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— 434 — Aus dem Vaterlande. Dresden, 6. Septbr. Durch die Lügenblät- tcr einer allbekannten Partei ist vielfach das Ge rücht verbreitet worden, Preußen verlange von Sachsen mehre Millionen für seine Kriegsrüstung aus den Tagen, wo cs uns gegen den Aufruhr geholfen. Schlagender kann dieses Gerücht wohl nickt widerlegt werden, als durch Preußens Er klärung^, die Verpflegung seiner Truppen in Sach sen aus eignen Mitteln bezahlen zu wollen. Zu dem Zwecke sind bereits Verordnungen ergangen, diesen Verpflegungsaufwand zu liquidiren. Dresden, 8. Septbr. Die Zahl der Maige» fangenen beläuft sich jetzt noch auf ungefähr 80. Es sind dies theils Führer des. 'Aufstandes, theils Solche, die zugleich gemeiner Verbrechen überwiesen find, theils Vagabunden, kurz lauter Leute, die auch vor dkrHand auf keine Entlassung zu rechnen haben. Uebrigens scheint doch ein Zusammenhang des hiesigen Aufruhrs mit auswärts sich immer deutlicher herauszustellen, wenn auch vielleicht nur Bakunin, Lzschirner und Nöckel, die Eingeweihten waren. Colditz. Der steckbrieflich verfolgte Anstalts arzt Legler ist, eingegangenen Nachrichten zufolge, in Amerika angekommen. Dresden, 12. Septbr. Vom I. October an sollen die sächsischen Truppen folgendermaßen ver theilt werden: Anwaberg: das 2. Bataillon der Leibbrigade. Bautzen: ein Theil des 4. Bataillons der I. Jnfantcrie- brigade (Prinz Albert). Chemnitz: das I. und 3. Bataillon der Leibbrigade. Crimmitzschau: ein Theil des 3. Bataillons der 2. Jn- fantcricbrigade (vac. Prinz Maximilian). Döbeln: das 4. Bataillon der Leibbrigade. Dresden: das 1., 2. und 3. Bataillon der I.Znfantcrie- brigade (Prinz Albert), das 1», 2. und 3. Bataillon der 3. Jnsanteriebrigade (Prinz Georg), das 3. Batail lon der leichten Brigade (Schützen), 2 Schwadronen und der Stab des Gardereirerregiments, sowie die Fußartillerie. - . Freiberg: Stab und,4 Schwadronen des I. leichten Rei terregiments (vac. Prinz Ernst). Grimma: Stab und 4 Schwadronen des 2. leichten Rei terregiments (Prinz Johann). Großenhain: 2 Schwadronen des Garderekterrcgimcnts: Leipzig: das 1. und 4. Bataillon der leichten Brigade (Schützen). Marienberg: 2 Schwadronen des I. leichten Reiterre giments (vac. Prinz Ernst). Meißen: das4. Bataillon derÄ. Jnsanteriebrigade (Prinz Georg). Oelsnitz: das 2. Bataillon der 2. Jnsanteriebrigade'(vac. Prinz Maximilian). Oschatz: das 2. Bataillon der leichten Brigade (Schützen). Pirna: 2 Schwadronen des Gardereiterregickents. Blauen: das I- Bataillon der 2. Jnsanteriebrigade (vac. Prinz Maximilian). Radeberg: reitende Artillerie (ein Theil davon kommt wahrscheinlich nach Radeburg). Rochlitz: 1 Schwadron des 2. leichten Reiterregiments (Prinz Johann). . Werdau: ein Theil des 3. Bataillons der 2. Jnfantcrie- brigade (vac. Prinz Maximilian) und I Schwadron des 2. leichten Reiterregiments. (Prinz Johann). Zittau: ein Theil des 4. Bataillons der 1. Jnfanterie- brigade (Prinz Albert). Zwickau: das 4. Bataillon der 2.Jnsanteriebrigade (vac. Prinz Maximilian). Der Schuster von Dreslau., (Historische Erzählung aus dem ersten Viertel des fünf zehnten Jahrhunderts.) . (Fortsetzung.) „Er wird kommen," sagte sie zu dem Diener, „nehmt unsern Dank für die Botschaft." Der Diener brummte etwas in,den Bart, in dem er noch einmal Geotg betrachtete, als stände ein Wunderthier vor ihm, dann verließ er die Stube und das Haus, von Magdalena gelei tet. Als diese zurückkam, fand sie Georg an der Wand lehnend, die rechte Faust krampfhaft auf die Stelle des Herzens gedrückt, die linke ay die Stirne gelegt.,. Es kostete Magdalena viel Mühe, ihn so weit zu besänftigen, daß er ihr versprack, den Weg zu gehen; da man Nichtwis sen könnte, ob Herr Johannes Ken^ über sein früheres Thun empfände. „Aber bei dem Auge des Himmels! " schwur Georg, „wenn der Elende denkt, mich zu er niedrigen, so ist dicß sein letzter Tag. Fünfzehn. , Jahre liegen zwischen heut' und damals, als er mir, dem schwachen Knaben, den Sporn in's Gesicht schleuderte, und mich wie Unrath aus dem Hause werfen ließ; jetzt bin ich ein Mann, der ihn erdrosselt für den geringsten .Schimpf. Ich habe es in Vater Ratburg's Hand geschworen, als ihm der Tod schon die kalte Faust auf die Schläfe drückte, daß ich dem Himmel die Rache an dem unnatürlichen Bruder überlassen und keine Gelegenheit suchen wolle ihm zu schadens Ich habe den Eid treu gehalten, giebt er Gelegenheit, dann bin ich des Schwures quitt, und meine Rache heißt dann: Brudermord!" Obwohl Magdalena zusammenschauderte vor dem Klang des schrecklichen Wortes, so hegte sie doch, wie alle schwachen Seelen, Hoffnung, daß Herr Meg er lein Reue empfinden und Georg'S Geschick sich dadurch ändern könne. Die ange nommene Characterschwäche war es, die hier in den Kampf trat mit einem Anflug von Kraft und