In seiner 3. Sinfonie zeigt sich auch das ganz eigene Verhältnis Bruckners zu Wagner. Ob wohl die direkten Zitate in der 2. und 3. Fas sung eliminiert wurden, „wagnert" es in der Sinfonie durchaus reichlich. Dennoch kann man nicht von Epigonentum, von Abhängig keit, höchstens von einer musikalischen Gei stesverwandtschaft sprechen. Immerhin hat Bruckner ja die instrumentatorischen und har monischen Errungenschaften Wagners auf die Gattung der Sinfonie übertragen. Am Beginn des ersten Satzes steht - vor dunklem Streicherhintergrund - ein sich zu kraftvoller Männlichkeit steigerndes Trompe tenthema, dem ein zweites gesanglich idyllisches Thema folgt. Heroisch, in Okta ven, schreitet das dritte Thema einher. Dane ben wird ein Zitat aus der d-Moll-Messe wichtig, das Bruckner noch einmal in seiner letzten, unvollendet gebliebenen neunten Sinfonie einsetzte. Im Gedenken an den Geburtstag seiner Mutter schrieb der Meister den zweiten Satz mit seiner überwiegend elegischen Stimmung der drei Themen (im vollen Streichersatz das erste, in den Bratschen das zweite, geheim nisvoll-verklärt wirkt das dritte). Wie im ersten Satz kommt es auch im langsamen Teil der Sinfonie zu ausgesprochen dramatischen Ausbrüchen. Das Scherzo ist zweifellos von einem öster reichischen Bauerntanz beeinflußt worden. Aus spielerischen Geigenfiguren und dem Pizzicato der Bässe entfaltet sich das eingän gige Hauptthema, das an das Hauptthema des ersten Satzes erinnert. Anmutig ist der Kontrast, den das Trio bietet, das ebenfalls der österreichischen Volksmusik verpflichtet ist. Das Finale wird mit einem monumentalen Bläserthema eingeleitet. Das folgende ge sangliche Doppelthema (als Choral in den Bläsern, tänzerisch-beschwingt in den Strei chern) deutete Bruckner selbst: „So ist das Le ben. Die Polka bedeutet den Humor und den Frohsinn in der Welt - der Choral das Trauri ge, Schmerzliche in ihr." Doch alles Schmerz liche ist am Ende der Sinfonie überwunden (ein drittes kämpferisches Oktaventhema trägt dazu bei). Strahlend erklingt zum Aus klang des Werkes das Hauptthema des er sten Satzes, gleichsam als freudiges Bekennt nis zum Leben. Prof. Dr. Dieter Härtwig Klavierbaumeister Sebastian Döhn Reparatur und Stimmung an Flügel • Klavier • Cembalo • Spinett Westendstraße 8 • 8027 Dresden 2 4 76 25 21