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107 bestehe, so forderte er kopfschüttelnd alle Rechnun gen und Papiere, setzte sich mit seinem alten Schrei ber Tage lang hin, schrieb, rechnete, und brachte endlich seine Berechnung dem Bruder, indem er' fein lächelnd sagte: ' „Ich habe denn doch noch so manches aufge- 'funden, was zu der Erbschaftmasse gehören dürfte, und das Ganze hier zusammengestellt. Erstlich gehört dazu dies Gut dum inventsrio, und dem einjährigen Pachtgelder zweitens des Naters Mobiliar-Nachlaß, der nicht einmal gerichtlich ausgenommen wor den ist; drittens der, baare Vorschuß, den Dir der Va ter, wie ich aus seinen Rechnungsbüchern ersehen, nach dem Brande geleistet hat, und viertens endlich ein Kostgeld, welches Du für Dich und Deine.Familie, wegen der, bis zu des Vaters Tode auf dem Gute hier ver lebten zwei Jahre, in die Masse zu zahlen, Dich nicht entbrechen wirst, indem aus den Rechnungen hervorgeht, daß der Vater Euch alle in dieser Zeit aus seinen Mitteln bekö- nstigte. Für das letzte seit des Vaters Tode hier zugebrachte Jahr will ich keinen Ersatz b verlangen, indem ich mit meinen Leuten auch für jetzt hier gratis zu verweilen gedenke." Thomas traute seinen Ohren kaum, und starrte ihn lange zweifelnd an, weil es ihm so schwer fiel,, den kalten Worten aus dem Munde des Bru ders zu glauben. Da ihm aber David die Pa piere hinreichte, und er stch wohl von dem Ernste der Forderung überzeugte, erwiederte er sehr sanft: Der Vater hat mir. jene Summe geschenkt, um unsre verbrannten Habseligkeiten zu ersetzen, und hat auch, für den Platz an seinem väterlichen Tische, nie ein Kostgeld von uns verlangt. „Hierzu fehlen Dir die schriftlichen Beweise," entgegntte David : „deshalb bleiben die beiden Posten ml 3. und 4., jedenfalls der Erbschaft masse gehörige activ«. Jedoch fällt die Hälfte hiervon Dir wieder zu, wie sich dies durch die Berechnung und Ausgleichung unter uns leicht ergeben wird, sobald wir- nur erst das Gut an den Meistbietenden verkauft und dadurch baares Held, bekommen haben werden." „Du. willst, das Gut an den. Meistbietenden verkaufen?" fragte Thomas, und die Augen flgn- dea, ihm voll Mränen: -Millst Du mkr es nkht. ützxlMn- wieM-Dich- gebeten?" > " „DM steht ja in Deinem Belieb«^ Davldi „Sei Du der Meistbietende, und dann nimm es in, Gottes Namen: aber baares Geld mußt Du schassest, Venn ich habe darauf gerech net und kann unter keiner Bedingung davon ab stehen; die ganze Erbschaft ist überdieß klein ge nug und bei weiW unter meiner Erwartung." Mit dieser bestimmten Erklärung verließ er den Bruder- der wie vernichtet stand. Das kleine Gut war nun für ihn verloren; denn an Kauf lustigen konnte es nicht fehlen, und durch die Zu- rechnuWen, die ihm David gemacht, und gegen die er nicht streiten wollte, überstieg die heraus zugebende Summe bei weitem seine Kräfte. Vergebens versuchte er noch einigemal, den Bru der zu einem andern Verfahren zu bewegen. Der Termin zur Versteigerung der Mobilien und des Guts wurde schlechterdings angesetzt und in den Zeitungen bekannt gemacht. Jndeß nun David in der Zwischenzeit seine kaufmännischen Geschäfte besorgte, und theils selbst mehrere Reisen unternahm, theils seinen alten Schreiber oft verschickte, und Thomas sich mit seiner Gattin kummervoll nach einer andern Woh nung umsah, beschäftigten sich die beiden Kinder deS letztern, Joseph und Ada, viel mit den drei armen Negersklaven, die der reiche Onkel mitge- brächt hatte. Zweu von ihnen mußten die nie drigsten Dienste verrichten, und wurden von dem alten Schreiber des Abends jedesmal iy-jene Kam mer auf dem Hofe eingeschlossen. Der drfttevon ihnen, mit Namers Tuaro, genoß ein größeres Vertrauen, bediente ausschließlich seinen Herm und bewohnte neben der Stube des Schreibers ein eignes Kämmerchen im Wohnhause. Die menschliche, theilnehmende Behandlung, die sie in Thomas Familie fänden, fiel wie ein milder Sonnenstrahl in ihre kalte Nacht, und mit einer kräftigen, unbeschreiblich innigen Liebe?, hingen sie sich vorzüglich an die beiden Kinder» Tuaro sprach deutsch,, und durch ihnen erfuhren sie gar/viole schauderhafte Beispiele M, der Härte und Grau samkeit ihres OhelMs- Mr alte Schreiber war früherhin Sclabenvogt. gewesen, und nur-: weil er sich in unmenschlicher Behandlung und listigem Ankäufe der Sklaven ausgezeichnet- v<m seinem Hrrrirzu diesem höhern Posten erhaben worden. Der Tag ihrer Abreise nach Europa,, versichert«: Tuaro,. sei der größte Festtag?:» der ganzen- PfiaN- zuNL gM^en^ den» Davids. Sohn, ein guter-, menschlrcher JstugliUg,. habe einstweil.enches, harten: BaterS RÄlrient WrqommM';-, . : Obgleich die weichen. Herren? d^r , Kinder- von diesen-Erzählungen tief erschüttert und verletzt