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491 — Einheit macht mächtig für und für, - , küßt Alles uns gelingen. Drum Deutschland werde geistig frei, Dann strahlt dein Ruhm wie Sonnen! Durch Sondersucht.und Kriecherei Hat nie ein Wolk gewonnen. Glück auf, mein deutsches Vaterland! Wenn Fortschritt gehet Hand in Hand, Mit Freiheit und Errungenschaft, Giebt Einigkeit Dir Kraft! ... Sachsen und seine ngchstp StSndever- sammlung. Di« Wogen der Ereignisse, die auf verschiedenen Seiten an Sachsens Grenzen schlagen, sind für- wahr geeignet zu mahnen, die Stellung unseres sächsischen Vaterlandes ins Auge zu fassen, um so mehr, da die Einigung Deutschlands, weit entfernt Fortschritte zu machen, vielmehr Rückschritte thut und eine unheilvolle Zersplitterung und Auflösung in schroff einander gegenüber stehende Parteien in Aussicht steht. Die deutschen Zustände bedürfen dringend eines Mittelpunktes, der nicht sowohl durch die Gewalt des Schwertes, als vielmehr durch die moralische Stärke einer wahren Freiheit, einer festgeordneten Gesetzlichkeit und eines Fort schreitens, daS ein sicheres Ziel im Auge hat, eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt. Sachsens Name, der eine schöne Erbschaft des Ruhmes und der Ehre aus des alten Zeit' überkommen hat, ist gewiß nicht ohne hohe Achtung und Vertrauen, besonders auch bei denjenigen Theilen des deutschen Volkes, die theils geographisch, theils politisch, theils in Beziehung auf Gesetzgebung ihm schon nahe stehen. Der sächsische Staat hat sich bis jetzt- trotz dek Brandungen, die ihn umstürmten, trotz der einzelnen Bewegungen, die in seinem Inneren jüngst vorgekommen sind, in derjenigen Bahn der Ruhe, der Ordnung und des gesetzlichen Fortschrittes gehalten, daß die Fremden über seine Haltung erstaunen, mit einem gewissen Neid auf dieselbe dlicken und vrr-warme und wahre Freund des Vaterlandes darüber sich freuen darf: Sach sen bildet glso noch ein fest geordnetes und wohl- geleiletes Ganzes, und dieß giebt ihm eine poli tische Bedeutung und Starke, die, mit Lhatkraft und Klugheit benutzt, in den benachbarten schwä cheren und erschütterten kleinen Staaten den Wunsch erzeugen kann und auch schon erzeugt hat, sich an ihn anzulehnen, so daß sie mit ihm vereint nicht nur ihre eigene innere Sicherheit ^ schützen im Stande sein können, sondern auch ein nicht unbe deutende- Gewicht in die politische Wagschale Deutschlands zu legen geeignet sind. Und wir halten dafür, daß diese Zeit, in welcher der Klei nere bei dem Größeren Schutz suchen werde, wenn er Vertrauen genießt, nicht sehr fern fein werde. Die neue Ständeversamchlüng hat, sind wir über zeugt, in dieser Beziehung eine schöne Aufgabe zu lösen. Verfahrt sie mit Besonnenheit, Ein sicht, mit staatsmännischer Weisheit, erkennt sie die allgemeine Lage der Dinge richtig und gelingt es ihr mit diesen Mitteln, das Gebäude des Staa tes schön und stark aufzuführen: so wird Sachsen gar bald einen moralischen Einfluß äußern, der dem des Schwertes bei weitem überlegen ist. Kurz, das sächsische Volk würde unter diesen Bedingun gen die glänzende Aussicht haben, mit der Palme des Friedens wieder zu erobern, was ihm des barbarischen Schwertes Entscheidung entrissen hat! Aber warnen müssen wir, daß nicht mit Leiden schaft und Willkühr jeder Balken des StaatSge-- bäudes angehauen werde, um zu sehen, ob er faul sei, oder daß jeder Stein der Grundmauer um- gewälzt werde, weil er möglicherweise nicht ganz eben liege : mit Geist und Herz muß geprüft wer den, nicht mit der Axt oder der Keilhaue der Lei denschaft. Das Faule, was als Solches anerkannt ist, muß so schnell als möglich ausgeschnitten, das Rostige mit möglichst raschem Entschluß ent fernt und geglättet werden, aber dem Gesunden trete man nicht zu nahe, das Erprobte lasse man fest stehen, auch wenn es alt sein sollte, das Al ter darf ihm kein Vorwurf sein. Kurz: man haue das Ungesunde deL Staatsgebäudes rüstig heraus, setze mit kräftiger und sicherer Hand daS neue Gehälke hinein: aber der Leidenschaft gestalte man nicht, auch nur einen Span herauszuhauen oder einen Stein hineknzüsetzen! Die Frucht davon wird Sachsens inneres Wohl und seine äußere Bedeutsamkeit sein. Darum aber, Ihr Wähler, geht mit reiflicher Ueberlegung, mit ruhiger Be sonnenheit, mit wahrer Vaterlandsliebe und mit Eintracht an Euer hochwichtiges Werk; Ihr habt eine Aufgabe und eine Entscheidung in Eueren Wahlen, wie sie weder jemals dagewesen noch leicht je wicderkehren »möchten. Die Geschichte wird Euch richten und Euere Kinder und Enkel Euch entweder fluchen oder segnerl, ft nachdem Ihr die heilige Pflicht erfülltet , die Euch da» Bn. terland aufgetragen hatte! rc : 5- V - ... " ..