Volltext Seite (XML)
- — 186 Welt, beim Zeitgeiste suchen -7 statt daß sonst die Welt ihren Klauben bei der-Kirche holte — so hat . er eben wie sein College seinen Concurs auf eigene Rechnung zu führen. Wir wollen ihn an seinen Fortschritten nicht hindern (die bloß, im Vertrauen gesagt, um 200V Jahre rückwärts ge hen; denn was die rieue Weisheit bringt, haben Sokrates, Plato u. a. unendlich besser gesagt und gehabt), denn es giebt keinen Gegenstand, der mehr unser eigenstes Interesse beträfe und folg lich mehr unserer freiesten Wahl überlassen bleiben muß, als dieser, wo Jeder seine eigene Haut zu Markte zu tragen, Jeder schlafen wird, wie er sich gebettet hat. Daher ist's zu verwundern, daß unser Corre- spondent in seinen wenigen Zeilen so viel Feind seligkeit gegeg Diejenigen zusammendrängen kann, die seinen Siebenmeilenstiefeln nicht folgen wollen. Denn er sagt weiter: 2) „In Dresden haben sich ein Kaufmann, ein Tuchmacher, ein Hutmacher, ein Schlosser und ein Bäcker ebenfalls für den Stillstand u. s. w. erklärt." Möge er uns zuvörderst sein Ge werbe angeben, wenn er meint, dass diese Berufs arten hierbei keine Stimme haben. Die Haupt sache ist aber wohl, er will durch Aufzahlung die ser fünf Personen das Publikum glauben machen, das sei in Dresden die Zahl derer, die sich der zweitem Glauchauischen Petition angeschloffen h-t- ben, während sie binnen Kurzem mit Hunderten von Unterschriften versehen wurde. Endlich empfiehlt er uns 3) Luthers Schriften zu lesen. Man weiß nicht, worüber man sich hierbei mehr wundem soll, über die Unwissenheit oder über die Keckheit, mit der er seinen Nihilismus unter die Flügel des „gro- > ßen Reformators" stellen will, da es weltbekannt ist, daß Niemand fester und unbeweglicher auf dem Worte Gottes stand — „hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!" — als eben Luther, und es dem Berichterstatter nothwendig aus seinem Schulunterrichte noch bekannt fein muß, daß er (Luther) 'die Erklärung eines jeden Glau bensartikels mit den Worten versiegelt hat: „D a s ist gewißlich wahr;" folglich Niemand weni ger den sogenannten Fortschritten in göttlichen Dingen geneigt war — vgl. auch feine Vorrede zum kl. Katechismus — als er. Der Papst und christlicher Liebe zu bethätkgen." — Durch welche diese Punkte nun obige harte und schwere Anklage rechtfertigen? D, Red. Ronge huldigen dem Fortschritt — d. h. denMen- schensatzüngen, dem Heidenthum. Luther hat nichts gethan, als daß er die Fortschritte des Papstthums abgehauen und die Kirche um 1500 Jahre auf den apostolischen Standpunkt, von Menschen wort auf Gottes Wort — zurückgeführt hat. Doch wetden wir die weitern Nachweisungen un seres Freundes sehr gern vernehmen. Und bei der Gelegenheit vielleicht auch die reiche Fülle der Ge danken, die bei ihm sich vorfinden, deren seine Gegner nach seiner Angabe „keine zu verlieren haben," wenn sie sich nicht durch Luthers Schriften — bekehren lassen. Ein Dresdner. Aus Dresden meldet die Sächsische Dorfzei, tung: „Zwischen den Ankündigungen von frischer Wurst und Wellfleisch, von Schweinsknöcheln und Käsekäulchen haben im hiesigen Anzeiger die Wort führer der sogenannten Altlutheraner seit mehren Wochen ihren Kampfplatz aufgeschlagen, um der Dresdener Petition um Verleihung einer freieren Kirchenverfassung nach Kräften entgegenzuarbeiten. Eine Polemik mit diesen Leuten zu eröffnen, die schon manchen Ausfall machten, -kommt wohl Niemandem leicht bei, sie mögen schimpfen und sich geberden, wie sie nur immer wollen. Eines, theils ist es allgemein bekannt,, welche Mittel man mitunter anweudet, um der Glauchau'schen Pe, tition recht zahlreiche Unterschriften zuzuführen, anderntheils aber wird bei dem unbefangenen Theile des Publikums ein solches von der Gegenparthei eingehaltenes Verfahren nicht anschlagen, denn die Dresdener Petition liegt Jedermann gedruckt zur eigenen Prüfung vor, und die Namen der acht, baren Geistlichen der Residenz, welche sie unter stützen, bürgen schon allein dafür, dass nichts da rin enthalten sei/ was die Lehrbegriffe unserer Hirche auch nur im Entferntesten gefährden könnte. Daß man nicht Stimmen wirbt und damit von Haus zu Haus geht, ist nur zu loben; denn eine nach vorheriger genauer Prüfung und mitKennt- niß von Dem, was man eigentlich will, nieder geschriebene Unterschrift hat mehr Werth als hun dert andere, deren Zeichner nicht einmal gewußt, um was es sich handelt und welche zuweilen nur durch eine irrthümliche Darstellung und Auffassung veranlaßt worden sind, ihre Namen dazu herzu geben. Daß auch die Glauchau'sche Petition in gewissen Kreisen ohne alle Agitation ihre Unter zeichner gefunden hat, läßt sich keineswegs be-