569 Z«M ^»Wester 1848. ^^Ylvester ist's. Mit tollem Schwärm«» Trägt man das alte Jahr zur Ruh. Und um die Herzen zu erwärmen, ' Trinkt man einander munter zu. — So sitzt mit rosenfarbner Laune Ein froher Kreis hier beim Pokal, Und Keinem zuckt die Augenbraune — Denn fröhlich sind sie allzumal. Des Liedes Jubelklänge tönen, In Hellen Strömen fließt der Wein; Das ernste Leben zu verschönen, Will man heut fröhlich, fröhlich sein.— Doch! Doch! Freunde! oft in höchster Lust — Zieht der Schmerz in unsre Brust; Oft, wenn wir so wonnetrunken, Ist schon unser Stern gesunken. Darum in der Freunde Port Gönnt dem Ernste auch ein Wort; „Denn mit des Geschickes Machten Ist kein ew'ger Bund zu flechten." —- Sylvester ist's. Im düstem Sinnen Sitzt hier ein Kreis bei mattem Licht, Der, um das Heil rasch zu gewinnen, Sich selber Domenkronen flicht. Man dreht das Auge fromm zum Himnnl, Und blickt mit starrem Angesicht Verächtlich auf das Weltgetümmel — Und liebet seine Brüder nicht. Man glaubt mit Beten und mit Singen, Doch Haß im Herzen immerdar, Dir, Gott, den Himmel abzuringen — Und so beschließt inan's alte Jahr. Doch! Doch! Doch ihr Bruder - täuschet Euch! Euer ist nicht Gottes Reich! Lust wie Ernst zu rechten Zeiten Sollen uns durch's Leben leiten. Nur ein Thor schafft selbst sich Qual — Denn mit des Geschickes Mächten Ist kein ew'ger Bund zu flechten. .' 7 " Schittek. Heuchler seid Ihr allzumal, „Und mit deS Geschickes Machte» Werdet Ihr kein BüudniH flechte«!" - Sylvester ist's. Im HauS deS Reichen Erstrahlt der kerzenhelle Saal, Des Himmels goldne Steme bleichen Vor solchem Glanze allzumal. Und durch die weiten Räume wogen Der hohen Gäste lange Reih'«, Die heut zum schönen Feste zogen, Zu Tanz und Spiel, bei Lust und Wein. Der Reichthum strahlt auf goldnen Zweigen, Sein Füllhorn beut der Ueberfluß. So feiert man im HauS des Reichen Des Jahres letzten Scheidegruß. Doch! Doch! Unter'm reichgeschmückten Kleid Wohnt nicht immer Lust und Freud'. Schätze können nur beglücken, Wenn der Armuth Pfad sie schmücken; Und lacht heut des Glückes Schein — Kann's schon morgen anders sein; „Denn mit des Geschickes Machte« Jfl kein ew'ger Buad z« flechte«." Sylvester ist's. Des Annen Hütte Zeigt Menschenelend bang und schwer, Ein Vater, in der Seinen Mitte — Sechs bleiche Kinder um ihn her! Dreihundert fünf und sechzig Tage Verschwanden ihm bei Fleiß und Noth — Und doch tönt heut der Kinder Klage: Ach Vater! Vater! gieb unS Brot! Sein Weib ist krank vor Noth und Blöße; Kein Rindcheu Brot beut heut sich dar. Der Hunger nagt in seltner Größe — So schließt dem Armen sich das Jahr. Doch! Doch! Amer Bruder, zweifle nicht,