter zu Dittersbach bei Sachsenburg war zu jener Zeil auch stets zugleich kurfürstlicher Biber- und Fisch.ott er fä ng er. , - Ein drolliger Vorfall ereignete sich am vorletzten Sonnabende in Berlin; das schaulustige Publikum war Zeuge eines erbitterten Faustkampfes zwischen einem Perser und — dem Schinde^ Der Fremde — man sagt ein persischer Abgesandter — verlaßt sein Hotel in Begleitung eines schönen großen Hundes. Der Zufall führt den Schinder des We ges, der, Halsband und Hundemarke vermissend, sich sofort der großen Dogge bemächtigt. Der Perser versucht Einspruch zu thun, wird aber na türlich nicht verstanden. -Mit den hiesigen Ein richtungen nicht bekannt, in der Meinung, daß auf offener Straße ein Straßenraub an seinem Hunde begangen werden soll, schickt er sich-zum activen Widerstand an, wirft Hut und Rock von sich und stellt sich in'Borerposition. Der Schin der, auch nicht faul, bindet seinen Hund, an eine Thürklinke und nimmt den angebotenen Zweikampf an, der zur Belustigung, des Publikums einige Minuten währte, bis Constabler die erhitzten Strei ter trennten. München, 4. Septbr. Gestern machte unsere Sanitätspolizei durch Zufall einen gar sonderbaren Fang. Der Knecht eines katholischen, Geistlichen aus der Umgegend lud aus Jrrthum in einem Hause der Schützenstraße, in der Meinung, es sei bei einem in der Nähe wohnenden Koch, im Auf trage seines Herrn eine abgezogene krepirte Kuh ab, die der menschenfreundliche Seelenhirt dem Käufer um 21 Kreuzer per Pfund abließ. Da dies in der Frühe geschah, ehe noch Jemand im Hause aufgestanden war und der Hauscigenthümer glaubte, die geviertheilte, in ein Betttuch einge wickelte Kuh sei Wildpret und gehöre einem Ein wohner, so klärte sich die Sache erst im Laufe des Vormittags auf. .Der Geistliche und sein Complice, der Koch, sind nun doppelt strafbar, einmal wegen Defraudation und zweitens durch den Versuch, sanitätswidriges Fleisch zu verwerthen. -Arbeite oder lerne! Als der unlängst ver storbene Gouverneur von Andover, in Massachu setts, Namens Philipps, auf der Universität Har vard studirte, hielt er die für einen lockern. Streich empfangene Strafe für zu hart, sagte der Univer- sität Valet und ging nach Hause. - Sein Vater, ein ernster, verständiger und kurz angebundener Mann, hörte die Erzählung des Sohnes ruhig an und erklärte dann, sein Urtheil den nächsten Tag abgeben zu wollen. Am folgenden Morgen Mim Frühstück fragte et seine Frau, ob sie eine Partie grobe Leinwand vorräthig habe, genug, um für Samuel — so Hieß der Sohn — Kittel und Hosen zu machen. Frau Philipps bejahte, und nach beendigtem Frühmahl gingen Vater und Sohn aus.- Beide gingen schweigend neben einander auf ein benachbartes Dorf zur Samael, nicht wissend, was das bedeuten solle, aber die Entschiedenheit seines Vaters kennend, brach endlich das Schwei gen. „Was gedenken Sie^ÄNt mir zu thun?" fragte er schüchtern. „Dkch^rt beim Dorfchmiede