"So oft gehört im öffentlichen Saal wie im Innern, übt sie unverändert ihre Macht auf alle Lebensalter aus, gleich wie manche großen Erscheinungen in der Natur die, so oft sie auch wiederkehren, uns mit Furcht und Bewunde rung erfüllen. Auch diese Sinfonie wird nach Jahrhun derten noch wiederklingen, ja gewiß, so lange es noch eine Welt und Musik gibt", schrieb Robert Schumann in einer Rezension über das Neujahrskonzert des Leipziger Gewandhauses von 1841 über Ludwig van Beet hovens 5. Sinfonie c-Moll op. 6 7, eine der kühnsten und zugleich populärsten Schöpfungen des Meisters. Die ersten Ideen zu dem zwischen 1804 und 1808 ent standenen und am 22. Dezember 1808 (zusammen mit der 6. Sinfonie und der Chorfantasie) in Wien uraufge- führten Werk beschäftigten Beethoven bereits im Jahre 1800, aus dem schon einige Skizzen vorliegen. Das langsam gereifte, im gesamten sinfonischen Schaffen des Komponisten eine zentrale Stellung einnehmende Werk (seine erste Sinfonie in einer Molltonart übrigens) istgleich großartig inlnhaltund Form, in seiner geistigen Thematik und in seiner musikalischen Verarbeitung. Aus der Keimzelle, dem so berühmt gewordenen pochenden Kopfthemades ersten Satzes ("So klopft das Schicksal an die Pforte!", soll Beethoven dieses Motiv nach einer Überlieferung durch seinen Sekretär Anton Schindler charakterisiert haben), entstand der gewaltige Bau des elementaren, mir größter geistiger Überlegenheit ent worfenen Werkes. In der häufig als "Schicksals-Sinfonie" bezeichneten "Fünften" gestaltete der Komponist - obgleich der aufrüt telnden c-Moll-Sinfonie kein eigentliches Programm zu grunde liegt - in einer ganz persönlichen Weise die Aus einandersetzung mit den dunklen Mächten des Schick sals und ihre schließliche Überwindung. Der Begriff "Schicksal" kann hierbei ganz konkret verstanden wer den, wenn wir an das tragische persönliche Schicksal Be ethovens, seine beginnende und ihn immer stärker quä lende Taubheit denken. - Im formalen Aufbau des Werk es ist ganz besonders die gewaltige innere Entwicklung bemerkenswert, die alle vier Sätze überspannt und im Finalsatz eine letzte Steigerung erfährt; erstmalig in der Geschichte der Sinfonie wird hier der Schwerpunkt des sinfonischen Geschehens bewußt vom Anfangssatz auf den Schlußsatz verlagert.