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Eduard, der jüngste der drei Strauß-Söhne, hinzu. Sein letztes Konzert in Wien gab Josef am Ostersonntag 1870. Danach brach er nach Warschau auf, doch diese Polen-Tournee war mit Problemen belastet: An der Grenze blieben Musikinstrumente liegen, und Musiker wurden an der Weiterreise gehindert. Die vorbestellte Unterbringung war überhaupt nicht vorhan den, aus anderen Ländern engagierte Musiker waren gar nicht erst in Warschau erschienen - Schuld der unzuverlässigen Veranstalter. Mit Eduards Hilfe gelang esJosef,ein Orchester von dreißig Musikern zusammenzubekommen, und sein erstes Konzert am 22. Mai wurde mit Beifall aufgenommen, was ihm neuen Mut machte. Fünf Tage später mußte er seinen Auf tritt wegen Krankheit bereits wieder absagen. Am 1. Juni schlugen Angstund Erschöpfung über ihm zusammen. Während des Potpourris »Musi kalisches Feuilleton« (nicht veröffentlicht und heute verschollenl brach Josef auf dem Dirigen tenpult zusammen. Bewußtlos wurde er in sein Quartier gebracht; seine Frau Caroline eilte von Wien nach Warschau und fand - wie Eduard später schrieb - ihren Mann »an den Gliedern gelähmt, der Sprache kaum mächtig«. Der behandelnde polnische Arzt sprach von einem »Gehirnschlag«, vielleicht die Folge eines Gehirntumors? Mitte Juli beschloß Caroline Strauß, ihren Mann zurück nach Wien ins Hirschenhaus zu bringen. Hier ist Josef Strauß, einen Monat bevor er dreiundvierzig Jahre alt geworden wäre, ge storben. Über Johann Strauß Bei einer Meinungsumfrage von 1890, mit der die beliebtesten Persönlichkeiten Europas herausgefunden werden sollten, erhielt Queen Victoria den ersten, Otto von Bismarck den zweiten und Johann Strauß den dritten Platz. Vier Jahre später, bei seinem 50jährigen Musi kerjubiläum, wurde noch deutlicher, wie beliebt und anerkannt Johann Strauß in aller Welt war. Der Walzerkönig wurde mit einer Flut von Geschenken überschwemmt, Telegramme und Anerkennungen aus aller Herren Länder trafen bei ihm ein. Eines der originellsten Geschenke war ein Lorbeerkranz aus Silber von der Firma Tiffany in New York, der ihm von 200 amerikani schen Bewunderern gesandt wurde. In jedes der fünfzig Silberblätter war der Titel einer Strauß-Komposition eingraviert, und auf den sechs Schleifen des Kranzes waren »Stars and Stripes« und der österreichische Doppeladler abgebildet. An dem Kranz war obenauf ein von einer Lyra umrahmtes goldenes Medaillon mit dem Porträt des Komponisten befestigt. Nicht alle Geschenke wurden mit ungetrübter Freude aufgenommen, denn wohin sollte man mit zwei lebenden Giraffen, die der ehemalige Vizekö nig und Khedive von Ägypten, Ismail Pascha,für den Jubilar auf den Weg geschickt hatte? Un zählige Huldigungen aus aller Welt trafen ein, abgesandt von Theaterdirektoren und Berühmt heiten, wie Arthur Nikisch, Ernst Schuch, Karl Goldmark, Karl Millöcker, Anton Rubinstein, Ruggiero Leoncavallo, Mör Jökai, Herzog Al fred von Coburg, Fürst und Fürstin Metternich, Erich Graf von Kielmannsegg. In einem Brief von Richard Strauss an den Walzerkönig vom Okto ber jenes Jahres ist zusammengefaßt, was wohl alle Gratulanten auszudrücken wünschten: »Möchten Sie ein Millionstel von dem Glück ge nießen und der Fröhlichkeit stets teilhaftig sein, die Sie in der langen Zeit Ihrer künstlerischen Tätigkeit alle Menschen und nicht zuletzt den ergebenen Schreiber dieser Zeilen durch Ihre genialen Kompositionen erleben ließen ...« Zu vor hatte Richard Strauss Johann überseine Ab sicht informiert, dessen »Perpetuum mobile« aufzuführen. Von allen Ehrungen, die zu seinem Jubiläum über Johann Strauß ausgeschüttet wurden, be deutete ihm die Ehrenmitgliedschaft der Gesell schaft der Musikfreunde wohl die größte Befrie digung. Hier gehörte er nun in den erlauchten Kreis von Brahms, Bruckner, Liszt, Verdi und Wagner. Aus Dankbarkeit vermachte er der Gesellschaft sein gesamtes Vermögen von fast 850 000 Kronen (unter gewissen Bedingungen). Am 13. Oktober 1894, einen Tag nach der Urauf führung seiner Smetana verpflichteten Ope rette »Jabuka« war Johann als Ehrengast in der Hofoper geladen, wo ein eigens für diesen Zweck zusammengestelltes Ballett »Rund um